Bewertung: 3.5 / 5
Da ich ja jetzt gefühlt seit Ewigkeiten darauf warte, endlich den besten Film aller Zeiten, der jemals gedreht werden sein wird, hier zu verreißen, knöpfe ich mir sukzessive auch mal anderen Kram vor, den ich üblicherweise auch mal links, mal rechts liegen lassen würde. Heute ist der japanische bereits jetzt als Klassiker geltende Anime Your Name dran.
Der Film richtet sich vornehmlich an ein eher jugendliches Publikum und dürfte im Prinzip als eine Young Adult Verfilmung durchgehen. Die Protagonisten sind ein Junge und ein Mädchen etwa gleichen Teenageralters, die plötzlich regelmäßig im jeweils Körper des anderen aufwachen und das Leben des Gegenübers weiter leben. Hierbei helfen Sie dem Gegenüber in manchen Situationen und fangen an füreinander irgendwas zu empfinden. Das Problem ist, dass beide "sehr weit weg" voneinander leben. Und plötzlich hören die Identitätstausche auf.
Trailer zu Your Name. - Gestern, heute und für immer
Wer denkt, ich hätte jetzt den ganzen Film bis auf das Ende verraten, kann sich beruhigt zurück lehnen, das ist nur die Einleitung in eine Geschichte, die erst hier anfängt so den einen oder anderen Haken zu schlagen.
Und bis hierhin ist der Film auch absolut überragend, Fragen der Heranwachsenden an den eigenen Körper, die Sexualität (im Rahmen der Möglichkeiten solch eines Filmes), geistreiche Ideen und eine wunderbar charmante Paarung zweier Protagonisten in einer immer klar strukturierten Zeichentrickwelt bringen einen immer wieder schwelgerisch zum Schmunzeln.
Doch dann kommt der große Twist des Films, und der Film wandelt sich in eine reißerische hysterische, großflächig Apocalyptische Version von Il Mare (oder dem amerikanischen Remake) das Haus am See. Dabei wird minutenlang, unter Zuhilfenahme der billigsten Tränendrüsenquetschmechanismen hysterisch und quasi sinnentleert von beiden immer und immer wieder dasselbe geschrien, gesagt, gefleht, geweint, was auch immer. Das ist Herzschmerz mit dem Holzhammer für gefühlt die erste Reihe bei einem Jonas Brothers Konzert (weiß jetzt nicht, sind die jetzt noch in, sonst nehmt bitte die dringend angesagteste Boyband!). Ja irgendwie ist es immer noch spannend und irgendwie melancholisch und es endet plötzlich auch sehr abrupt. Alles eigentlich Eigenschaften, die vom Können der Macher zeugen. Und erst recht der Epilog, der genau im richtigen Moment den Film mit einem Gänsehautfeeling beenden lässt.
Das ist schon wirklich ganz großes Können, was einem hier aufgetischt wird. Aber der Mittelteil, der genauso konzipiert ist, wie es das Zielpublikum abzuholen hat, ist mir selbst zu schablonenhaft, zu hysterisch, zu wenig eigenständig mit diversen Anleihen bei anderen Filmen, und zieht das Ganze für mich ganz gehörig nach unten.
Da kann auch das halbwegs vernünftige Ende mit seinen immer noch hysterischen Einsprengseln nicht mehr viel retten.
Ziemlich guter Anime, der beim Zielpublikum sicherlich locker 2 Punkte höher als bei mir, aber ich finde der Film beginnt sehr sehr stark, und ab dem Twist, wird er sehr hysterisch und gibt die subtile und intelligente Unterhaltung für die ganz großen Gefühle auf. Dass beides kombinierbar ist, zeigt sowohl gefühlt jeder dritte Miyazaki Film als auch die beiden oberen Werke. Naja, wie gesagt, ich weiß, dass das eine rein kommerzielle Entscheidung seitens der Macher ist und sie ist auch aufgegangen, keine Frage.
Also langer Rede kurzer Sinn
7 Punkte, und trotzdem klare Empfehlung zu schauen !