"So lange habe ich mich schwach gefühlt, ich hatte das Gefühl, meine Probleme seien nicht real und die aller anderen größer als meine. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Mann stehen muss und innerlich damit fertig werden musste. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wurden die Dinge in den letzten Jahren immer schlimmer. Ich bin endlich bereit dazu, Hilfe zu erhalten."
Dies ist Teil eines Statements von Jordan Elsass. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass er mit sofortiger Wirkung aus der Serie Superman & Lois aussteigt, wo er Supermans Sohn Jonathan Kent spielte. Wir hatten hier darüber berichtet.
Da war noch nicht bekannt, was der Grund für seinen Ausstieg aus der Serie ist. Doch wurden auch da bereits mögliche Probleme mit seiner psychischen Gesundheit als Grund vermutet. Ein inzwischen gelöschter Beitrag von ihm auf Instagram, der noch aus dem Juni stammt, scheint dies zu bestätigen.
Damals schrieb er zudem, dass er in letzter Zeit mit einer Reihe von Dingen zu kämpfen habe, die sich alle um seine psychische Gesundheit und sein Wohlbefinden drehen würden. Er kündigte an, für einen Monat in eine Einrichtung zu gehen, wo man ihm helfen könne, diese Probleme in den Griff zu bekommen, da er dies alleine einfach nicht schaffe.
Mentale Probleme, Kämpfe mit der eigenen Psyche, Depressionen - das alles sind keine neuen Probleme. Seit vielen Jahrzehnten können sie medizinisch benannt werden, existieren tun sie dagegen schon seit es Menschen gibt. Doch immer noch liegt ein gewisses Stigma auf diesen Erkrankungen. Selbst bis vor einigen Jahren noch war die Aufklärung über solche Erkrankungen innerhalb der Gesellschaft bestenfalls mangelhaft und Hilferufe wurden nicht ernst genommen oder gar der Lächerlichkeit preis gegeben. Schwäche zeigen? Verboten!
Selbst heute noch trauen sich viele Menschen mit ähnlichen Problemen oder Erkrankungen nur selten an die Öffentlichkeit, aus Angst vor Ausgrenzung, beruflichen Nachteilen oder davor, nicht ernst genommen zu werden.
Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit ist in den letzten Jahren ein immer häufiger werdendes Aufkommen öffentlicher Äußerungen bei vor allem berühmten Personen zu mentalen Problemen zu vernehmen. Nicht selten sind die sozialen Medien bei ihnen ein Auslöser für psychische Erkrankungen. Anfeindungen, Beleidigungen und sogar Morddrohungen - viele Menschen, "Fans", agieren mitunter vollkommen hemmungslos in diesen Netzwerken und überschreiten regelmäßig gesellschaftliche Grenzen und treiben andere Personen damit an deren absolute Belastungsgrenze. Ein Vorgehen, welches zudem bis heute immer noch ungestraft ist. Das Internet ist immer noch ein zum Großteil rechtsfreier Raum.
Es gibt so manche berühmte Beispiele. Der Schauspieler Ahmed Best wurde aufgrund seiner Darstellung des Jar Jar Binks in Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung dermaßen angefeindet, dass er jahrelang unter schweren Depressionen litt uns sogar an Selbstmord dachte. Vor einigen Jahren erst wurde Kelly Marie Tran ebenfalls von Star Wars-"Fans" in den sozialen Netzwerken so hart angefeindet und beleidigt, dass sie all ihre Konten löschte und sich für eine Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Auch Stranger Things-Star Millie Bobby Brown machte kürzlich öffentlich, dass sie nicht nur ständig mit hasserfüllten Nachrichten umgehen muss, sondern auch mit ständiger Belästigung, ekelhaften Nachrichten von erwachsenen Männern und einer ständigen Sexualisierung, was sich noch verstärkt hat, seit sie 18 Jahre alt ist. In Folge all dessen suchte auch sie bereits eine Therapie auf.
Wir greifen all das jetzt auf, weil neben Jordan Elsass dieser Tage zwei weitere, berühmte Hollywood -Stars ihre Probleme mit der eigenen Psyche öffentlich gemacht haben: Tom Holland und Jonah Hill.
Tom Holland veröffentliche ein Instagram-Video, um seinen Abschied von den sozialen Medien zu verkünden: „Ich habe aus Gründen meiner psychischen Gesundheit eine Pause von den sozialen Medien eingelegt, weil ich Instagram und Twitter als überreizend und überwältigend empfinde.“
In dem Video führt er weiter aus, dass es ihm nicht guttue, online Dinge über ihn zu lesen, dies sei schädlich für seinen mentalen Zustand. Er hat daher beschlossen, einen Schritt zurückzutreten und die Apps zu löschen.
Er nutzte das Video auch, um generell auf psychische Probleme sowie auf eine Organisation, Stem4, die jungen Menschen mit solchen Problemen hilft, aufmerksam zu machen, und er schloss mit der Aufforderung "Lasst uns über psychische Probleme sprechen." Ihr findet das Video unten.
Jonah Hill veröffentlichte diese Woche einen offenen Brief, in dem er erklärte, zukünftig keine Promotion oder Presse-Touren mehr für seine Filme tätigen zu wollen, um seine eigene Psyche zu schützen. Unter anderem schrieb er: "Durch diese Reise der Selbstfindung innerhalb des Films bin ich zu dem Verständnis gekommen, dass ich fast 20 Jahre damit verbracht habe, Angstattacken zu erleben, die durch Medienauftritte und öffentliche Ereignisse verschlimmert werden."
Der Film, von dem er hier spricht, heißt Stutz und ist eine von Hill selbst gedrehte Dokumentation über ihn selbst und seinen Therapeuten. Hill hofft, sowohl mit seiner Dokumentation als auch seinem offenen Brief, es für Leute normaler zu machen, über diese Probleme zu reden und zu handeln.
Hier ist sein vollständiges Statement:
Ich habe die Regie bei meinem zweiten Film abgeschlossen, einem Dokumentarfilm über mich und meinen Therapeuten, der sich mit psychischer Gesundheit im Allgemeinen befasst und Stutz heißt. Der ganze Zweck dieses Films ist es, die Therapie und die Werkzeuge, die ich in der Therapie gelernt habe, einem breiten Publikum für den privaten Gebrauch durch einen unterhaltsamen Film zur Verfügung zu stellen.
Durch diese Reise der Selbstfindung innerhalb des Films bin ich zu dem Verständnis gekommen, dass ich fast 20 Jahre damit verbracht habe, Angstattacken zu erleben, die durch Medienauftritte und öffentliche Ereignisse verschlimmert werden.
Ich bin so dankbar, dass der Film in diesem Herbst seine Weltpremiere auf einem renommierten Filmfestival feiern wird, und ich kann es kaum erwarten, ihn mit dem Publikum auf der ganzen Welt zu teilen, in der Hoffnung, dass er den Betroffenen helfen wird. Sie werden mich jedoch nicht da draußen sehen, um diesen Film oder einen meiner kommenden Filme zu promoten, während ich diesen wichtigen Schritt unternehme, um mich zu schützen. Wenn ich mich kränker machen würde, indem ich rausginge und Werbung machte, würde ich weder mir selbst noch dem Film treu bleiben.
Normalerweise zucke ich bei Briefen oder Äußerungen wie dieser zusammen, aber ich verstehe, dass ich zu den wenigen Privilegierten gehöre, die es sich leisten können, sich eine Auszeit zu nehmen. Ich werde meinen Job nicht verlieren, während ich an meiner Angst arbeite. Mit diesem Brief und mit Stutz hoffe ich, dass es für die Menschen normaler wird, über dieses Zeug zu sprechen und zu handeln. Damit sie Schritte unternehmen können, um sich besser zu fühlen, und damit die Menschen in ihrem Leben ihre Probleme klarer verstehen.
Ich hoffe, die Arbeit wird für sich selbst sprechen, und ich danke meinen Mitarbeitern, meinen Geschäftspartnern und allen, die dies lesen, für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung.
Auch wir hoffen, mit diesem Artikel zumindest ein wenig aufzuzeigen, wie normal solche Erkrankungen sind, und dass jeder davon betroffen sein kann, aus den unterschiedlichsten Gründen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. leidet jedes Jahr ein Viertel der Bevölkerung an psychischen Erkrankungen. In Zahlen entspricht dies der Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens, etwa 18 Mio. Menschen. Nur knapp 19% von ihnen suchen sich Hilfe. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen und Depressionen.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass auch mit solchen medienwirksamen Äußerungen eher berühmter Menschen das Stigma, welches über diesen Erkrankungen liegt, endlich nach und nach abgebaut werden kann und die Gesellschaft zunehmend für mentale Probleme sensibilisiert wird. Und um es abschließend ganz deutlich zu sagen: Es ist weder unnormal noch ein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu erfragen. Es ist menschlich und zeigt Stärke, wenn man Probleme nicht verdrängt und totschweigt, sondern sie mit professioneller Hilfe angeht.