Bewertung: 3 / 5
Diese Kritik enthält SPOILER, da ich mich aufgrund der weitgehend begeisterten Stimmen hier mehr auf die Schwächen des Films konzentrieren wollte und diese nicht erörtert werden können, ohne bestimmte inhaltliche Entwicklungen aufzugreifen. Wie meine Wertung verrät, finde ich den Film insgesamt gut, was anhand dieser Kritik eher nicht so deutlich wird, aber ich wollte keinen ellenlangen Roman schreiben. Zu den inszenatorischen Stärken (Regie, Kamera, Sound) verweise ich daher einfach auf die Kritik von Raven13, der ich in diesen Punkten beipflichten kann.
KRITIK
Trailer zu The Batman
DC scheint seine Erfolgsformel endlich gefunden zu haben. Man nehme einen prestigeträchtigen Regisseur, picke sich zwei seiner Filme heraus und rühre diese zu einem zusammen (wahrscheinlich, damit der Rip-off-Charakter nicht so sehr auffällt). Was mit Scorsese/Taxi Driver/King of Comedy geklappt hat, sollte sich doch mit Fincher/Sieben/Zodiac wiederholen lassen, oder?
Finanziell mit Sicherheit, in qualitativer Hinsicht hat dagegen ja schon der vorherige Beitrag die Vorbilder deutlich verfehlt und so verhält es sich nun auch mit dieser Fincher-Hommage. Hauptproblem ist, dass der Film seine Laufzeit von drei Stunden nicht rechtfertigen kann. Weder ist die Handlung sonderlich komplex, noch hat das Werk inhaltlich etwas zu bieten, das über das hinausginge, was die meisten Comicverfilmungen in dieser Hinsicht liefern.
Banale Szenen werden hier bedeutungsschwanger in die Länge gezogen, dazu unnötige Nebenplots aufgemacht, die zu nichts führen. Da erstaunt es, dass eine offenbar an "Das Schweigen der Lämmer" angelehnte Szene zwischen Batman und dem in Arkham einsitzenden Joker dem Schnitt zum Opfer gefallen sein soll, weil sie laut Matt Reeves den Plot an der Stelle ausgebremst hätte. In der Kinofassung lassen sich immer noch mindestens ein halbes Dutzend weitere Szenen finden, die das gleiche Schicksal verdient gehabt hätten.
Mystery-Thriller ohne Mysterium
Auch was einem hier am Ende als große Enthüllung verkauft wird, ist im Grunde mehr als banal. Der als fieser Verbrecher eingeführte Carmine Falcone entpuppt sich als fieser Verbrecher, shocking! Auch die Korruption von Gothams Eliten wurde schon direkt zu Beginn etabliert, so dass die Aufdeckung der groß angekündigten Lüge, auf der Gotham aufgebaut ist, eher für Schulterzucken sorgt.
Die einzige Enthüllung, die tatsächlich eine tiefergehende Wirkung hätte entfalten können, wird direkt in der nächsten Szene wieder revidiert und hat daher überhaupt keinen Effekt. Das wäre auch eine Stelle gewesen, wo der Film tatsächlich mal einen düsteren Pfad hätte einschlagen können statt dies wie sonst zumeist nur zu behaupten.
Detektivarbeit a la Gustav Gans
In Anbetracht dessen, wie oft im Vorfeld betont wurde, dass man hiermit Batmans detektivische Fähigkeiten in den Fokus rücken wollte, ist die Detektivarbeit wohl die größe Enttäuschung, denn das was einem hier gezeigt wird, verdient schwerlich diese Bezeichnung. Auf Falcone als Mörder von Annika kommt der Meisterdetektiv, weil das Opfer praktischerweise die Tat als Voicemail mit dem Handy aufgezeichnet hat, das spart einem doch glatt tatsächliche Detektivarbeit. Noch praktischer, dass Falcone vollkommen grundlos während er gerade eine Frau erwürgt auch alles andere zugibt, was er getan hat, so dass Batman sämtliche Zusammenhänge auf dem Präsentierteller erhält, ohne selbst irgendwas dafür zu tun.
Den letzten Hinweis zu Riddlers Plan entschlüsselt er wiederum nur, weil zufällig gerade ein Polizist am Tatort ist, dessen Onkel in der Teppichherstellung tätig ist, und der ihm daher erklären kann, wozu das vom Riddler genutzte Mordwerkzeug gut ist. Holy coincidence, Batman!
Gothams Al Capone stiehlt die Show
Pattinsons Leistung ist okay, allerdings kann er hier bei weitem nicht so viel zeigen wie etwa in "Der Leuchtturm". Wright stinkt im direkten Vergleich gegen Morgan Freeman ab, während Zoe Kravitz immerhin bis zum Schluss ihren Kopf behalten darf. Ihre Figur fällt aber leider dadurch auf, dass sie zwar mehrfach erklärt, sie könne auf sich selbst aufpassen, nur um dann gleich zwei Mal als Damsel von Batman gerettet werden zu müssen. Zudem wirkt die Romanze zwischen den beiden reichlich erzwungen, wodurch sich auch keine richtige Chemie zwischen ihnen entwickelt. Was dem ganzen einen zusätzlichen Creepy-Touch verleiht ist die Tatsache, dass die erste Begegnung der beiden darauf hinauslief, dass Batman sie in Stalker-Manier beim Umziehen beobachtet hat.
Der eigentlich immer großartige Dano ist in der komplett vermummten Rolle etwas verschenkt und bekommt erst zum Ende hin eine große Szene ohne Maske, leidet dann aber darunter, dass seine Figur ein wenig wie ein Potpourri aus rezenten Batman-Widersachern wirkt. Turturro könnte den schmierigen Gangster auch im Schlaf spielen, während Serkis in einer undankbaren Rolle verheizt wird. MVP des Casts ist somit tasächlich der bis auf die Augen nicht zu erkennende Colin Farrell, dessen Oswaldo Cobbliopotto glatt als Hommage an Robert De Niros Al Capone-Darstellung in "The Untouchables" durchgehen könnte.
Kann man es eigentlich schon als neuen Hollywood-Trend bezeichnen, namhafte Darsteller bis zur kompletten Unkenntlichkeit zu maskieren und sie dann mit italienischem Akzent sprechen zu lassen, damit sie so die amüsanteste Performance des Films abliefern?
FAZIT
Reeves liefert hier ein paar beeindruckende Szenen (neben der allseits gelobten Verfolgungsjagd vor allem auch die von Maschinengewehrfeuer erleuchtete Kampfszene in ansonsten kompletter Dunkelheit) ab und lädt seine Geschichte mit einer passenden Atmosphäre auf, schießt sich aber mit der unnötig aufgeblasenen Laufzeit selbst ins Bein. Zudem hätte etwas mehr Eigenständigkeit und ein besseres Drehbuch gut getan.