UPDATE Nach einem weitere niederschmetterndem Wochenende, steht Joker - Folie à Deux bei gerade einmal 51,5 Mio. $ in Nordamerika und 165 Mio. $ weltweit. Der Vorgänger erreichte innerhalb von drei Tagen bereits 248,4 Mio. $ an den Kinokassen. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass Joker 2 am Ende seiner Kinolaufbahn zwischen 210 Mio. $ und 215 Mio. $ landen wird. Damit wird er ein massives Verlustgeschäft für Warner, bei denen der Film nach eigenen Angaben mindestens 375 Mio. $ einspielen müsste, um die Produktionskosten auszugleichen. Lediglich die Veröffentlichung als VoD könnte diese Katastrophe noch mildern. Joker - Folie à Deux erblickte hierzulande am 03. Oktober das Licht der Kinoleinwände und erscheint bereits am 29. Oktober als VoD. Ein Megaflop, der dieses Jahr seinesgleichen sucht.
+++ Originalnachricht vom 13.10.2024 +++ Der Clown springt aus der Kiste und die Fans erschrecken sich vor dem Film, den Todd Phillips uns da auf die Leinwand gebracht hat. Das Echo der Medien und Fans ist so laut, dass es uns wundert, ob sie nicht einen anderen Streifen gesehen haben als wir. Zum Schluss ist und bleibt Kunst nun mal Geschmackssache. Aber woran liegt es, dass Joker - Folie à Deux so schlecht an den Kinokassen performt?
Schlappe 37,8 Mio. $ hat Joker - Folie à Deux am Startwochenende in Nordamerika eingespielt. Damit bleibt der Streifen hinter den ursprünglichen Prognosen von 70 Mio. $ zurück und spielte weniger als die Hälfte von den 96,2 Mio. $ des ersten Joker ein. Gleichzeitig erlebte die Fortsetzung eines der höchsten Box-Office-Tiefs überhaupt. Mit Terrifier 3 steht nämlich bereits der nächste Clown-Film in den Startlöchern, der Joker 2 weit hinter sich gelassen hat. Gruselige 7 Mio. $ hat Joker - Folie à Deux am zweiten Wochenende eingenommen und landet damit in den USA nur auf Platz 3 der Kinocharts. Eine Katastrophe für Warner, hat der zweite Teil doch gut 200 Mio. $ gekostet. Obendrauf kommen die Marketingkosten, die nochmal um die 100 Mio. $ umfasst haben sollen. Allerdings gehen wir von einem höheren Budget aus, da die Kosten für das Marketing oft mindestens genauso teuer wie die Produktionskosten selbst ausfallen. Wer den Film bereits gesehen hat, fragt sich zu Recht, wofür das Budget ausgegeben worden ist. Immerhin spielt Joker 2 lediglich an zwei größeren Set-pieces.
Das Budget
Zum einen gingen laut dem Hollywood Reporter 52 Mio. $ an die großen Stars der Fortsetzung. Dabei sollen Todd Phillips und Joaquin Phoenix jeweils 20 Mio. $ und Lady Gaga 12 Mio. $ Gage erhalten haben. Nachdem Phillips und Phoenix beim ersten Teil noch eine Gewinnbeteiligung am Film erhalten hatten, wollten sie ihr Geld nun scheinbar im Voraus haben. Schließlich hatte sich Joker zum erfolgreichsten R-Rated Film überhaupt gemausert, ehe er von Deadpool & Wolverine dieses Jahr abgelöst wurde. Zum anderen flossen ein paar Millionen in die Musikrechte der verwendeten Songs. Wohin das übrige Budget verschwunden ist, bleibt uns ein Rätsel. Sicher ist, Todd Phillips hätte 20% der Produktionskosten sparen können, hätte er auf Warners Anfrage, in London statt Los Angeles zu drehen, gehört.
Das "Musical"
All das wäre jedoch kein Problem gewesen, würde Joker - Folie à Deux beim Publikum gut ankommen. Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Gründe, die für den Misserfolg und das Desinteresse an der ambitionierten Fortsetzung verantwortlich sein könnten. Ganz prominent stoßen sich viele Fans der größtenteils männlichen Zielgruppe des ersten Joker an der Entscheidung, die Fortsetzung in ein Musical zu verwandeln. Ein Musical, bei dem auch wir uns in unserer Kritik über die nervigen Gesang-Performances aufgeregt haben. Dieses spezielle Jukebox-Musical zeichnet sich dadurch aus, dass es keine eigenen Songs verwendet, sondern bereits existierende aus der Popkultur. Songs, für die eben auch die Lizenzgebühren bezahlt werden müssen. Zu dem Missfallen der Musical-Passagen gesellen sich die unglücklichen Entscheidungen, all diese als Traumsequenzen umzusetzen und ihnen jegliche Bedeutung für die Handlung zu nehmen. In Musicals dienen die Song-Performances dazu, die Gefühle der Figuren an den Zuschauer über Gesang und Tanz zu transportieren, da sie diese in Worten nicht ausdrücken können. In Joker - Folie à Deux fügen die Songs dem Gefühlsleben der Figuren jedoch nichts hinzu. Sie hätten genauso gut ausgespart werden können. Ebenso gespart, hat Lady Gaga an ihrer Stimme. Um der Figur der Harley Quinn und dem Realismus ein Stück näher zu kommen, hat der Superstar gezielt nicht das volle Potenzial ihrer Stimme ausgeschöpft.
Schwieriges Marketing
Abseits von der Qualität des Musicals war es auch das Marketing des Streifens, das viel Verwirrung und Enttäuschung bei Fans verursachte. Manche Szenen aus den Trailern, wie die Szene, in der Arthur und Lee zusammen auf der berühmten Treppe tanzen, fehlen in der Kinofassung schlechthin.
"Joker - Folie à Deux" Trailer 1
Warner Bros. kommunizierte zu keinem Punkt eindeutig, ob es sich bei Joker - Folie à Deux nun um ein Musical handelt, oder nicht. Auch aus den Trailern ging dies nicht eindeutig hervor. Da sich nicht jeder mit Filmnews beschäftigt, landet man dann in einem komplett anderen Streifen als man es erwartet und sich vielleicht auch gewünscht hätte. Ein weiteres Beispiel dafür sind die Fans von Lady Gaga, die im finalen Film feststellen mussten, dass ihre Rolle lediglich der einer wichtigen Nebenfigur gleicht und angeblich während der Produktion gekürzt worden ist. Hinzu kommen die bewusst schwächeren Song-Performances von ihr, die viele Fans enttäuscht haben dürften. Dies ist besonders fatal, da Mund-zu-Mund-Propaganda, durch unser aller Verbindung über das Internet, zunehmend wichtiger für den Erfolg von Kinofilmen wird. Möglicherweise hätte diese Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität durch Testscreenings vorausgeahnt werden können, doch entschied sich Phillips vehement dagegen, Joker 2 einem ausgewählten Publikum vorab zu zeigen. Angeblich aus Angst, es könnten Spoiler durchsickern.
Unklare Vision
Die Handlung selbst hat ebenso nicht wenige Fans enttäuscht, schreibt sie Arthur doch plötzlich eine multiple Persönlichkeitsstörung zu. Dazu gesellt sich eine Harley Quinn, die ihrer Figur aus den Comics nur bedingt gerecht wird und ein Ende, dass vielen Fans den Rest gegeben hat. Die Fortsetzung fügt der übergeordneten Narrative nicht viel hinzu und fokussiert sich sehr auf die neu ausgerichtete Persönlichkeit des Jokers. Es wirkt als hätte es keine gezielte Vision für Joker - Folie à Deux gegeben. So abwegig ist die Theorie nicht, bedenkt man, dass Todd Phillips ursprünglich die Idee einer Fortsetzung noch verneinte, bis es dann sogar zuerst als Broadway Stück geplant gewesen sein soll. Vielleicht fehlte ihm aber auch ein klares Vorbild für seinen Film, immerhin orientierte er sich bei Joker noch stark an Martin Scorseses Taxi Driver und King of Comedy.
Schwache Fortsetzungen
Ein ganz anderer Grund für die deutlich geringeren Besucherzahlen könnte der erste Joker selbst sein. Als die Ankündigung kam, dass Joaquin Phoenix den neuen Joker in einem Solo-Film verkörpert, waren wir alle gespannt, was uns da im Kino erwarten wird. Aufgrund des eher künstlerischen Ansatzes von Phillips, ist es nicht verwunderlich, wenn viele Fans von dieser Neuinterpretation bereits nach dem ersten Film genug hatten. Der zweite Teil würde somit nur noch alle Joker-Fans ansprechen, denen Phillips’ Interpretation gefallen hat. Nicht selten performen Sequels schlechter als ihre Vorgänger. Von den vier direkten oder im Falle von The Suicide Squad indirekte Fortsetzungen, die das DCEU seit Aquamans Überraschungserfolg nach 2018 hervorgebracht hat, war keines auch nur ansatzweise so erfolgreich, wie sein Vorgänger.
Düstere Zukunft
Mit einem Rotten Tomatoes Critics Score von 33% und Audience Score von 32% wird Joker 2 es auch weiterhin schwer an den Kinokassen haben. Wir bleiben gespannt, ob die Veröffentlichung am 16. Oktober in China ein ähnliches Debakel werden wird. Unabhängig davon, ob ihr Joker - Folie à Deux mochtet oder nach einer Stunde bereits den Saal verlassen habt, könnte der Misserfolg des Streifens weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft von DC haben. Sollte der kommende The Batman 2 ebenfalls nicht die Erwartungen des Studios erfüllen, so wird die Trilogie vermutlich vorzeitig abgesägt. Für den Fall, dass James Gunns Superman Legacy an den Kinokassen nicht performt, könnte es düster für viele andere Projekte des DC-Reboots aussehen. So düster wie für Joker - Folie à Deux. Eines zeigt der Misserfolg an der Kinokasse auf jeden Fall: Wenn der Joker nicht sicher ist, werden wir in Zukunft möglicherweise noch weniger Experimente im Superhelden-Genre erleben.