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The Last Duel

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The Last Duel Kritik

The Last Duel Kritik

The Last Duel Kritik
4 Kommentare - 15.10.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Last Duel" ist.
The Last Duel

Bewertung: 4 / 5

Im Jahr 1386 beschuldigt Marguerite de Carrouges (Jodie Comer) den besten Freund ihres Mannes Jacques Le Gris (Adam Driver) einer vergewaltigung. Ihr Mann Jean de Carrouges (Matt Damon) klagt die Tat öffentlich vor seinem Fürsten Pierre dAlençon (Ben Affleck) an, welcher selbst eine enge Freundschaft mit Le Gris verbindet. Da ihn sein Fürst nicht anhören möchte, geht de Carrouges den Weg über den französischen König Charles VI (Alex Lawther) und fordert ein Duell zwischen ihm und Le Gris. Dieses werde über den Wahrheitsgehalt der Aussage von Marguerite und Jean entscheiden. Doch sollte Jean das Duell verlieren, so werde er sterben und auch seine Frau werde auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Es bedurfte einer längeren Achterbahnfahrt, um Regisseur Ridley Scott zu alten Kräften zu bringen. Gerade nach seinem letzten Meisterwerk Gladiator, hatte Scott vor allem in den späten 2000ern und frühen 2010er Jahren damit zu kämpfen, daß seine Filme mehr und mehr von Kritikern verissen, zumindest aber gespalten aufgenommen wurden. Doch diese Zeit scheint - mit Ausnahme seiner fürchtlerichen Alien-Prequels - nun ein Ende gefunden zu haben. Spätestens nach seinem Weltraum-Botanikerfilm Der Marsianer – Rettet Mark Watney fand Scott zu alter Stärke zurück. Nun findet mit dem Historien-Ritter-Drama The Last Duel ein weiterer Eintrag in das Genre der monumentalen Filme, in denen sich Scott so sehr auskennt und dazu hat er sich zwei Drehbuchautoren herangeholt, deren Talent nach Werken wie Good Will Hunting oder The Town – Stadt ohne Gnade eindeutig ersichtlich ist.

Trailer zu The Last Duel

Die Rede ist hier von Matt Damon und Ben Affleck, die nicht nur schreiben, sondern auch mitproduzierten und auch selber Hauptrollen im Film verkörperten. Gerade Damon, der hier eine der zentralen Hauptfiguren spielt, schafft es erneut in einer Zusammenarbeit mit Ridley Scott zu beweisen, was für ein großer Schauspieler er sein kann. Schließlich schafft er es seinen Jean de Carrouges zu einer zwiegespaltenen Persönlichkeit werden zu lassen, bei der man im gesamten Film nicht sagen kann, ob man ihn jetzt mag, oder verachtet. Denn in seiner Ideologie verankert er sich als Mann von Ehre, der seinem König treu ergeben ist, aber auch seine Frau als ehrbar erachtet. Zumindest so sehr, wie es das 14. Jahhrundert ebn zulässt. Geplagt von unermüdenden Kämpfen kehrt Jean de Carrouges immer wieder nach Hause zurück, um auch von seiner Frau mit einem Sohn beschenkt zu werden. Man mekrt der Figur an, daß sie zwar nicht unbedingt zu den sympathischsten Menschen auf Mutter Erde gehört, sehr wohl aber zu denen, die eine Menge Ambivalenz zulassen.

Weitaus weniger Komplex sind da die anderen Hauptcharaktere, um Adam Driver, Ben Aflleck und Jodie Comer. Gerade ersterer fungiert in der Me-Too Parabel von Ridley Scott vor allem als antagonistische und der Herren der Schöpfung entglittene männliche Stereotype. Als Figur lässt er zwar nicht unbedingt viel Spielraum. So sind seine Taten als Vergewaltiger eindeutig, und fügen sich perfekt in das Bild eines Hollywoods aus der Sicht von Harvey Weinstein und Konsorten. So verbindet auch die Männerfreundschaft zwischen Le Gris und de Carrouges den Eindruck, Le Gris könne sich alles erlauben. Auch hier strickt der Film clever neue Fäden, in dem er typische Fragen an Missbrauchsopfer aufgreift und diese fast schon satirisch in Szene setzt. So muss sich die Frau, die Fragen gefallen lassen, wie es denn überhaupt dazu kam, wenn man denn tatsächlich mal so weit ist ihr zuzuhören, und anschließend glauben zu wollen.

Denn auch das verschachelt dieser Film nicht so einfach. Schließlich handelt er drei verschiedene Handlungsstränge, beziehungsweise die unterschiedlichen Sichten auf das Ereignis ab. So bekommt der Zuschauer hier die Opfer-, Täter- und Beobachterperspektive serviert und muss sich, dank dieser Konzeption immer wieder die Frage stellen, was denn jetzt die Wahrheit ist. Im Prinzip kommuniziert der Film hier als eine Art Gericht und der Zuschauer ist sozusagen der Geschworene. Das Konzept alleine ist schon so dermaßen Meta, daß es einem die Sprache verschlägt. Dabei schwebt immer wieder die Frage im Raum, wie ein das Opfer damit umgehen soll, und auch der Zuschauer wird diese Frage nicht beantworten können, da der Film über weite Strecken eben den Status-Quo aufrechterhält und damit die Frage nach der Tat erstmal einen Tatsächlichkeitsgehalt erhalten muss. Schauspielerisch wird das Ganze perfekt von Jodie Comer getragen. Man fragt sich die ganze Zeit unterbewusst, warum sie nicht direkter und konkreter gegen diese Tat vorgeht. Doch wenn man sich mit der Realität auseinandersetzt, so wird klar, dßa ein System wie dieses, aber auch das unsere eben die Frage nach dem Wahrheitsgehalt erst einmal prüfen müssen und gerne doch das geglaubt wurde, und immer noch wird, was man glauben möchte. Und schließlich wirkt Le Gris als Täter so dermaßen Glaubhaft. Der Film macht sich die Mühe, selbst wenn wir schon gesehen haben was passiert ist, die Tatsachenleugnung aufrechtzuerhalten und spielt somit ein weiteres Mal gekonnt mit der Wahrnehmung seiner Zuschauer.

Für etwas Erheiterung in diesem Werk sorgt vor allem der von Ben Affleck verkörperte Pierre dAlençon, der vor allem die düstere Prämisse durch lockere, teilweise aber auch unfreiwillig komische Kommentare seinereseits etwas Atempause verschafft. Seine Figur steht zwsichen den Fronten, mal mehr, oder mal weniger. Schließlich zeigt auch er, daß Glauben und Glauben wollen sich doch immens unterscheiden und jede Feinfühligkeit verloren geht, sobald ein Mann, sich seiner niederen Gelüste hingeben möchte. Er ist nicht das schlimmste Beispiel eines kaputten Systems, steht aber dennoch für das Juvenile und männerdominierende in dieser Welt.

Zwar kommen im Film ab und zu auch einige Längen auf, wenn man bestimmte Umstände überdeutlich macht. Dies ist natrülich auch dem Umstand geschuldet, daß der Film so konsequent mit der Wahrnehmung seiner Zuschauer spielt. Dennoch hätte eine etwas straffere Erzählung hier nicht geschadet. In weiteren Teilen gibt es dann dennoch etwas Action in diesem Film, die auch hier von einer Härte und großartigen Inszenierung getragen wird. So schafft es Ridley Scott immer noch zu schockieren und lieferte klare, düstere Bilder, die mit Unterkühlung in den Schlachten grtagen werden. Dabei schafft es das finale letzte Duell sogar, den Zuschauer bangen zu lassen. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich hier sagen, ob die Geschichte nun "gut" ausgeht, oder eben böse endet. Zumindest nicht, wenn man die "wahre" Geschichte nicht kennt.

Eine phantastische Me-Too Parabel getragen von satten unterkühlten Bildern wird in The Last Duel zu einem weiteren großen Film für alle Beteiligten. Diese Geschichte ist wichtig, weil sie die Wahrnehmung einzelner in Frage stellt und auch unser Verständnis von Objektivierung alt aussehn lässt. Frisch hingegen wirken vor allem Jodie Comer, Matt Damon, Adam Driver und Ben Affleck, während die anderen Darsteller durch die Bank weg gut besetzt wurden. Ein Filmd er vor allem druch seine großen Dialoge funktioniert und eine Abrechnung mit dem Motto Alles beim Alten ist.

The Last Duel Bewertung
Bewertung des Films
810

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4 Kommentare
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ProfessorX : : Moviejones-Fan
17.10.2021 07:40 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@luhp92

Ah, interessant. Dann kommt er wohl doch auf die Liste. Ich danke! smile

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
16.10.2021 18:41 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@ProfessorX

Die Rezeption täuscht in meinen Augen, für mich hat "Königreich der Himmel" ähnliches Niveau wie "Gladiator" und ist Teil dieser kurzen Hochphase an Monumental-Filmen in der ersten Hälfte der 2000er Jahre. Ich habe aber auch schon mehrfach gelesen, dass die Kinofassung von "Königreich der Himmel" etwas verhackstückt sein soll und der 50 Minuten längere Directors Cut entsprechend ein ganz anderes Bild vermittelt. Den DC habe ich selbst aber noch nicht gesehen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
16.10.2021 08:17 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@luhp92

Der erstaunliche dabei ist ja eigentlich, daß das funktioniert. Immerhin hat Ridley Scott auch Robin Hood in den Sand gesetzt und auch über Königreich der Himmel habe ich bisher nix gutes gehört. ^^

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
15.10.2021 18:19 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Ich hatte vor ein paar Tagen dieses Review hier gelesen, dessen Autor das ebenfalls aufgefallen ist.

#MeToo im Mittelalter
Ridley Scott erzählt in „The Last Duel“ einen mehr als 600 Jahre alten Justizfall – mit Parallelen zur Gegenwart

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/metoo-im-mittelalter

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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