#Frank
Ich war sehr neugierig und auch ein wenig aufgeregt vor meiner ersten PV. Man will sich ja nicht falsch verhalten. Und was würde dort alles passieren? Gibt es vor dem Film noch Vorträge? Oder Vorworte vom Regisseur? Lässt sich vielleicht auch der eine oder andere Star mal blicken? Bekommt man besondere Informationen? Nun, am Ende ist es zumeist ein einfacher Kinobesuch, aber doch auch ein besonderer.
Zunächst benötigt man vom jeweiligen Verleih eine Einladung, einfach so hingehen ist nicht. Dann folgt auch schon der erste große Unterschied: PVs finden zumeist morgens statt, nicht selten um 10 Uhr. Die Kinos sind zu der Zeit noch geschlossen und leer, so dass nur einige wenige Angestellte, die eingeladenen Filmkritiker und ein oder zwei Personen vom jeweiligen Filmverleih vor Ort sind. Und ja, es ist schon ein großartiges Gefühl das Kino quasi für sich allein zu haben.
Die Termine für die PV unterscheiden sich hier auch leicht. In Hamburg bekommen die Leute ihre PV vielleicht zwei Tage früher als die Leute in Köln. Die zeitliche Differenz zum offiziellen Kinostart ist jedoch oft nicht so groß, wie manch einer denken würde. Gerade die großen Blockbuster von Marvel oder Star Wars werden der Presse nur wenigen Tage vorab gezeigt.
Trifft man am Kino ein, muss man sich erst einmal in eine Liste eintragen. Je nach Film und Verleih muss zudem ein Embargo unterschreiben werden, welches einem vertraglich verbietet, bis zu einem vom Verleih festgelegtem Datum öffentlich über den Inhalt des Filmes zu berichten. Oft wird einem heutzutage aber erlaubt, nach dem Film kurze Statements in den sozialen Medien abzugeben. Hat man Glück, bekommt man sogar hin und wieder eine Kleinigkeit: Ein Poster, eine zum Film passende Getränkedose oder ein Presseheft, die es jedoch mittlerweile kaum noch gibt. Was man jedoch immer bekommt, ist ein Gratisgetränk, was sich auch jede*r immer brav vor dem Film an der Theke abholt.
Nun geht es in den Kinosaal, jedoch kommt man da nicht einfach so hinein. Selten darf man einfach so mit all seinen Sachen reingehen. Meistens muss man vorher seine Tasche abgeben oder zumindest elektronische Geräte, die man dabeihat, allen voran natürlich das Smartphone. Manchmal reicht es auch aus, den Verantwortlichen beim Reingehen zu zeigen, dass man es ausgeschaltet hat. Es kann sogar vorkommen, dass man noch durchsucht wird. Aber egal welche Regeln bei einer PV gelten, klingelt das Smartphone während des Filmes hörbar, kann es gut sein, dass man aus dem Saal hinausbegleitet wird und die PV für einen vorbei ist.
Ist man im Saal, gibt es eine weitere Besonderheit: Man darf sich hinsetzten, wo man will. Hier ist von Vorteil, dass PVs zumeist nicht allzu voll sind, so dass auch wirklich jede*r einen passenden Sitzplatz findet. Ich hatte bisher nur selten jemanden direkt vor oder neben mir sitzen.
Nun beginnt, was jeder Kinobesucher kennt: Das Warten auf den Film. Während man sich bei einem normalen Kinobesuch durch die Werbung quälen muss, wird man bei einer PV zumindest davon verschont. Hin und wieder zeigt der Verleih ein oder zwei Trailer vor dem Film, mehr aber nicht. Jedoch taucht in einer PV ein anderes Problem auf: Langweiliges Warten. Fängt die PV um 10 Uhr an, versuche zumindest ich möglichst pünktlich zu sein, es ist immerhin ein offizieller Termin und man will ja auch nicht wegen Verspätung vor verschlossenen Türen stehen. Leider denkt so nicht jede*r. Und so sitzt man pünktlich auf seinen Platz, während draußen vor dem Saal sich immer noch Leute in die Liste eintragen und Getränke oder Popcorn holen.
Nicht selten beginnt eine PV mit halbstündiger Verspätung. Und da man oft sein Handy vorher abgeben muss und auch Pressehefte nicht immer vorhanden sind, sitzt man schlicht nichts tuend in seinem Kinosessel und wartet. Gerade früh morgens kann dies schon mal die Müdigkeit wieder hervorholen. Sitzt man dann noch in einem gemütlichen Kinosaal, bei dem man sogar die Füße hochlegen kann und war die Nacht zuvor vielleicht etwas kurz, kämpft man auch schon mal damit, vor dem Film nicht einzuschlafen. Ja, ich habe schon Schnarchen während einer PV vernommen...
Nach und nach kommt dann jede*r rein. Einige mit einem Softgetränk, andere mit einem Kaffee. Manche kennen sich, andere sitzen für sich und hin und wieder erkennt man sogar das eine oder andere Gesicht aus der Szene. Und dann, ja dann fängt der Film einfach an. Zumeist werden sie im englischen Original gezeigt. Während des Films machen sich auch manche Notizen, die meisten gucken ihn sich aber wie normale Zuschauer, nur vielleicht etwas kritischer.
Zusätzlich befinden sich im Raum an den Seiten des Saals Angestellte, welche den Kinosaal überwachen. Das Handy rausholen während des Films ist also nicht ratsam und kann ganz schnell Konsequenzen nach sich ziehen. Mitbekommen habe ich so einen Fall jedoch noch nie.
Ist der Film vorbei, verlässt man den Kinosaal und holt sich, falls man vorher etwas abgegeben hat, seine Sachen wieder. Nicht selten finden nach einem Film noch untereinander Diskussionen statt. Die Leute vom Verleih haben manchmal auch Fragen und notieren sich auch schon mal die eine oder andere Meinung. Passieren tut dann aber nichts mehr, die PV ist zu Ende und man verlässt das Gebäude. Als nächstes folgt dann das Schreiben der Filmkritik.