Bewertung: 5 / 5
Mit der Sci-Fi-Filmkomödie „Zurück in die Zukunft“ kam im Jahre 1985 ein Film in die Kinos, welcher ein ganzes Jahrzehnt in seinen Bann ziehen konnte und auch noch heute eine Vielzahl an Anhängern begeistert. Doch ist der Ruf des zeitlosen Klassikers gerechtfertigt, oder hat selbst dieser Streifen seine groben Schwächen? [u][b]Handlung:[/b][/u] Im Jahr 1985 hilft der jugendliche Marty McFly dem skurrilen Wissenschaftler Brown bei der Testung seiner neuesten Erfindungen, nämlich einer Zeitmaschine. Doch plötzlich tauchen völlig unerwartet Terroristen auf, welche Brown aufgrund eines nicht vollendeten Auftrages ausschalten wollen und daher Marty die Zeitmaschine als Flucht benutzt. Dadurch landet McFly unabsichtlich im Jahr 1955 und muss feststellen, dass seine kleine Reise eine Vielzahl an Problemen und Veränderungen ausgelöst hat. Dabei stellt die Heimreise zurück in die Zukunft noch das kleinste Hindernis dar... [u][b]Kritik:[/b][/u] Der Film startet mit einer kleinen Einführungssequenz in das Zuhause des Professors „Doc“ Brown und konzentriert sich dabei in erster Linie auf die einfallsreichen, wenn auch nicht perfekten Erfindungen und sorgt bereits zu Beginn für eine auflockernde Stimmung. Außerdem wird in dieser Szene durch die zahlreichen Uhren der bis dato bekannteste Zeitreisefilm „Die Zeitmaschine“ von George Pal angespielt und zeugt von unglaublicher Detailverliebtheit. Bereits in dieser ersten Szene wird der Hauptcharakter Marty McFly passend eingeführt, während man Brown nur in Form eines Telefongespräches zu hören bekommt, dadurch Spannung aufgebaut wird, da man als Zuschauer unbedingt erfahren möchte, wer dieser Professor ist. Die Chemie zwischen diesen beiden gut gezeichneten, fast schon charmant überzeichnet im Falle von Brown, ist stimmig und macht Spaß beim zusehen. Allerdings lebt diese Beziehung vor allem von der großartigen Besetzung von Michael J. Fox als junger, draufgängerischer Marty McFly, welcher seine Rolle überzeugend und auch äußerst liebenswert ausführt. Dennoch wird diesem Hauptcharakter eindeutig die Schau durch Christopher Lloyd als Dr. Emmett „Doc“ Brown gestohlen, welcher durch eine unfassbar starke Mimik und Stimmenarbeit dieser schrulligen Figur Leben einhaucht und auch für ein paar tiefsinnige Momente sorgen darf. Die Eltern des Marty wurden durch Lea Thompson und Crispin Glover glaubhaft sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit besetzt und spielen ihr volles Potenzial aus. Das Liebesdreieck und dessen Entwicklung ist trotz einer gewissen Portion Naivität herzerwärmend und schön anzusehen, kann die Handlung sogar, entgegen vielen anderen Filmen, entscheidend vorantreiben. Auf der Seite des lebenslangen Gegenspielers befindet sich mit Thomas F. Wilson als Biff Tannen ein archetypischer, aber herrlichen Schurke, welcher trotz geringer Screentime für erinnerungswürdige Szenen sorgt. Jedoch ist nicht dieser Charakter der wirkliche Bösewicht in diesem Film, sondern stellt vielmehr einen Nebencharakter dar, während die Zeit zum Hindernis von Marty wird. Bei dieser Besetzungsliste wird eindeutig, dass der Regisseur Robert Zemeckis („Forrest Gump“,„Flight“) und Produzent Steven Spielberg („Indiana Jones“, „Gefährten“) bewusst auf junge, unbekannte Darsteller zurückgegriffen hat und dem Zuschauer somit einen Gefallen tut, da niemand durch einen größeren Bekanntheitsgrades in den Mittelpunkt gerückt werden muss. Des weiteren legt das Drehbuch, welches von Bob Gale und auch dem Regisseur selbst verfasst wurde, das Hauptaugenmerk, den Fokus auf diese wenigen Figuren, was zum einen eine tiefe und nachvollziehbare Zeichnung jener zur Folge hat, jedoch insgesamt auch für Intimität sorgt. Allgemein ist das Drehbuch unglaublich stark geschrieben, äußerst intelligent und detailreich. So werden beispielsweise in der Gegenwart zu Beginn kleine Details oder nebensächliche Informationen zur Kleinstadt Hill Valley oder dem Familienstand der McFlys preis gegeben, welche durch den kompletten späteren Handlungsverlauf erneut aufgenommen werden, sogar für essentielle Veränderungen der Geschichte verantwortlich sind. Doch trotz dieser hohen Menge an Informationen sind die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren spritzig, witzig, erfrischend und haben die perfekte Länge um den Zuschauer zum einen nicht zu langweilen, jedoch auch nicht zu überfordern. Um genau dieser möglichen Überforderung oder Langeweile durch die Komplexität der Zeitreise entgegen zu wirken besteht „Zurück in die Zukunft“ auch aus einem gut getimten und pointierten Humor. Dieser konzentriert sich vor allem auf intelligenten Wortwitz, Kultur oder netter Situationskomik, ohne dadurch in sinnlosen Klamauk oder Lächerlichkeit zu verfallen. Außerdem liegt der Witz zum Großteil in den Veränderungen oder späteren Entwicklungen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, welche der allwissende Anseher aufgrund der ersten halben Stunde des Streifens bereits kennt. Eine willkommene Abwechslung zum Humor oder den Dialogen bilden die Actionmomente des Filmes, welche aus klassischem Faustkampf oder rasanten Verfolgungsjagden bestehen. Dabei sind diese gut choreographiert und kurzweilig, während man eine bodenständige Inszenierung dem Bombast durch Explosionen oder Verletzungen glücklicherweise vorgezogen hat. Doch wie aufgrund der tiefen Charakterarbeit und spannungsaufbauenden Handlung deutlich wurde, wird nur ein Bruchteil der Laufzeit von 116 Minuten für solche Actionsequenzen verbraucht. Dadurch wird erkennbar, dass der komplette Film von seinem grandios durchdachten Drehbuch, den Charakteren und des dezenten Humors lebt und beinahe ohne Action oder Effekten auskommt, dennoch den Zuschauer ohne Längen fesseln kann. Allerdings gibt es nichtsdestotrotz ein paar wenige CGI-Effekte, welche jedoch spärlich eingesetzt wurden, nämlich ausschließlich um die Zeitreise und deren Auswirkungen auf diese Maschine eindrucksvoll darzustellen. Diese computergenerierten Effekte sind dabei zeitlos gut und können selbst heute noch beeindrucken. Die angesprochene Zeitmaschine selbst ist darüber hinaus ein innovativer und zugleich charmanter Einfall, nämlich anstatt einer typischen, festen Vorrichtung wurde diese in einem Fahrzeug, nämlich dem DeLorean DMC-12 eingebaut, welche weitaus logischer und transportabler ist. Durch diese Innovation wird vor allem die Spannung gegen Ende des Filmes, wenn Marty McFly seine eigentliche Aufgabe in der Vergangenheit erreicht hat und nun zurück in die Zukunft möchte, am Leben erhalten. Diese Spannung kann den Zuschauer richtig packen und ist beinahe nicht auszuhalten, was eindeutig für die Inszenierung durch Zemeckis spricht. Dass man dabei nichts allzu sehr auf wissenschaftliche Erklärungen eingeht ist zwar schade, hätte aber vermutlich den Rahmen dieses Unterhaltungsfilmes gesprengt, daher vollkommen in Ordnung. Ein weiterer positiver Aspekt der Handlung ist, dass man durch die Zeitreise nicht die ganze Welt retten muss, eine Katastrophe verhindern möchte, sondern der Dreh und Angelpunkt lediglich die Familie ist. Ebenfalls für die Inszenierung sprechen die wahrhaftigen Umgebungen, welche zu jeder Zeitebene realistisch und äußerst detailreich dargestellt sind. Der Aufwand für einen authentischen Schauplatz wird vor allem dadurch deutlich, dass der komplette Stadtkern von Hill Valley nur für diesen eFilm auf einem Platz des Studios aufgebaut wurde, dennoch wie eine reale Kleinstadt wirkt. Dadurch ist die Atmosphäre sehr dicht und glaubwürdig, was auch dem genialen Setting in Form von Autos oder den Kostümen zu verdanken ist. Dieses Kostümdesign spielt dabei die wohl größte Rolle und lässt den Zuschauer aufgrund der starken Auswahl an Kleidungsstücken denken, als würde man sich tatsächlich in den 50er Jahren befinden. Dadurch, dass man sich nur auf eine handvoll Personen über die gesamte Laufzeit fokussiert, hätte es passieren können, dass Langweile aufkommt, da sich diese äußerlich nur selten verändern. Doch das passiert bei „Zurück in die Zukunft“ zweifelsohne nicht, denn den kompletten Film über wechselt das Kostüm oftmals, angefangen bei den Strahlenanzügen während der Testfahrt des DeLoreans bis hin zur Schlusssequenz, ohne dabei aufgesetzt oder übertrieben zu wirken. Einen großen Hauptaspekt der dichten Atmosphäre nimmt die Filmmusik ein, welche passenderweise eine Mischung aus rockigen Songs und fantastischer kompositionaler Untermalung besteht. Erstere Songs sind beispielsweise „The Power of Love“, welcher so gut er auch sein mag leider die einzige Untermalung in den ersten fünfzehn Minuten darstellt, oder „Back to Time“, welche eigens für diesen Film geschrieben wurden und passendere Texte nicht hätten vorweisen können. Diese Widerspiegelung der Emotionen von Marty kann man auch im Lied „Mr. Sandman“ von den Four Aces hören, welche die surreale und traumhafte Erscheinung der Vergangenheit übernimmt. Doch es gibt selbstverständlich auch noch eine komponierte Filmmusik von Alan Silvestri („The Avengers“), welcher ein stimmiges Hauptthema und die perfekte Untermalung für emotionale Szenen erschaffen hat. Andererseits kommt diese Musik immer nur wichtigen Schlüsselmomenten zum tragen, während teilweise minutenlange Stille herrscht, auch wenn dadurch die ruhige und charmante Art des Filmes untermauert wird. Diese ruhige aber dennoch unfassbar spannende Inszenierung spiegelt sich auch in der Kameraarbeit durch Dean Cundey wieder. Denn diese guten Einstellungen der Kamera sind sehr lange und kommen oftmals minutenlang ohne einen einzigen Schnitt aus, wodurch sich der Zuschauer ausgezeichnet auf die Figuren, sowie deren Verhalten fokussieren kann. Oftmals fehlt es bei Unterhaltungsfilmen der 80er Jahre an Tiefsinn und Botschaften, welche auf die Realität angewandt werden können, doch glücklicherweise ist das bei „Zurück in die Zukunft“ nicht der Fall. Denn der Film stellt eindrucksvoll dar, dass sich die Eltern in ihren Jugendjahren genauso verhalten haben wie ihre Kinder und daher nicht immer deren Verhalten kritisch oder rechthaberisch gegenüber stehen sollten. Eine weitere Aussage ist selbstverständlich, dass man Mut haben soll, sich nicht von anderen drangsalieren lassen soll, sondern sich zu erheben, denn wenn man etwas wirklich von Herzen möchte und sich anstrengt, dann kann man alles erreichen. Außerdem kritisiert man den Wandel der Zeit und den heutigen Lebensstil, denn während im Hill Valley der 50er Jahre Ruhe, Idylle herrscht, sorgen in der Kleinstadt der Gegenwart Hektik und Modernität, sowie der Kapitalismus für Unruhe. Dass dabei der Film in den 80er Jahren entstanden ist ändert nichts an der Tatsache, dass diese Probleme auch noch heute vorhanden sind. Abschließend lässt sich also sagen, dass „Zurück in die Zukunft“ aufgrund einer intelligenten, komödiantischen Handlung mit tollen Charakteren und Darstellern den Status als zeitlosen Klassiker zurecht inne hat. [u][b]Bewertung:[/u] 10/10 Punkten[/b] für einen Film, welcher ohne Action oder unnötiger Effekthascherei auskommt und auch perfekt ohne die Fortsetzungen funktioniert. Kult -Klassiker auf alle Zeiten!
Zurück in die Zukunft Bewertung