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Oppenheimer

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Regisseur übt Kritik

James Cameron kritisiert Nolans "Oppenheimer"

James Cameron kritisiert Nolans "Oppenheimer"
11 Kommentare - Sa, 28.06.2025 von MJ-Caminito
Regisseur James Cameron äußert Kritik an Christopher Nolans "Oppenheimer". Er wirft dem siebenfach Oscar-prämierten Film vor, die katastrophalen Folgen des Atombombenabwurfs auszublenden.

Wenn zwei Schwergewichte des Kinos aufeinandertreffen, fliegen nicht immer filmisch die Funken, sondern manchmal auch verbal. In einem Interview mit Deadline meldete sich nun James Cameron zu Wort und sprach über seine Eindrücke von Christopher Nolans preisgekröntem Biopic Oppenheimer. Dabei fand der Avatar-Regisseur nicht nur lobende, sondern durchaus auch kritische Worte.

Neben den zahlreichen Avatar-Fortsetzungen, die noch auf seiner Agenda stehen, plant er parallel auch ein neues Projekt, das für all jene Fans eine willkommene Abwechslung sein könnte, die seines langlebigen Franchises überdrüssig sind.

Der Regisseur will Charles Pellegrinos Buch Ghosts of Hiroshima verfilmen, das im August erscheint. Cameron möchte damit die erschütternden Auswirkungen der Atombomben auf einzelne Menschen und ganze Gemeinschaften beleuchten - etwas, das seiner Meinung nach im gefeierten Oppenheimer zu kurz kam.

Er, der selbst seit Jahrzehnten zu den einflussreichsten Stimmen der Branche gehört, zeigte sich enttäuscht darüber, wie der Film mit den Auswirkungen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki umgeht. Zwar lobte er das Handwerk, doch fehlte ihm eine klare Auseinandersetzung mit dem menschlichen Leid:

„Es ist interessant, worauf [Nolan] verzichtet hat. Ich liebe das Filmemachen, aber ich hatte schon das Gefühl, dass es moralisch ein bisschen ein Ausweichmanöver war. Denn es ist ja nicht so, als hätte Oppenheimer die Folgen nicht gekannt.“

Cameron fuhr fort: „Es gibt in dem Film eine einzige kurze Szene, in der man - und ich kritisiere ungern die Arbeit eines anderen Regisseurs - verkohlte Körper im Publikum sieht, und anschließend zeigt der Film, wie tief bewegt er [Oppenheimer] davon war. Aber ich finde, das Thema wurde umgangen. Ich weiß nicht, ob das Studio oder Chris selbst das als heikles Terrain angesehen haben, das sie lieber meiden wollten, aber ich will genau da hin. Ich bin da wohl einfach dumm genug.“

Für Cameron ist der Umgang mit Technologie, Verantwortung und ihren Konsequenzen seit jeher zentrales Thema vieler seiner Filme: Nicht nur in Avatar, sondern auch in Terminator oder Abyss. Umso mehr stößt ihm auf, dass Nolan sich in Oppenheimer eher auf die moralische Zerrissenheit der Hauptfigur konzentriert, weniger aber auf die Opfer.

Die Netz-Reaktionen auf Camerons Kritik lassen - wie üblich - nicht lange auf sich warten: Während einige seine Position als dringend notwendige Erinnerung an die Opfer von Hiroshima begrüßen, werfen andere ihm vor, Nolans erzählerischen Ansatz nicht verstanden zu haben - immerhin ist Oppenheimer bewusst subjektiv erzählt und zeigt nur, was im inneren Kosmos der Hauptfigur Platz hat.

Mitten in diesem Diskurs steht die ewig diskutierte Frage: Welche Verantwortung tragen Filmemacher, wenn sie aus der Geschichte erzählen? Reicht es in diesem Fall, einen genialen Wissenschaftler im moralischen Zwiespalt zu zeigen oder braucht es zusätzlich die ungeschönte Konfrontation mit den grausamen Ergebnissen seines Handelns?

Vielleicht prallen hier ja nicht nur zwei Visionen aufeinander, sondern auch einfach nur zwei unterschiedliche Vorstellungen davon, was Kino leisten kann oder gar leisten muss. Ob Oppenheimer zu viel ausblendet oder gerade darin seine Wirkung entfaltet, darüber wird man wohl noch länger diskutieren.

Quelle: Far Out
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11 Kommentare
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Clampner : : Moviejones-Fan
03.07.2025 14:28 Uhr
0
Dabei seit: 20.05.20 | Posts: 219 | Reviews: 0 | Hüte: 3

Also mich hat Oppenheimer bis ins Mark verstört gerade wegen der vermittelten Konsequenzen der Bombe. Keine Ahnung, worum es in dieser "Kritik" geht. Natürlich kann man auf gewisse Themen noch mehr eingehen. Daran bemisst sich aber nicht die erfüllte Zielsetzung eines Films. Der Film heißt Oppenheimer. Dann mach halt deinen Hiroshima Film und gut ist. Hat beides seine Berechtigung.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.07.2025 20:28 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.713 | Reviews: 258 | Hüte: 626

Unabhängig davon dass er gerade mehr Schrott produziert, gebe ich ihm in diesem Fall uneingeschränkt recht: Ein Film über die Atombombe sollte nicht den erzählerischen Höhepunkt darin haben, dass der Bauer der Bombe in eine hinterhältige Falle tappt und dass er ansonsten eigentlich moralisch auf der richtigen Seite steht, das ist im besten Fall fragwürdig...

Erzählerische Kompetenz hin oder her...

Dünyayi Kurtaran Adam
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Andreas2025 : : Moviejones-Fan
01.07.2025 16:07 Uhr
0
Dabei seit: 22.08.23 | Posts: 354 | Reviews: 0 | Hüte: 15

Kann mit Nolan wesentlich mehr anfangen als mit Cameron. Habe die Hoffnung auf Alita 2 schon begraben, weil Cameron sowieso mit seinen Avater Filmen lange Zeit beschäftigt ist, dass sich niemand mehr für Alita interessiert.

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Rotwang : : Moviejones-Fan
30.06.2025 08:06 Uhr
0
Dabei seit: 11.06.20 | Posts: 1.323 | Reviews: 0 | Hüte: 40

Cameron hat auch gesagt dass die Lakota einfach ein bischen mehr Elan beim Kampf gegen die Kolonialmächte hätte zeigen können, der Mann weiß bescheid.

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jerichocane : : Advocatus Diaboli
29.06.2025 17:53 Uhr
0
Dabei seit: 08.08.09 | Posts: 6.774 | Reviews: 29 | Hüte: 304

Ich mag die alten, vor Avatar Filme von Cameron, aber ich finde er liegt hier komplett falsch.

Ich denke, Nolan hat sich absichtlich gegen das voyeuristische Zeigen des Abwurfs entschieden.

Zum Einen sollten die Leute nicht den Bombenabwurf als Höhepunkt des Films sehen und zum Anderen zeigt er die Geschichte aus der Sicht von Oppenheimer und damals war eine Bombardierung nicht wie heute direkt im TV.

Für mich hat der Film trotzdem genau gezeigt, wie Oppenheimer an der Sache zerbrochen.

Cameron soll sich lieber um seine eigenen Filme kümmern, mMn ist Nolan obwohl Cameron mit einigen Filmen Kultstatus erreicht hat, der bessere oder sagen wir tiefgründigere Regisseur.

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Poisonsery : : Moviejones-Fan
28.06.2025 17:21 Uhr
0
Dabei seit: 02.03.18 | Posts: 2.618 | Reviews: 8 | Hüte: 41

Ist seine Meinung und das ist in Ordnung. Aber ich brauche das nicht. Man lernt im Geschichtsunterricht die Auswirkungen der Bomben auch teilweise mit Einzelschicksalen. Ich brauche nicht das Leid und Unheil direkt zu sehen besonders nicht im Kino. Es sollte für mich offensichtlich sein das jede explodierende Bombe Leid verursacht.

" Das One Piece existiert "

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
28.06.2025 17:03 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.993 | Reviews: 179 | Hüte: 681

Manisch hat es gut auf dem Punkt gebracht. Sowas kann und sollte immer diskutiert werden.

Mir persönlich hat das in Oppenheimer nicht gefehlt, weil der Fokus 3 Stunden lang voll auf Oppenheimer und Strauss gerichtet war.

James Cameron ist neben seiner Regietätigkeit natürlich auch Produzent und da bietet es sich an, mit so einem Vergleich sein künftiges Projekt etwas zu promoten.


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PaulLeger : : Moviejones-Fan
28.06.2025 14:27 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.733 | Reviews: 17 | Hüte: 300

Ich geb Cameron ja ungern Recht aber hier geht es nicht anders.

Nolans Ausrede, er erzähle die Geschichte aus der subjektiven Sicht Oppenheimers ergibt ja schon mal überhaupt keinen Sinn wenn ein Drittel seines Films aus der Perspektive von Strauss gezeigt wird...

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move : : Moviejones-Fan
28.06.2025 13:59 Uhr | Editiert am 28.06.2025 - 14:00 Uhr
0
Dabei seit: 08.08.23 | Posts: 455 | Reviews: 0 | Hüte: 21

Der zentrale Punkt des Films ist zwar die Entwicklung der Atom-Bombe, aber der Abwurf auf Nagasaki und Hiroshima ist untrennbar das bittere Finale. Fand ich persönlich sehr schwach und feige das nur anzudeuten. Habe das als eine Anbiederung an das amerikanische Publikum angesehen.

In Kinofilmen sehen die nur ungern Filme, die sich selbstkritisch mit ihrer negativen Vergangenheit auseinandersetzen und am Ende sogar noch als "die Bösen" dastehen. Man kann mich gerne korrigieren, aber es gab seitens der USA auch niemals ein Anzeichen dafür, für diese furchtbare Tat um Entschuldigung zu bitten.

Deswegen wird dieses Thema (oder auch sonst USA kritische Thematiken) in großen Kinofilmen gerne kleingehalten (wie in diesem Film) oder komplett totgeschwiegen. Selbstkritik liegt der USA nicht und lässt sich schlecht verkaufen. Patriotismus dagegen umso besser. Kann man auch gut an Filmen von u.a. Spielberg festmachen, die sich mit Geschichte auseinandersetzen: Schindlers Liste und Soldat James Ryan große Erfolge in den USA, wohingegen Amistad als Flop angesehen werden kann.

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Rotwang : : Moviejones-Fan
28.06.2025 13:50 Uhr
0
Dabei seit: 11.06.20 | Posts: 1.323 | Reviews: 0 | Hüte: 40

Cameron ist auch für Gesellschafts- und Sozialkritik in seinen Filmen berühmt.

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Manisch : : Moviejones-Fan
28.06.2025 12:55 Uhr
1
Dabei seit: 19.10.18 | Posts: 1.694 | Reviews: 29 | Hüte: 107

Im Original-Interview geht es dann so weiter:

DEADLINE: Nolan answered that criticism by basically saying, “I hope somebody tells that story, but to me, this wasn’t that story.” It might take another heavyweight like James Cameron to do that…

CAMERON: Okay, I’ll put up my hand. I’ll do it, Chris. No problem. You come to my premiere and say nice things…

Finde die Kritik aber insgesamt ok. Kunst soll ja durchaus auch diskutiert werden. Kein Werk muss als Perfekt verteidigt werden. Und es ist ja zivilisiert, was Cameron sagt.

AfD-Verbot (:

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