Bewertung: 4 / 5
Gestern hab ich mir mit Suicide Squad den dritten Film des DCEU angesehen und klar, die letzten Tage gingen auch an mir nicht spurlos vorbei. BvS konnte mich im Kino nur mittelmäßig überzeugen, dafür hat der Ultimate Cut einige Fehler behoben...trotzdem war da mehr drin. Genauso bei MoS, der mir beim ersten Mal noch überragend gut gefiel, nun aber nach mehrerem Schauen doch etwas langatmig und durchschnittlich daher kommt. Und Suicide Squad? Sollte der Film tatsächlich wieder unter den Erwartungen liegen? Die Krititken waren mäßig, WB scheint aus den Fehlern nicht gelernt zu haben und sowieso hat man scheinbar das Potenzial, welches ein Schurkenteam bietet, nicht genutzt. Stimmt dies aber auch? Lest selbst wie ich den Film empfand. Wie immer bei meinen Kritiken: SPOILERWARNUNG!
Inhalt
Superman hat die Welt verändert. Wir wissen nicht nur, dass wir nicht alleine auf dem Planeten sind, nein wir wissen nun auch, dass wir nur Ameisen sind und die Bedrohung in Gestalt von Aliens und sogenannten Meta-Wesen jederzeit vorhanden ist. Nach dem Tod Supermans fehlt es jedoch an einer Abwehr gegen diese Bedrohung und somit hat Amanda Waller einen Plan: Die Bildung eines Teams aus Schurken und Bösewichten welche unsere Probleme lösen können und wo niemand Fragen stellt, wenn sie bei dem Versuch umkommen. Damit sie gehorchen bekommen sie Bomben implantiert und fertig ist die Taskforce X, die schnell erkennt, dass sie eine Suicide Squad, ein Selbstmordkommando gegen einen scheinbar übermächtigen Schurken darstellt.
Trailer zu Suicide Squad
Kritik
Vorneweg zuerst einmal das Gute: der Film unterhielt mich und konnte mich überzeugen. Besonders die Härte der Kritiken kann ich deshalb für mich persönlich nicht nachvollziehen, denn der Film fühlte sich besser an als es bei BvS der Fall war. Zudem erwischte ich mich oft dabei, wie ich lachte, schmunzelte oder einfach nur Spaß hatte. Suicide Squad ist kein Meisterwerk, kein tiefgründiger Film und besitzt viele Logikfehler und Probleme - doch auch wenn DC es anders machen will als Marvel, haben wir hier einen typischen Blockbuster vorgesetzt bekommen, welcher nicht zum Nachdenken anregt und nur unterhalten will.
Hier beginnen dann allerdings auch schon die Probleme. Was las man nicht alles vom Set: Psychologen welche die Crew unterstützen, ein Jared Leto der scheinbar tatsächlich irre wurde, ein deprimierendes Setting und sowieso nur Psychopaten und Killer, welche als Geburtstagsgeschenke Ratten bekommen. Nach Aussagen sollte es etwas komplett neues werden, ein düsterer Film mit Bösewichten, welche über Leichen gehen. Wie immer war es dann wohl viel PR-Gelaber und man muss ehrlich sagen: die Guardians of the Galaxy waren nicht weniger schlimme Schurken. Schon die Altersfreigabe sorgte anfangs für Bedenken, anschließend machten nach dem schwerfällig wirkenden BvS Gerüchte die Runde, man hätte mehr Witz eingebaut. Dabei ist Witz kein Problem: trockene Oneliner, Harley Quinn als überdrehte Psychopatin und coole Charaktere wie Deadshot: schwarzer Humor war vorprogrammiert. Doch fehlt es dem Film an Gewalt um die Grausamkeit der Schurken auch wirklich aufzuzeigen. Zwar hat jeder Charakter einen "dunklen" Moment, es wird aber eher darüber geredet als es auch wirklich zu zeigen. Gräueltaten werden erwähnt, die Wirkung verpufft aber aufgrund einer reinen Erzählung und durch die Handlung. Denn am Ende macht der Film das, was man befürchten konnte. Er macht aus den Schurken strahlende Helden, die eben anders sind. Da wird eine Harley Quinn zu einer Moralpredigerin, ein Cpt Boomerang verpisst sich nur um dann in heldenmanier wieder aufzutreten und ein Diabolo ist selbst zum Pazifisten geworden. Ob mehr Blut oder Folter (wo war die Joker-Folterszene?) dem Film geholfen hätten? Wohl ja. Aber alleine ein Kampf Superman vs Zod oder Batman sah von der Brutalität soviel krass aus. Alleine die Lagerszene aus BvS war gewaltvoller als die ach so düstere Suicide Squad. Dies liegt aber vor allem am Plot selbst.
Denn die Handlung schafft es tatsächlich Deadpool noch zu unterbieten: Team wird vorgestellt, muss auf den ersten Einsatz, es kommt zum Endkampf, fertig. Zwar gibt es einige Überraschungen und mit vielem hätte ich nicht gerechnet, trotzdem ist die Storyline vorsehbar. Dies liegt natürlich auch am Gegner. Was wurden bei Avengers und Age of Ultron nicht die Chitauri und Ultron-Bots, sogenannte faceless Army, kritisiert. Suicide Squad ignoriert diese alten Kritiken und treibt es auf die Spitze: die faceless Army hat nicht mal Gesichter. So ist es dann typisch, wenn diese Armee von Zombies(?) Soldaten abschlachtet, unsere Superschurken aber kein problem haben diese mit Pistolen, Krallen, Feuer, Baseballschläger und Bumerangs (!) platt zu machen. Sowieso fragt man sich spätestens beim Endkampf: wieso gab es überhaupt solche Gegner? Enchantress und ihr Bruder, die Gegner der Squad, können diese alleine besiegen, Enchantress wusste sogar, dass die Squad eintraf, eine Armee ist komplett unsinnig.
Doch es ist dies nicht der einzige Logikfehler: wer schoss den Hubschrauber der Squad ab? Wenn es die Armee war, wieso nutzen diese später keine Waffen mehr und begaben sich nicht zum Abstürzpunkt? Wieso lässt Incubus den Heli von Waller abstürzen, versteckt sich dann bei seiner Schwester und kämpft nicht weiter? Wieso machte der Hubschrauber von Waller so auf sich aufmerksam? Wie kann eine Stadt (trotz Evakuierung) innerhalb kürzester Zeit so leer sein? Die Evakuierung wirkt wie eine Entschuldigung, dass man wie bei MoS keine Zeit mit Opfern verbringen will. Wieso darf Harley als einzige ein Handy benutzen? Am schlimmsten ist aber der Plan der Enchantress: hat ihre Magie-Dings-Bumms tatsächlich 3 Tage gedauert um dann genau zu dem Zeitpunkt wo die Squad und Waller eintreffen, in die Tat umgesetzt zu werden? Das ist in vielerlei Hinsicht einfach ein sehr faules Drehbuch und hätte leicht ausgebessert werden.
Charaktere
Schon in der Kinofassung von BvS hatte man das Problem, dass eine Hauptfigur nicht wirklich ausgebaut war: Kents Motivation fehlte zum Teil komplett. Anders Civil War vom Konkurrent Marvel, wo man es schaffte fast 15 Charakteren genug Screentime zu geben und die Motivation und Beweggründe aller Charaktere korrekt darzzustellen. Bei Suicide Squad gelingt dies nur mäßig. Schon das Marketing zeigte, dass Deadshot und Harley Quinn, gespielt von Will Smith und Marggot Robbie die zentralen Figuren des Film sind. Sie bekommen am meisten Tiefe, Flashbacks, Charaktermomente und sorgen für die besten Momente. Auch schauspielerisch ist dies große Klasse, Smith mit seinen trockenen Sprüchen ist einfach saucool. Robbie sexy und verrückt zu gleich - Harley Kostüme werden wohl an Halloween und Karneval gang und gäbe sein. Trotzdem muss man sich etwas fragen, wieso sie in der Squad sind. Sie haben keine Superkräfte (oder ist Deadshot durch seine Trefferquote ein Meta-Wesen?) und sind im Endkampf auch mächtig unterlegen. Rick Flagg ist die große Überraschung des Films, bekommt Screentime, eine echte Entwicklung (auch wenn die Umarmung etwas Martha-Like war^^) und ist echt ne coole Socke. Amanda Waller wird genial gespielt von Viola Davis: eine Frau die man fürchten muss und welche keine Skrupel kennt. Tatsächlich ist sie die Schurkin, welche die Suicide Squad gebraucht hätte. Captain Boomerang ist eigentlich ein Witz, doch Jay Courtney macht aus dem Darsteller mehr als er ist: ne coole Socke, mit irrem Blick und ordentlich Durst - einige Lacher wert. Diabolo ist der eigentliche Star des Teams: mächtig und zurückhaltend ist er jedoch schon eher eine Art Held, auch wenn er dies nur wurde durch seine ehemaligen Taten. Killer Croc ist einfach heftig, was Make-Up gegenüber CGI ausmachen kann. Ansonsten ist er der typische Haudrauf-Typ eines Teams und man erfährt nicht mehr über ihn. Katana ist ein großer Witz und man fragt sich, wieso sie dabei ist. Unnötiger Charakter von dem wir nur durch ein zwei Sätze was erfährt. Genau wie Slipknot, der beste Kletterer der Welt (sry aber was sind die Anforderungen an die Squad?), welcher aber nur dabei ist um ein Exempel zu statuieren. Er wird nicht mal vorgestellt und nur nebenbei erwähnt: Ach ja irgendwen hat den Typen zum Casting eingeladen, der fliegt auch noch mit. Kommen wir zum Joker, welcher großartig gespielt wird von Leto. Er ist der wirklich Wahnsinnige und hier glaubt man dann auch, dass es am Set womöglich etwas düster zuging. Doch der Joker kommt trotz Zentrum der Marketingkampagne fast nicht vor - schlimmer noch. Er ist wie befürchtet nur dabei, um wohl den Batman-Solofilm zu pushen. Sein Auftreten hat kein Mehrwert und würde man ihn aus der Handlung streichen, würde sich nichts ändern. Harley bekommt auch nicht mehr Tiefe, denn durch die Flashbacks bleibt einfach mehr auf der Straße als dass es hilft. So wird der Wandel von Quinzel zu Quinn durch den Joker einfach viel zu schnell vorangetrieben, die Chemie-Szene war komplett sinnlos und unpassend eingesetzt und man fragt sich wie aus der Doktorin innerhalb kürzester Zeit eine Akrobatin und Kämpferin werden konnte.
Enttäuschend ist auch die Enchantress: eigentlich ist der Beginn ihrer Story noch sehr genial, gruselig und etwas komplett neues. Trotzdem scheint man nach Superman nicht überrascht zu sein, dass es Magie und Hexen gibt. Aus ihrer guten Darstellung wird dann aber schnell ein typischer Gegner, welcher irgendwie die Welt zerstören will, komisch tanzt und mal ein Herz braucht und mal nicht. Wieso sie die Taskforce nicht einfach ausschaltet mit Magie und stattdessen kämpft? Gute Frage. Ihr Bruder Incubus ist ebenfalls ziemlich sinnlos.Spätestens am Ende merkt man dem Film auch sein Budget nicht mehr an, wenn Enchantress vor diesem blauen Strahl steht und irgendwie arg künstlich aussieht.
Musik, Effekte und Ton
Auch hier nähert man sich den Guardians an, indem Pop- und Rocksongs in den Film geschmissen werden. Krass wird es dann sogar, wenn Spirit in the Sky vorkommt: ein Lied das man bei GotG im Trailer nutzte und welches auch auf dem Awesome Mix Volume 1 zu finden ist. Besonders am Anfang merkt man dann auch, dass noch viel am Film geschnitten wurde, denn dann werden Lieder nur kurz angespielt und mit der nächsten Szene wieder abgebrochen. An anderen Stellen hätte der Song ruhig länger sein können. Trotzdem ist die Musikuntermalung genial und sorgt für Stimmung...passt dann aber auch nicht zu der vorher angesprochenen PR-Masche.Die Effekte sind wie erwähnt an einigen Stellen eher mager, man fragt sich wie das Budget so dermaßen wachsen konnte. Zumal die gesamte Handlung in einer menschenleeren Stadt stattfindet. Zudem fragt man sich in welchen Zeitsprüngen der Film verläuft. Die Flashbacks verwirren eher, sind oftmals falsch plaziert und geben den Eindruck, dies wäre alles innerhalb kürzester Zeit verlaufen.
Wie oben bereits geschrieben ist der Ton des Films das größte Problem. Man erkennt einfach, dass man bei WB nicht so richtig wusste, was man mit dem Film eigentlich zeigen will. Schon das Marketing war zweideutig; zum einen bunte Poster, Humor und musikuntermalte Trailer. Dies findet man dann auch im Film wieder: bunte Szenen in den Joker-Flashbacks (komplett unnötig) und Deadpool ähnliche Präsentation der Charaktere (passte überhaupt nicht in den Film). Andererseits gab es düstere Charakterposter und einen Comic-Con-Trailer, der für mich zu den besten Trailern aller Zeiten gehört - und manchmal findet man diesen Ton auch im Film wieder. Tatsächlich scheinen die Gerüchte um die Reshots und den Ärger am Set der Wahrheit zu entsprechen und nach dem Chaos um Flash und Cyborg, sowie der Kinofassung von BvS muss einem Angst und Bange werden wenn man nun auch über WW solche Gerüchte hört.
Fazit
Wenn man dies so liest, hört es sich wieder so an als würde der Duck über DC herziehen. Es gibt deshalb auch echte Probleme mit dem Film, richtig rund fühlt er sich ebenfalls nicht an und manches wirkt nur so um andere Franchises (Batman-Solofilme) zu pushen. Anders als BvS will der Film aber nicht mehr als unterhalten. Die Marvel-Schiene wird hier extrems gefahren, wobei dies einfach nicht zu den Aussagen und der Vorlagen passt. Es ist schon fragwürdig, wenn die Suicide Squad mit Mördern und Killer eigentlich verkapperte Guardians sind. Mehr Gewalt, mehr schwarzer Humor und ja vielleicht auch mehr krasse Flashbacks die es ja scheinbar geben soll hätten dem Film gut getan. Trotzdem unterhält der Film und er will nicht mehr sein wie Popkornkino. Immer wieder muss man lachen wenn Harley, Deadshot oder Boomerang einen raushauen. Schön ist es, wenn das DCEU erweitert wird durch Batman, Flash oder einer After-Credit-Szene, die zwar von Marvel kopiert ist aber Scheiß drauf - JL is comig.
Der Film hätte mehr sein können und mit Sicherheit auch besser, die Vorlagen hätten etwas komplett geniales erwarten lassen können, trotzdem ist der Film runder als ein BvS, welcher sich ja selbst zu ernst nahm. Musik, Charaktere wie Harley und Deadshot, sowie Versprechen an die Zukunft lassen mich aber auf einen Teil 2 hoffen.
Wie schon Batman bei BvS sind es diesmal Deadshot und Quinn welche den Film besser erscheinen lassen, als er womögich ist. Er ist auch deshalb einfach nur Spaß und die größte Freude bei jedem Comic- und Superheldenfan liegt wohl darin, diese genialen Schurken des DC-Universums endlich auf der großen Leinwand zu sehen.
Als Fan bekäme der Film 4 Sterne, rein als Film und Handwerk betrachtet sind es eher 3,5.