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The Town - Stadt ohne Gnade

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The Town - Stadt ohne Gnade Kritik

The Town - Stadt ohne Gnade Kritik

The Town - Stadt ohne Gnade Kritik
0 Kommentare - 17.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Town - Stadt ohne Gnade" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Kleinganove Doug MacRay (Ben Affleck) plant mit seinen Freunden Jem (Jeremy Renner), Gloansy (Staine) und Desmond (Owen Burke) für den skrupellosen Fergie (Pete Postlethwaite) eine Bank zu überfallen. Der unkontrollierbare Jem richtet einen großen Schaden bei der Aktion an und misshandelt einen Angestellten, während er die Filialleiterin Claire Keesey (Rebecca Hall) als Geisel nimmt. Als sie wieder verschwindet, drängt Jem seinen Freund Doug dazu, Claire zu töten, da diese zu viel gesehen habe. Dieser jedoch versucht auf eigene Faust herauszufinden, ob Claire denn wirklich etwas weiß. Außerdem planen die beiden Freunde weitere Überfälle mit Fergie, während das FBI unter der Leitung von Adam Frawley (Jon Hamm) und Dino Ciampa (Titus Welliver) Jagd auf die Bande macht.

Ben Affleck ist ein guter, aber konventioneller Filmemacher. Kaum ein Werk zeigt das so überdeutlich, wie The Town – Stadt ohne Gnade. Und warum er das so überdeutlich zeigt, liegt einfach daran, daß hier Fronten gleich zu Beginn geklärt werden. Man hat in Doug MacRay einen klassischen Antihelden, der vom System hintergangen wurde und nie eine richtige Chance hatte, aus seiner Misere herauszukommen. Man hat in Adam Frawley einen verbissenen Vertreter der Exekutive, der eine genaue Vorstellung davon hat, wie die Bankräuber hier vorgehen und natürlich auch jedwede Kontrolle über die Situation und seine Mitarbeiter genießt. Man hat eine perfekte Idylle im Sinne dessen, daß die geplanten Coups alle gelingen, weil es nichts gibt, was diese Räuber aufhalten kann und man hat das Fass, was das ganze zum Überlaufen bringen wird in Form von Jeremy Renners Jem Coughlin. Das Problem dabei ist nicht, daß der Film hier seine Wendung in irgendeiner Form von vermeintlich unerwartetem Twist verkaufen würde, sondern daß der Ausgang der Geschichte damit gleich zu Beginn sonnenklar ist. Da nutzt es dann auch nichts, wenn Affleck hier das volle Aufgebot an Gigantismus einzelner Szenen auffährt, um deutlich zu machen, was diese Figuren gerade erleben. Im Prinzip sind das kleinere Wehwehchen, die der Film hat. Doch wenn man sie mal aufzählt, dann hat man da schon eine Großzahl. So etwa auch mit Blake Livelys Kris Couglin. Denn diese Figur ist vorhersehbar, ähnlich wie es vielen Figuren im Film geht.

Doch das ist völlig egal, weil der Film seinen Reiz eher daraus zieht, besonders gut gemacht worden zu sein. Dieses Lob kann man dann vor allem dann aussprechen, wenn der Film seine Charaktere erklärt. Es ist dann durchaus keine Psychologisierung, dennoch belebt der Film für kurze Zeit ein Genre wieder, daß im Zuge des Drangs nach Übermenschen mehr und mehr an Bedeutung verloren hat. Dabei steckt genau darin doch auch die systemische Kritik. Denn wenn man hier Menschen betrachtet, dann sieht man eine Vielzahl von Ideologien. Da wäre die Hauptfigur Doug MacRay, die im Zuge eines systemischen Ausfalls auf eine schiefe Bahn geraten ist. Also zumindest, wenn man das so empfindet. MacRay hat durchaus viel erlebt, aber es ist auch nicht so, als würde Affleck seine Figur als Opfer seiner Umstände begreifen und inszenieren. Natürlich fiebert man gewissermaßen mit ihm mit, weil aber auch das Verlangen kein grenzenloses ist und hier stark mit dem Moralbegriff gearbeitet wird. Es darf keine zivilen Opfer geben. Es muss soviel sein, um auszukommen und irgendwo darin steckt eine Menschlichkeit. Gerade diesen Kontrast aus gut und böse verarbeitet der Film sauber zu einem sehr klassischen Antihelden. Ohnehin liegt da immer eine Schwere, weil auch der Film in vielen Momenten mehr ist, als bloßes Actionkino. Viel Zeit wendet Affleck auf, um seinen Charakteren Raum für Entfaltung zu geben. Langsame Kamerafahrten und lange Szenen gehören hier mit zum Alltag.

Und das findet immer dann auch einen Wechsel. Da, wo Schwere liegt, gibt es Romantik. Nicht im Sinne von Liebe, aber im metaphorischen. Die Charaktere berichten von ihren Träumen. Und während sich durchaus der Vergleich zu Heat (1995) aufdrängt, ist dieser Film irgendwie nahbarer. Das wird sogar dann aus einer psychologischen Betrachtungsweise heraus immer etwas heikel. Da gibt es dann diese eine Frau, die den ganzen Plan der Männer zum Einsturz bringen kann. Im Prinzip ist diese Ausgangslage vielleicht auch etwas konstruiert, doch insgesamt entsteht da durchaus eine eigenartig interessante Verbindung zwischen MacRay und der von Rebecca Hall verkörperten Claire Keesey. So ein wenig Stockholmsyndrom steht da im Raum und man glaubt den Figuren durchaus die Verbindung. Man weiß zwar, daß das eskalieren muss, dennoch ist das nicht schlimm, weil Aflleck zusammen mit seinen Co-Autoren Peter Craig und Aaron Stockhard sehr intelligente und authentische Dialoge schrieb. Es muss natürlich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Executive und der Verbrecherbande geben. Das ist klar, aber die Spannung dessen liegt trotz der Tatsache, daß diese Gegenpole selten direkt aufeinandertreffen, immer im Raum. Und der Grund dafür ist, daß man hier wirklich sehr intelligente Figuren geschrieben hat. Wenn etwa ein McRay seine Coups plant und einen Zeitraum als zu gefährlich einstuft, um diesen durchzuziehen, dann zeigt der Film eine Figur mit Erfahrung. Dann wiederum ist aber auch die Gegenseite nicht so naiv und blauäugig und fischt lange hinter der Identität der Täter hinterher. Gleich zu Beginn schon wissen alle Beteiligten von der Gegenseite und das baut eine unglaubliche Spannung auf, die man nur selten in solchen Filmen sieht.

Und weil auch die Fronten so klar offen liegen, können die Gegenüberstellungen dessen noch wirksamer vom Zuschauer aufgenommen werden. Es gibt da etwa eine Szene mit der Hauptfigur im Verhörraum, Adam Frawley. Und dann entsteht eben dadurch, daß alles geklärt ist und jeder von jedem alles weiß eine unglaubliche Spannung, weil da dieses Gesetz ist, was die Exekutive in ihrer Tätigkeit ausbremst. The Town – Stadt ohne Gnade taucht dabei so tief in die Psychologie seiner eigenen Charaktere ab, daß sie mehr darstellen als nur bloße Facetten und Darstellung verschiedenster Ideologien. Klar trifft das nicht auf alle zu, weil ein Film eben dazu auch nicht den nötigen Raum hat. Auf der anderen Seite kann man sich aber auch aufgrund der Tatsache, daß es vielen Figuren so geht und man diese, bei denen das eventuell nicht der Fall ist, auch in dermaßen brenzeligen Situationen und Lebensumständen betrachtet, daß man da durchaus nicht ohne eine gewisse Geschichte hinkommen kann. Unterdessen bietet der Film auch recht eindringliche und intensive Feuergefechte. Gerade zum großen Finale steigt da ordentlich die Spannung. Und dabei kommt der Film relativ gut, ohne explizite Gewalt aus. Es hat immer etwas was absurd harmonisches und stilles, wenn hier gefeuert wird.

Ein weiterer gelungener Aspekt indessen ist, daß der Film gut aufzeigt, wie dieses System die Charaktere auseinandertreibt. So ist es zwar nicht so, als würde man hier rein gute Figuren sehen, die einfach nur an ihren Vorstellungen gescheitert sind. Dennoch sieht man hier Wesen, die sich bedingt durch systemische Verzahnungen immer weiter voneinander entfernen und bekämpfen, obwohl sie im Kern das gleiche Ziel haben sollten. Das führt natürlich so ein wenig weit weg vom eigentlichen Bedürfnis des verbesserten Lebensstandards. Doch dadurch, daß die Figuren nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben und nicht das große Ganze im Blick haben, gewinnt das System an Kontrolle und spielt Menschen gegeneinander auf. Dies zeigt der Film etwa eindrucksvoll an dem vermeintlichen Floristen Fergie, der auch mit Gewalt versucht, seine Ziele zu erreichen.

Für The Town – Stadt ohne Gnade wird es nie um Innovationen und neue Maßstäbe gehen. Dafür inszeniert Ben Affleck einen sehr atmosphärischen und gut durchdachten Film, der auch seine Charaktere klar und clever definiert. Als Mix aus Drama und Action gelingt es dem Werk insgesamt sehr gut, die eigene Spannung aufrechtzuerhalten und darüber hinaus auch sehr intelligente Analysen eines kaputten Systems darzustellen. Das führt gedanklich wesentlich weiter und selbst wenn man den Film auf seinen primären und offenkundigen Unterhaltungswert reduzierte, punktet das Werk auch, weil er recht intensiv und dicht daherkommt.

The Town - Stadt ohne Gnade Bewertung
Bewertung des Films
810

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