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Wie klaut man eine Million?

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Wie klaut man eine Million? Kritik

Wie klaut man eine Million? Kritik

Wie klaut man eine Million? Kritik
0 Kommentare - 12.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Wie klaut man eine Million?" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Kunstsammler Charles Bonett (Hugh Griffith) übergibt seine Venusstatue an ein Pariser Museum. Dummerweise hat er das vermeintliche Kunstwerk nicht versichern lassen und wahre Kunstkenner würden das Stück sofort als Fälschung entlarven. Der gute Ruf von Bonnet steht auf dem Spiel, weshalb seine Tochter Nicole (Audrey Hepburn) den Dieb Simon Dermott (Peter OToole) engagiert, um ihr bei dem Raub der Statue zu helfen.

Für die Versinnbildlichung der Einfachheit vergangener Tage steht Wie klaut man eine Million? ohne Zweifel. Und das ist auch nur gut so. Denn nicht alles, was heutige Filme sich anmaßen zu tun, ist auch immer so förderlich oder für den Zuschauer von Belang. Da werden dutzende Sub-Plots eröffnet und eine wirklich schlichte Geschichte völlig verkompliziert, sodass der Zuschauer auch nur noch die einzelnen Episoden zu einem Ganzen zusammenfügen kann, nicht aber den gesamten Film. Dieser Film hier hält unbewusst also ein Plädoyer an die Einfachheit des Goldenen Zeitalters von Hollywood und erleidet damit natürlich auch die üblichen Kinderkrankheiten jener Tage. Man denkt da natürlich zunächst an die Rolle der Frau, die in diesem Fall schon etwas weiter scheint, aber auch nie über die männliche Überlegenheit hinaus geht. Charakteristisch ist dann die Liebe zum männlichen Geschlecht, viel mehr ist es dann nicht. Unterdessen baut sich dann auch eine waschechte Romanze auf, die vor allem den Wünschen des Herren hier entsprechen dürfte. Das hat zwar nicht die Ausmaße von Werken wie Unter Piratenflagge (1935) in welchem sich zumindest ein weiblicher Charakter nur über die Obsession zum männlichen Protagonisten definiert, ist aber auch in seiner Gesamtheit nicht frei von Fehlern.

Anders sieht es da bei der Konzeption aus. Denn während der Film sich zunächst als wirklich unterhaltsame Komödie entlarvt, wird er im weiteren Verlauf zu einem klassischen Heist und dann eben zu einer Romanze. Und gerade letzterer Aspekt scheint doch in allen Belangen erfolgreich gemeistert. Nicht in der Auslegung der Figuren, wohl aber in der Chemie der Schauspieler, die hier agieren. Denn während Hepburn und O’Toole durch einen gemeinsamen Antrieb ihre Machenschaften planen, sind es diese verstohlenen Blicke, dieses Neckische und der ständige Machtkampf, die ihren ganz eigenen Charme aufweisen. Natürlich dürfte man hier auch einiges an Kritik erwarten, weil durch diese Inszenierung vielleicht Banalitäten in den Vordergrund gerückt werden und echte, menschliche Gefühle keinen wirklichen Platz finden. Auf der anderen Seite redet man hier immer noch über eine Komödie und gerade in diesem Segment scheinen Klischees doch leicht zu verschmerzen. Das großartige ist indes, daß der Zuschauer mit den Figuren mitfiebert. Zwar möchte Wyler an einigen Stellen zu viel und erwartet auch, daß der völlig erwartbare und von Anfang an konstruierte Konflikt, den Zuschauer vollends in ein moralisches Entsetzen verfrachtet. Doch dieser Umstand bleibt aus. Dafür ist die Geschichte nämlich über die gesamte Laufzeit hinweg auch einfach zu leichtfüßig.

Interessant ist zudem die moralische Komponente des Films. Denn die gesamte Krux der Geschichte scheint sich eigentlich aus eher a-typischen Gründen heraus zu mausern und dann anschließend voranzuschreiten. So wird der Kunstfälscher von einem Versicherungsangestellten besucht, dessen Auftrag es ist, auch die Werke des vermeintlichen Sammlers auf ihre Echtheit zu prüfen. Und damit entsteht natürlich ein Problem, welches Nicole Bonnet nun lösen muss. Sie engagiert den ebenso vermeintlichen Verbrecher Simon Dermott und zusammen planen sie einen Raub. Damit entsteht ein Szenario nach ethischen Maßstäben der Phrase falsch aus den richtigen Gründen. Und natürlich ist dann die Frage im Raum, ob es denn nun wirklich richtig oder eben falsch ist. Das Besondere an diesem Beispiel im Film ist aber, daß das Drehbuch von Harry Kurnitz eine erstaunlich progressive Ansicht auf diese Frage hat. So möchte natürlich die Tochter ihren Vater schützen und überhaupt ist ja letztlich die gesamte Prämisse ein Verbrechen. Natürlich tarnen diese fortschrittlichen Werke, ähnlich wie es auch Billy Wilders Manche mögen’s heiß (1959) tat, ihre absolute Ansicht auf Themen unter dem Deckmantel der Komödie. Aber damit beweist auch Wie klaut man eine Million?, daß Komödien nicht nur einfach Blödelfilme sein müssen, sondern pointiert und intelligent Themen aufgreifen können.

Dabei ist auch die Rolle des Mannes hier ebenso interessant. Was quasi aus Spoilergründen hier einem Schweigegelübde unterliegt, ist in seiner Ausführung letztlich aber bemerkenswert. Denn Menschen tun hier Dinge nicht aus irgendwelchen kapitalistischen Selbsterhaltungstrieben heraus, sondern weil sie auf emotionaler Ebene an das Geschehen gebunden werden. Das ist dann wirklich charmant und sorgt für das ein oder andere Schmunzeln. Auch das wird natürlich als Wendung verkauft, wenngleich man damit nur die Charaktere im Film vorführt, nicht aber den Zuschauer. Denn dieser weiß um diese Gedanken und hat da seine ganz eigene Vorahnung. Der Konflikt ist hier auch nicht subtil, sondern ganz Eindeutung. Kapital gegen Menschheit aufwiegeln, ist eine Grundfrage, die spätestens im New Hollywood-Kino immer wieder gestellt wurde und für die Zeit, aus welcher der Film stammt, sehr fortschrittlich ist. Dazu gesellt sich, daß das Werk von allen Beteiligten auch gut gespielt wird und nicht zuletzt auch die Grundannahme nochmal deutlich von Eli Wallachs Figur untermauert wird.

Wyler gelingt es, den Zuschauer durch clevere inszenatorische Kniffe immer wieder bei der Stange zu halten. So wird der gesamte Film und der eigentlich relevante Raub als Farce inszeniert, ohne daß da auch nur ein Fünkchen Realismus hervorsticht. Ähnlich verhält es sich mit einigen Figuren unter den Wachleuten im Museum, welche den Archetypen des desorientierten Wachmannes darstellt. Auch das scheint ein Ewigkeitswerk zu sein, weil sie sich über die Jahre in etlichen Werken in anderen Konstellationen wieder und wieder fand.

Der Stolz mit dem Wyler in Wie klaut man eine Million? das Verbrechen zelebriert, sucht seinesgleichen. Auch wenn die Geschichte nicht zu den stärksten gehört, so wird unter der Oberfläche eine Gesellschaftsstruktur offengelegt und zur Schau gestellt. Das ist zwar in manchen Belangen nicht radikal genug, sorgt aber dennoch für großartige Unterhaltung und einige wirklich spannende Ideen.

Wie klaut man eine Million? Bewertung
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