Das war jetzt sehr viel und wir wagen keine Prognose, wie sich diese ganze Lage in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren entwickeln wird. Bei so manchen Aussagen scheint es schwer vorstellbar, dass eine zukünftige Zusammenarbeit überhaupt möglich ist. Wir wollen es aber auch für euch jetzt etwas greifbarer machen, denn die Auswirkungen des Streiks betreffen uns alle in gewisser Weise.
Die Auswirkungen des Streiks
Das offensichtlichste zuerst: Die meisten der Film- und Serienproduktionen werden für eine Weile still stehen. Es war ohnehin ein ambitioniertes Ziel, den Kinostart im Dezember einzuhalten, doch spätestens jetzt ist klar, dass Ghostbusters - Legacy 2 nicht mehr in diesem Jahr erscheinen wird. Und dies ist nur eines von sehr vielen Beispielen.
So hat sich auch Karl Urban gemeldet, der die eigentlich noch laufenden Dreharbeiten zu Mortal Kombat 2 wegen des Streiks verlassen hat.
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Selbstverständlich sind auch viele Serienproduktionen betroffen. Auf neue Folgen von The Mandalorian müssen wir beispielsweise jetzt noch länger warten. Noch schlimmer trifft es aber andere, denn es gibt immer noch viele Serien, die regulär Woche für Woche fürs lineare TV produziert werden, Grey’s Anatomy zum Beispiel. Die Serien-Saison startet in den USA meist ab August/September mit neuen Episoden der jeweiligen Serien. Heißt, die Dreharbeiten hätten in Kürze begonnen werden sollen. Daraus wird jetzt nichts.
Ein anderes Beispiel: Wir hatten kürzlich darüber informiert, dass der neue Studio Ghibli-Film von Hayao Miyazaki, The Boy and the Heron, noch in diesem Jahr in den USA starten soll. Wir hoffen für die amerikanischen Kinobesucher, dass die US-Synchronisation bereits erstellt wurde. Denn auch Synchronsprecher sind Schauspieler und gehören zur SAG und dürfen aktuell nicht arbeiten.
Neben der Arbeit als Schauspieler hat die SAG eine Liste an zusätzlichen Aktivitäten veröffentlicht, die für Schauspieler während des Streiks tabu sind:
- Press-Tour
- Persönliche Auftritte
- Interviews
- Kongresse
- Fan Expos
- Festivals
- For your consideration events
- Podiumsdiskussionen/Panels
- Premieren/Vorführungen
- Preisverleihungen
- Junkets
- Podcast-Auftritte
- Soziale Medien
- Studio-Showcases
Hierzu sei gesagt, dass all das immer in Verbindung mit einer Film- oder Serienproduktion stehen muss. Die Stars dürfen natürlich Social Media nutzen, um Eindrücke ihres Urlaubes zu teilen oder dergleichen, aber eben nicht in Zusammenhang mit einem Film oder einer Serie. Jegliche Form der Promotion muss eingestellt werden.
Die Verkündung des Streiks kam genau zu dem Zeitpunkt, als in London gerade die UK-Premiere von Oppenheimer stattfand. Die Schauspieler haben daraufhin geschlossen die Premiere verlassen. Am Samstag fand in Berlin die Deutschlandpremiere von Barbie statt. Auch hier wurden ursprünglich die Stars des Films erwartet. Warner Bros. lies jedoch mitteilen, dass die Schauspieler aufgrund des SAG-Streiks nicht nach Berlin reisen werden.
Solltet ihr in den kommenden Wochen zu erscheinenden Filmen oder Serien Interviews mit Schauspielern sehen, so wurden diese sehr wahrscheinlich vor Beginn des Streiks bereits aufgenommen. Studios haben hier vermutlich vorproduziert, da sie ja wussten, dass es zu dieser Situation kommen könnte.
Ebenfalls spürbar sein wird der Streik auf anstehenden Conventions. So findet bald in San Diego wieder die berühmte Comic-Con statt. Schon jetzt ist klar, dass es keine Panels mit Schauspielern oder Autoren geben wird. Abseits davon ist die Lage jedoch noch etwas unklar. Zum einen hört man Berichte, wonach die SAG ihren Mitgliedern nahegelegt hat, diesen Veranstaltungen fernzubleiben, zum anderen haben sich aber auch schon einige Veranstalter gemeldet und berichtet, dass sie mit den Schauspielern und deren Agenten in Kontakt stehen und diese sehr gerne zu den jeweiligen Conventions kommen würden.
Klar ist, sollte ein Schauspieler eine Convention, Comic-Con oder was auch immer während des Streiks besuchen, dann darf er dies nur ohne einen Zusammenhang mit einem Film oder einer Serie tun. Für viele Fans sind diese Veranstaltungen oftmals die Chance, ihre Helden live zu treffen, Autogramme zu erhalten oder sogar gemeinsame Fotos. Dies würde an sich, so glauben wir, nicht gegen die Verordnungen der SAG verstoßen. Erst die Zeit wird zeigen, wie genau die Veranstalter und die Schauspieler in diesem Zusammenhang mit der aktuellen Situation umgehen werden und welche Auswirkungen dies auf die Fans hat. Solltet ihr planen, demnächst eine dieser Veranstaltungen zu besuchen, so solltet ihr euch im Vorfeld in jedem Fall informieren.
Eine Chance für andere
Der Streik der SAG und WGA beschränkt sich hauptsächlich auf die USA und auf Produktionen, die dort vertraglich verankert sind. Es gibt aber auch Ausnahmen. So wird House of the Dragon in Großbritannien gedreht. Viele der Schauspieler sind zwar Teil der SAG, arbeiten dort jedoch unter Equity-Verträgen. Equity ist das britische Pendant zur SAG und steht für British Actors Equity Association. Die SAG hat ihre Mitglieder angewiesen, Arbeiten an Produktionen mit Equity-Verträgen weiterzuführen.
Zudem reicht das Angebot an Filmen und Serien längst über das hinaus, was Hollywood einem präsentiert. So erlebt vor allem die südkoreanische Entertainment-Industrie seit Jahren bereits einen Boom. Sie könnte jetzt durchaus vom Streik in Hollywood profitieren. Squid Game zum Beispiel ist eine südkoreanische Produktion, die mit dem Streik in Hollywood nichts zu tun hat. Je nachdem, wie lange der Streik anhält, wird der amerikanische Markt irgendwann auf ausländische Produktionen angewiesen sein. Man stelle sich nur mal vor, der Streik geht noch Jähre und plötzlich tauchen in den US-Kinocharts gar deutsche Kinofilme auf. Aber das ist vielleicht dann doch zu viel Fantasy.
Viele Länder in der Welt, auch wir hier in Deutschland, konsumieren hauptsächlich amerikanische Produktionen. Bleiben die demnächst aus, entsteht eine Lücke, die gefüllt werden muss. Und es ist ja nicht nur Südkorea, die in den letzten Jahren mit ihren Filmen und Serien Hollywood Konkurrenz gemacht hat. Der Streik könnte eine große Chance für viele internationale Produktionen sein.
Ein Ende mit Schrecken?
Aktuell scheint keine Einigung in Sicht zu sein. Zu weit liegen die Parteien auseinander. Um zu einer Lösung zu kommen, müssten die Studio-Verantwortlichen eventuell viel von ihrer Macht und ihrem Reichtum abgeben und ob das geschehen wird, scheint in jedem Fall äußerst fraglich zu sein.
Wir wagen nicht einmal eine Prognose, wie lange dieser Streik dauern könnte. Haben die Studio-Bosse recht und knicken die Autoren spätestens ab Oktober ein? Erleben wir erneut, wie zuletzt während Corona, eine Awards-Saison ohne anwesendes Publikum? Und ab wann erleben wir als Kinobesucher die Auswirkungen? Für die nächste Zeit dürfte genug fertig produziert oder zumindest abgedreht sein. Ein Avatar 3 ist ja zum Beispiel schon fertig gedreht, was fehlen sind die Effekte, Musik, Schnitt etc. Nichts, wofür man Schauspieler oder Autoren benötigen würde. Dennoch dürfte es spätestens kommendes Jahr in den Kinos spürbar werden.
Und je nachdem, wie lange der Streik anhalten wird, wird ein Zeitpunkt kommen, an dem auch die Studios massiv darunter leiden werden. Denn hört man sich so manche Aussagen der Studio-Verantwortlichen an, so haben die noch nicht so wirklich begriffen, wie sehr sie auf die Autoren und Schauspieler angewiesen sind. Mehr noch, als diese auf die Produzenten angewiesen sind. Vielleicht ist dieser Streik nötig, um ein eingestaubtes und elitär gewordenes Hollywood endlich mal wieder zu revolutionieren.