Bewertung: 3 / 5
Regisseur Peter Farrelly hat mit The Greatest Beer Run Ever für Apple die unglaubliche, aber wahre Geschichte des New Yorker Chickie Donohue verfilmt, der es für eine gute Idee hielt, seinen Freunden im Vietnam-Krieg Bier zu bringen. Was wie eine Komödie klingt, ist am Ende deutlich dramatischer. Und hier liegt das Problem.
The Greatest Beer Run Ever - Kritik
New York, 1967: Chickie Donohue, dessen Jugendfreunde in Vietnam kämpfen, fasst einen unglaublichen Entschluss. Als Zeichen seines Beistands will er selbst ins Kriegsgebiet reisen, um seinen Freunden ein kleines Stückchen Heimat mitzubringen: bestes amerikanisches Dosenbier. Doch dann erfährt Chickie die Realität und Kontroversen dieses Krieges am eigenen Leib, und das Wiedersehen mit seinen Kameraden wird zu einer Prüfung um die Wirren und Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Es wird klar: Was ein gut gemeinter Plan war, soll nicht weniger als das Abenteuer seines Lebens werden.
Trailer zu The Greatest Beer Run Ever
Der Film basiert auf dem autobiographischen Roman "The Greatest Beer Run Ever: A Memoir of Friendship, Loyalty and War" von Joanna Molloy und eben jenem John "Chickie" Donohue. In großen Teilen hält sich der Film auch an die Vorlage und die wahre Geschichte, was an sich schon unglaublich ist. Das, was man in The Greatest Beer Run Ever sieht, entspricht also zumeist tatsächlich der Wahrheit. Ja, die glaubten zum Beispiel wirklich, er sei Mitglied der CIA.
Das Problem des Films ist nicht die Geschichte. Was erwartet man von einem Film mit so einer Story, wenn ein Peter Farrelly Regie führt und man sich den Trailer ansieht? Vermutlich eine Komödie, einen verrückten, vielleicht durchgeknallten Film, über einen Kerl, der seinen Freunden Bier ins Kriegsgebiet bringen will. Und teilweise ist er das auch. Vor allem der erste Akt des Films kommt dem auch nah, doch schon hier fühlt sich der Ton des Films für den Zuschauer einfach nicht richtig an. Ist das jetzt lustig, ein lockerer, spaßiger Film oder ist das jetzt doch alles ernst gemeint, ein Drama? Spätestens wenn die Geschichte in Vietnam angekommen ist, wird aus Spaß ernst und The Greatest Beer Run Ever entwickelt sich zu einem klassischen Antikriegsfilm.
Doch auch hier kommt es immer wieder zu Momenten, die einen fragen lassen, ob Farrelly selbst eigentlich wusste, ob er jetzt eine Komödie oder einen bitterernsten Antikriegsfilm dreht. Von Anfang bis Ende wirkt der Film einfach nicht ausgewogen und kann sich nie richtig entscheiden, was er eigentlich sein will. Dabei kommt der Humor angesichts des tragischen Hintergrunds nie wirklich an. Das Lachen bleibt einem bestenfalls im Halse stecken. Vielleicht war ja auch genau dies die Intention, doch in dem Fall wurde sie nicht gut umgesetzt.
Dass die Geschichte und Ansichten von Donohue dabei perfekt in unsere heutige Zeit passen, ist sicher kein Zufall. Donohue verteidigt zu Hause den Krieg, hat kein Verständnis für die Proteste und empfindet diese als unpatriotisch und glaubt zudem jedes Wort der Kriegspropaganda ohne eigene Einblicke zu haben. Fakten? Braucht man nicht, sind eh gelogen. Er verhält sich wie heutige Anhänger von Trump oder Putin.
Erst die eigene Reise nach Vietnam, wo er die Schrecken mit eigenen Augen sehen kann, hilft ihm zu realisieren, dass die Realität eine andere ist, als man ihm hat versucht glauben zu machen. Diese Botschaft des Films ist nicht verkehrt, aber auch nicht neu. Gerade mit Blick auf den Vietnam-Krieg erzählt der Film absolut nichts Neues, weder, was die Schrecken in Vietnam selbst betreffen, noch den Umgang damit in der amerikanischen Gesellschaft. Hinzu kommt, dass andere Filme wesentlich effektiver diesbezüglich waren. Letzten Endes behandelt der Film diese Thematik zu oberflächlich.
Es hilft dabei auch nicht wirklich, dass der Film nie ein wirkliches Gefühl für Vietnam entwickelt. Wir haben uns oft bei dem Gedanken ertappt, ob so manche Szene nicht vielleicht einfach schnell im Feld oder Waldrand um die Ecke des Studios gedreht wurde.
Zac Efron hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er sowohl lustige wie auch ernste Rollen spielen kann. The Greatest Beer Run Ever verlangt genau dies und Efron liefert auch routiniert ab. Doch viel mehr verlangt der Film von ihm nicht und so kann Efron auch nie richtig glänzen.
Dies mag auch daran liegen, dass an seiner Seite im Laufe des Films Russell Crowe als Kriegs-Fotograf Arthur Coates zu sehen ist. Dieser überstrahlt Efron einfach in Sachen Ausstrahlung und Charisma. Es ist eben Russell Crowe!
Es spricht zudem nicht unbedingt für den Film, dass wir lieber Coates Geschichte weiter verfolgt und im Film gerne mehr Zeit mit ihm verbracht hätten. Wann immer Crowe dabei war, wusste man einfach genau, was für einen Film man sah und welchen Ton dieser hat: Der Vietnam-Krieg aus Sicht eines Kriegs-Fotografen, der bereits viele seiner Kollegen verloren hat, aber gar nicht daran denkt, abzureisen, sondern vor Ort weiter für die Wahrheit kämpft, damit die Welt sie später sehen kann. Wir hätten hier nichts gegen ein Spin-off einzuwenden.
Dieser Part im Film ist zugleich auch die größte Abweichung von der tatsächlichen Geschichte, denn einen Kriegs-Fotografen namens Arthur Coates hat es nicht gegeben. Die Figur dient im Film dazu, Donohue möglichst schnell und direkt über die wahre Natur dieses Krieges aufzuklären. Denn dies ist die nächste große Abweichung: Sind es im Film nur wenige Tage, verbrachte der echte Donohue ganze vier Monate in Vietnam.
Als Komödie nicht lustig genug, als dramatischer Antikriegsfilm zu oberflächlich. The Greatest Beer Run Ever ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Was bleibt, ist ein toller Russell Crowe sowie eine durchaus interessante Geschichte, die ihren Reiz daraus zieht, dass sie tatsächlich wahr ist. Darauf ein Bier!
Wiederschauwert: 50%