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Suspiria

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Die Macht der Bilder

Suspiria Kritik

Suspiria Kritik
12 Kommentare - 29.12.2018 von Marozeph
In dieser Userkritik verrät euch Marozeph, wie gut "Suspiria" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Fangen wir an mit einem simplen Fakt: der Plot ist das Wichtigste an einem Film. Wir wollen gute Geschichten, klein und groß, intim und weltumspannend, clever konstruiert und gefüllt mit überraschenden Wendungen; wir wollen lebensnahe Charaktere, mit denen wir mitfiebern oder die wir abgrundtief hassen können. Der Plot regiert alles, der Rest ist nur Beiwerk.

Gehen wir über zum nächsten Fakt: der erste Fakt ist Quatsch. Natürlich reden wir uns gerne ein dass wir Filme nur der Story wegen gucken, aber ein Blick auf die erfolgreichsten Filme aller Zeiten widerlegt das schnell. Was Leute vor die Leinwand bringt ist Spektakel, Stars, prächtige Bilder und gegeben Falls etwas nackte Haut.

Und im Ernst, das ist kein echtes Problem. Ein Film der eine schwache Geschichte mit Stil, Charme und Tempo serviert ist üblicherweise meilenweit besser als einer der ein erstklassiges Drehbuch hat, aber lahm und inkompetent verfilmt wurde.

Was uns nun zu Suspiria bringt, Dario Argentos Horrorfilm der als exzellentes Beispiel für diese These taugt: der Plot ist dünn, wird kurz vor Schluss in einem exposition dump erklärt und endet dann komplett abrupt. Die Charaktere sind minimal ausgearbeitet und nicht wirklich interessant. Wer will, kann einen Haufen Elemente finden die nicht viel Sinn machen. Aber trotz alledem wird kaum jemand bezweifeln, dass er ein Höhepunkt seines Genres ist.

Das Zauberwort heißt in diesem Fall "Atmosphäre". Argentos Film schert sich nicht um den üblichen dunklen Look von Horrorfilmen und präsentiert sich stattdessen in knalligen Primärfarben, hier die Eingangshalle in tiefem Blau, dort ein Korridor in Weinrot und überall Tupfer von hellem Gelb. Die bewusst künstliche Beleuchtung folgt dem gleichen Farbschema, was Teile des Bildes hervorstechen lässt und dem Film ein einmaliges Gefühl gibt, auch ohne Worte wird dem Zuschauer klar dass hier etwas falsch ist, nichts scheint ganz real zu sein, so als würde man einem Alptraum zusehen. Wenn weiße Betten vor einer schwarzen Silhouette umgeben von dunkelrotem Leuchten stehen oder kränkliches gelbes Licht den scheinbar einzigen Ausweg markiert kommt das unangenehme Kribbeln ganz von alleine. Der Soundtrack - beigesteuert von der Band Goblin - leistet mit schiefen, wabernden Tönen ebenfalls seinen Beitrag dazu, den Film möglichst unkomfortabel zu machen.

Unter dieser einmaligen Oberfläche befindet sich nicht viel, die Geschichte um die junge Suzy (Jessica Harper) die einer Ballettschule beitritt, deren Mitglieder reihenweise ermordet werden, ist nur ein Aufhänger für den visuellen Trip - und das ist vollkommen in Ordnung. Dies ist ein unvergesslicher Film, nicht durch die Kraft der Worte, sondern die der Bilder, jede Aufnahme gruselig, verzückend schön, oder beides. Er ist durch und durch die Manifestation der Worte visuelles Medium und verlangt es geradezu um Mitternacht auf der größtmöglichen Leinwand gesehen zu werden. Und schon das alleine macht ihn zum Klassiker.

Suspiria Bewertung
Bewertung des Films
910

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12 Kommentare
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Silencio : : Moviejones-Fan
03.01.2019 22:24 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.446 | Reviews: 54 | Hüte: 291

MB80:

Ich wollte das auch eher ergänzend verstanden wissen, alles gut. laughing

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MB80 : : Black Lodge Su
03.01.2019 21:49 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 3.001 | Reviews: 44 | Hüte: 265

Silencio:

Das meinte ich eigentlich mit „quasi vorlesen“, das schwächere Regisseure einem wortwörtlich erklären müssen, was passiert (VoiceOver bei Michael Bay etc.). Dass ich Dialoge beim Thema „audiovisuell“ nicht ausschließen wollte kannst du mir zumuten ;)

Da ist glaube ich was verloren gegangen weil ich hier am iPad tippe und mich etwas kürzer fasse...

Ebenso wollte ich nicht sagen dass Filme nicht komplex sind und nur stereotype Charaktere benutzen oder so, ich meine für kurze, schnelle Vorstellungen von Charakterzügen (dein Beispiel) werden einige schnell greifbare Verhaltensweisen genutzt. So ich hoffe das ist jetzt besser verständlich. Nennen wir Filme „effektiver“ in der Schnelle der Übertragung von Informationen.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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Silencio : : Moviejones-Fan
03.01.2019 21:26 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.446 | Reviews: 54 | Hüte: 291

MB80:

"Da muss ich auch kurz einharken, „show don‘t tell“ meint ja, durch audiovisuelles die Handlung zu erzählen nicht durch Dialoge, also quasi vorlesen. "

Das kommt dem Ganzen schon ein ganzes Stück näher, ist aber auch nicht gaaaanz, was das eigentlich meint - wir dürfen ja nicht vergessen, dass Dialog zum ersten Wortteil von audiovisuell gehört. Der Trick ist es, komplexe Ideen auf eine Art auszudrücken, die dem Zuschauer diese eben nicht auf die Nase bindet. Das kann auch durch Dialoge passieren. Anderenfalls würden Aaron Sorkin, Quentin Tarantino oder die Coens ja automatisch schlechte Filme drehen, dabei sind ihre Filme doch im besten Sinne äußerst geschwätzig. Wobei ich da natürlich eben auch zugestehen muss, dass das insoweit umstritten ist, weil es durchaus Ansichten gibt, die (stark übertrieben ausgedrückt) vertreten, dass Dialog im Gegensatz zu Geräuschen und Musik inhärent vom Film ablenken würden.

Um das mal anders aufzuziehen: wo Ridley Scott in "Blade Runner" mit einer einfachen Szene zeigen kann, dass Roy Batty doch eine Seele hat, ohne es auszusprechen, muss Zack Snyder einem immer wieder erklären, dass es in seinen Filmen um Gott geht. Und das Superman Gott ist. Und blah.

(Und ja, es ist 2019. Ich werde jetzt jede Gelegenheit wahrnehmen, um die "I`ve seen things you people wouldn´t believe"-Szene zu erwähnen. Sue me.)

"Es gibt natürlich Unterschiede zw. Film und Buch, z.b. der Zeitaufwand. So können Bücher sich die Zeit nehmen, komplexe Charaktereigenschaften einfach auszuführen, während Film oft und gerne auf Stereotype als „Abkürzung“ zurück greift."

Andererseits muss ein Buch langwierig beschreiben, was ein Film unmittelbar zeigen kann. Clint Eastwoods stoischer Blick mit all seinen Bedeutungsmöglichkeiten würde in einem Buch bestimmt ordentlich Platz einnehmen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass ein Buch eher komplex und ein Film eher stereotyp ist, aber das würde vielleicht zu weit führen... :p

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MB80 : : Black Lodge Su
03.01.2019 19:20 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 3.001 | Reviews: 44 | Hüte: 265

Marozeph:

Dann will ich aber informiert werden wenn es soweit ist ;)

luhp92:

Da muss ich auch kurz einharken, „show don‘t tell“ meint ja, durch audiovisuelles die Handlung zu erzählen nicht durch Dialoge, also quasi vorlesen. Dadurch wird ja nicht geschmälert, dass Filme eine solide, komplexe Handlung haben sollten. Es gibt natürlich Unterschiede zw. Film und Buch, z.b. der Zeitaufwand. So können Bücher sich die Zeit nehmen, komplexe Charaktereigenschaften einfach auszuführen, während Film oft und gerne auf Stereotype als „Abkürzung“ zurück greift.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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Silencio : : Moviejones-Fan
03.01.2019 12:08 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.446 | Reviews: 54 | Hüte: 291

luhp:

„Film ist ein audiovisuelles Medium, man sagt ja auch "Show, don´t tell." Wer Plot über alles stellt, sollte dann wohl doch lieber ein Buch lesen“

Das ist nicht, was der Ausspruch bedeuten soll.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Marozeph : : Moviejones-Fan
03.01.2019 11:59 Uhr
0
Dabei seit: 07.12.18 | Posts: 21 | Reviews: 13 | Hüte: 11

@luhp92

Das Remake habe im Kino leider verpasst, werde es mir aber sicher mal Zuhause ansehen, wenn die Bluray raus ist.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
03.01.2019 00:13 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.799 | Reviews: 182 | Hüte: 643

@Marozeph
Schöne Kritik. Vor Allem dein Einwand zum Plot im Filmmedium gefällt mir. Film ist ein audiovisuelles Medium, man sagt ja auch "Show, don´t tell." Wer Plot über alles stellt, sollte dann wohl doch lieber ein Buch lesen^^

Von Argento kenne ich bisher leider nur den großartigen "Terror in der Oper".

Hast du zufällig auch schon das "Suspiria"-Remake von Luca Guadagnino gesehen?

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
02.01.2019 19:48 Uhr | Editiert am 02.01.2019 - 19:50 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.650 | Reviews: 120 | Hüte: 663

@ Silencio

Oh, dass es von Suspiria einen "Originalfilm" gibt, habe ich doch glatt nicht gewusst. Danke für den Hinweis. wink

Nun ja, dann sollte ich mir den alten vielleicht auch mal ansehen und dann auch den neuen. Setze ich mal auf meine Wunschliste.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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Silencio : : Moviejones-Fan
02.01.2019 19:43 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.446 | Reviews: 54 | Hüte: 291

Raven:

Dieser "Suspiria" ist bereits erschienen, die Review bezieht sich auf das Original von Dario Argento und nicht auf das Remake von Luca Guadagnino aus dem letzten Jahr.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
02.01.2019 19:35 Uhr | Editiert am 02.01.2019 - 19:46 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.650 | Reviews: 120 | Hüte: 663

@ Marozeph

Auch von mir erstmal ein herzliches Willkommen auf MJ und ein frohes neues Jahr!

Interessante Kritik. Ich bin sehr gespannt auf Suspiria und werde mir diesen auf jeden Fall auf Blu-Ray ausleihen, wenn er erscheint. Schon der Trailer hat mich in seinen Bann gezogen durch diese düster-beklemmende Atmosphäre.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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Marozeph : : Moviejones-Fan
02.01.2019 19:25 Uhr
1
Dabei seit: 07.12.18 | Posts: 21 | Reviews: 13 | Hüte: 11

Danke fürs Lob, das "nicht viel unter der Oberfläche" war in der tat ungünstig formuliert von mir. Werde bei zukünftigen Kritiken mehr auf Details achten.

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Silencio : : Moviejones-Fan
02.01.2019 11:48 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.446 | Reviews: 54 | Hüte: 291

Schöner Einstand, dem kann man nur noch wenig hinzufügen. Einzig der Aussage, dass unter der Oberfläche nicht viel passiere, würde ich widersprechen. Denn gerade durch seine (alp-)traumhafte Stimmung verhandelt der Film viel Unterbewusstes, das er damit an die Oberfläche bringt und sichtbar macht. Ob der Argento das bewusst gemacht hat (seine neueren Filme sagen ganz klar "Nein", seine älteren und der Fakt, dass er an "Spiel mir das Lied vom Tod" mitgearbeitet hat, sagen "ja "...), oder das ganze ein Unfall war, mag ich allerdings nicht beurteilen. :p

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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