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Trainspotting - Neue Helden

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Trainspotting – Neue Helden Kritik

Trainspotting - Neue Helden Kritik

Trainspotting - Neue Helden Kritik
0 Kommentare - 07.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Trainspotting - Neue Helden" ist.

Bewertung: 3 / 5

Für die Junkies Mark Renton (Ewan McGregor), Spud (Ewan Bremner), Sick Boy (Jonny Lee Miller) Begbie (Robert Carlyle) und Tommy (Kevin McKidd) gehören Drogen zu ihrem Alltag. Als eines Tages einer von Ihnen auf Zwangsentzug gesetzt wird, kommt Mark ins Grübeln und überlegt, ob es nicht besser wäre, ein normales Leben zu führen.

Eine Sucht ist etwas, was immer mit großen Differenzen einhergeht. Sei es der Kampf mit sich selber, wenn man einem Drang nicht nachgeben darf, aber es im Fall der Fälle immer wieder tun wird. Seien es aber auch die Differenzen, die man mit dem eigenen Umfeld hat, welches sich aus mehreren Ebenen zusammensetzt. Daran erkennt man erst, wie komplex menschliche Beziehungen untereinander überhaupt sind. Gleichsam sieht man auch, daß es keinen einen Punkt gibt, an dem ein Mensch sein eigenes Leben so einfach dahin wirft, was er ebenso nie so einfach tut. Da kommt es dann auch zum Tod und wenn man den Verfall der Menschen im Rausch zeigen will, dann kann man mit ganz einfachen Stilmitteln schocken. Und geschockt hat Trainspotting – Neue Helden. Es ist ein paradoxes Beispiel für einen Film, der schocken will, schocken wird und nicht schocken kann. Denn während man durchaus die Abstiege der agierenden Personen sieht und dabei in die tiefsten Untiefen der Lebensfähigkeit blickt, dann findet sich dort der Anfang des Lebens, in Form eines Kindes. Dieses Kind wächst eben unter der Junkiegruppe, um Rant auf und ist natürlich in seinem Zustand total wehrlos. Nun fragt man sich, was dieses Kind in diesen Reihen zu suchen hat und man fragt sich das nicht nur für das Kind, sondern auch auf Filmtechnischer Ebene. Und wenn man das betrachtet, dann ist eigentlich klar, wohin die Reise gehen wird, weil es eben keinen Ausweg geben kann. Dieser ist aber eben nicht sonderlich überraschend oder vielsagend, sondern dient letztlich nur einer weiteren Manipulation.

Dabei will der Film vor allem schocken. Er will den Effekt beim Zuschauer hervorrufen, daß die gezeigten Bilder total abstoßend sind, wenn sich Rant etwa über das schmutzigste Klo auf diesem Planeten beugt. Gleichsam fehlt es dem Film aber an einer ganz einfachen Sache: Intensität. Der Film scheitert in erster Linie daran, die Figuren als nahbare Wesen zu zeigen. Ein Umstand, der Requiem for a Dream (2000) ein paar Jahre später zu einem unerträglichem und großartigem Film machen sollte. Klar wird auch in diesem Film mit der Wahrnehmung und möglichst surrealen Bildern gespielt, die der Zuschauer ertragen soll. Doch diese erreichen eben nie die Wirkung dessen, was sie eigentlich bezwecken wollen. Und der Grund dafür liegt indes daran, daß man immer wieder versucht im Zynismus zu verschwinden und vor allem der Hauptfigur Rent hier etwas über kluges gibt, ohne, daß die Figur eigentlich dazu in der Lage wäre über allem erhaben zu sein. Natürlich ist das vielleicht auch ein Gimmick, hier einen Erzähler zu etablieren, dessen Handlungsweisen man hier nach und nach zu bezweifeln hat. Doch auf der anderen Seite bleiben die Figuren dafür auch nicht mehr als bloße politische Ideale und Produkte einer systemkritischen und analytischen Sicht auf das Schottland der 1990er Jahre.

Grundsätzlich ist der Film natürlich auch nicht komplett in der Darstellung des Substanzmissbrauchs misslungen und so entsteht natürlich aus den Nöten der Hauptfiguren immer eine sehr dynamische Handlung, die nie so richtig auf einem Fleck bleibt. Das eigentlich interessante ist aber wirklich die Hoffnungslosigkeit zu jener Zeit. Den Figuren wurde hier eine Welt versprochen, die es so nie gab. Und so ist Edinburgh eher ein Drecksloch ohne blühende Straßen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Hier ist es sogar relativ gut gelungen, daß der Film diese Leerstellen um die eigentlichen Umstände dieser Misere einbaut, weil er sich damit viel Spielraum für Interpretationen schafft und gleichzeitig auch Zeit spart. Das kommt natürlich all jenen zugute, die sowieso Menschen in Systemen betrachten und natürlich ist es auch unmöglich, das eine vom anderen zu trennen. Der Film will hier auch keine Moral einbauen oder dem System die alleinige Schuld an dem Zustand der Bürger geben. Gleichwohl ist der Mensch in seiner Entscheidungsfindung hier nicht frei von den Zuständen. Da ist also wieder so ein Paradoxon, welches der Film hier gekonnt serviert.

Und auch wenn die Figuren eben relativ blass bleiben, muss man dem Film damit wieder einmal zugutehalten, daß er eben nicht versucht den Zuschauer durch irgendeine tragische Hintergrundgeschichte zu manipulieren. Das arme Wesen, dessen Leben so ahnungslos schieflief, findet man in Transpotting – Neue Helden jedenfalls nicht. Viel eher noch sind diese Figuren eben auch in ihrer Ideologie so gut geraten, weil gerade Ewan McGregor hier eine phantastische Leistung abgibt. Er ist eben ein guter Schauspieler, der den Film vollends trägt. Dabei lassen sich auch Feinheiten erkennen, die ihn später wohl zum perfekten Obi-Wan Kenobi machen sollten. Ebenso gut auch Robert Carlyle der hier eine Naturgewalt darstellt. Immer wieder muss man bei diesem Charakter mit dem unerwarteten Rechnen und das kann lustig sein, kann aber auch genauso erschreckend wirken. Wie das letztlich aufgenommen wird, das liegt im Blickwinkel des Betrachters. Viel hängt ohnehin davon ab, ob man die gezeigten Szenen als lustig empfindet, oder ob man darin nicht mehr ein eiskaltes Drama sieht. So oder so, ist das natürlich durchaus spannend, daß ein Film solch unterschiedliche Lesarten hervorbringt. Doch das ist eben auch ein Problem, weil man dann vielleicht auch nichts Halbes und nichts Ganzes hat.

Der Film erinnert dabei inszenatorisch sehr stark an Werken wie Bube, Dame, König, grAS (1998) oder Pulp Fiction (1994) ist aber inhaltlich etwas anders geraten. Gleichwohl merkt man, daß Danny Boyle hier einen schmerzhaften Film drehen wollte. Der Film ist dabei relativ dynamisch, weil er sich eben nie sehr lange an einem Punkt aufhält. Ob die Geschichte aber funktioniert, hängt davon ab, ob man das Identifikationspotential der Figuren als ausreichend erachtet. Zumindest das ist zweifelhaft und immer eine Diskussionsfrage.

Dreck und eine verlorene Zukunft sorgen für spannende und ekelerregend schockierende Bilder in Trainspotting – Neue Helden. Das ist schauspielerisch großartig und inhaltlich bitterböse. Gleichwohl krankt der Film eben auch daran, nicht mehr als ein politisches Statement sein zu wollen, daß seine eigenen Figuren vernachlässigt. Das heißt nicht, daß diese komplett unspannend sind, doch tiefgründig geht anders. Jedenfalls, Ewan McGregor und Robert Carlyle liefern hier alles, was man nur liefern kann.

Trainspotting - Neue Helden Bewertung
Bewertung des Films
610

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