Bewertung: 3.5 / 5
Seit 45 Jahren bereits hört man niemanden im All schreien. Nun erreicht uns mit Alien - Romulus der mittlerweile siebte Teil der Reihe, der versucht, zurück zu den Wurzeln von einst zu kehren. Eine Mischung aus den ersten beiden Teilen wurde versprochen, womit man die Messlatte schon einmal ziemlich hoch ansetzt. Schafft es Regisseur Fede Alvarez, der Reihe endlich wieder neues Leben einzuhauchen?
Alien - Romulus Kritik
Während eine Gruppe junger Weltraumkolonisatoren in den Tiefen des Weltalls eine verlassene Raumstation ausräumt, trifft sie auf die furchterregendste Lebensform des Universums.
Trailer zu Alien - Romulus
Vor allem Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt und Aliens - Die Rückkehr gehören zu den absoluten Meisterwerken des Science-Fiction-Kinos. Wenngleich Alien 3 und Alien - Die Wiedergeburt teils interessante Ansätze hatten, vermochten sie nicht, das Niveau ihrer Vorgänger zu erreichen. Viele Jahre wurde es still um die Reihe, bis Ridley Scott selbst mit Prometheus - Dunkle Zeichen einen neuen Ansatz probierte, womit er seinerzeit nur wenige Fans überzeugen konnte. Dennoch hat gerade dieser Teil über die Jahre deutlich an Beliebtheit gewonnen.
Doch mit Alien - Covenant wurde ein Tiefpunkt erreicht, der auch dazu führte, dass sich Scott als Regisseur von der Reihe zurückzog. Mit Alien - Romulus und unter neuer Regie hofft man jetzt, der Reihe den verdienten Erfolg zurückzubringen und man hat bereits im Vorfeld angekündigt, sich dazu auf alte Werte zurückzubesinnen. Es ist daher auch kein Zufall, dass der neueste Teil zeitlich genau zwischen den ersten beiden Meisterwerken angesiedelt ist. Doch geht die Rechnung auch auf?
Wir würden sagen: Ja. Fede Alvarez schafft es, einen gelungenen Alien-Film auf die Leinwand zu zaubern, der vor allem visuell so beeindruckend ist, wie man es von einem Film dieses Franchise nur erhoffen kann. Diese Tatsache lässt uns gar staunend zurück, bedenkt man, dass der ursprüngliche Plan vorsah, Alien - Romulus ähnlich wie Predator - Prey direkt auf Hulu/Disney+ zu veröffentlichen. Dafür ist dieser Film jedoch einfach viel zu hochwertig. Sound, Effekte, Sets - hier gibt es einfach nichts zu meckern. Wir sind froh, dass man sich am Ende doch anders entschieden hat, denn dieser Film gehört auf die große Leinwand.
Und es ist nicht nur das visuelle, welches vor allem Fans der Reihe erfreuen wird, sondern auch das Sound-Design. Schon die ersten Minuten machen einem auch ohne Titel oder Vorkenntnisse klar, dass dies ein Alien-Film ist. Man hält sich sehr genau sowohl an die visuelle Bildsprache als auch an die Soundkulisse, die man vor allem aus den ersten beiden Teilen her kennt. Und ist man auf der titelgebenden Raumstation, dürften sogar Fans des Videospiels Alien - Isolation ihre Freude haben. Für Fans der Reihe ist dieser Film ein Fest für die Sinne.
Optik und Sound sind also schon einmal richtig toll, wie sieht es mit dem Rest aus? Hier wird es jetzt etwas schwieriger. Schauen wir uns zunächst einmal den Cast an. Dieser ist größtenteils austauschbar und die meisten hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Vor allem eine Figur empfanden wir als unnötig nervend. Als Anführer der Gruppe fungiert Archie Renaux und er macht dies auch ganz sympathisch. Den größten Fokus bekommen jedoch David Jonsson als Andriod Andy und Cailee Spaeny als Rain. Vor allem Jonsson wollen wir positiv hervorheben, der hier sehr gekonnt mal eine andere Art von Androiden spielt, was uns sehr gefallen hat. Spaeny macht ihre Sache ebenfalls gut, jedoch mochten wir hier zum Ende hin die Entwicklung nicht ganz, die ihre Figur durchläuft. Bzw. das Tempo dessen, denn aus ihr wird dann doch etwas sehr plötzlich eine Ripley 2.0. Dennoch gehören diese beiden und ihre ungewöhnliche Beziehung zueinander zu den Stärken des Films.
Über die Leistung eines Schauspielers würden wir gerne mehr Worte verlieren, denn dessen Auftritt hat uns regelrecht von den Socken gehauen. Warum und ob wir dies positiv oder negativ meinen, können wir euch aus Spoilergründen nicht verraten, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass ihr wissen werdet, was wir meinen, sobald ihr den Film gesehen habt. Es könnte sehr gut sein, dass dies betreffend in den kommenden Tagen und nächsten Wochen kontroverse Diskussionen losbrechen werden.
Der Film macht vieles richtig und schafft es sogar sehr gekonnt, die anderen Filme der Reihe mit diesem sehr gekonnt zu verknüpfen und das Franchise als Ganzes zu erweitern. Und um dies auch klarzumachen: Dies ist kein Spin-off, welches einfach nur im selben Universum angesiedelt ist. Alien - Romulus ist ein vollwertiges Mitglied dieser Reihe und genauso wichtig und inhaltlich bedeutend wie seine Vorgänger. Dabei geht der Film sogar so weit, manche Fragen zu beantworten, die andere Filme offen gelassen haben.
Gerade dies jedoch kann man auch durchaus negativ sehen, denn dadurch geht etwas das Mysteriöse verloren, welches die anderen Teile mit ausgezeichnet hat. Auch wirkt das Verhalten der Kreaturen langsam berechenbar. Und ob die inhaltlichen Antworten, die man hier erhält, den Zuschauern gefallen werden, steht ebenfalls in den Sternen. Vor allem zum Ende hin wird es durchaus kontrovers und wir wissen selbst noch nicht, wie wir diese Entwicklung finden.
Der Film wandelt all dies betreffend auf einem sehr schmalen Grat. Zum einen liefert er durchaus Neues zur Reihe hinzu, will gleichzeitig aber auch deutlich machen, in welchem Filmuniversum alles spielt. Dies geschieht teils etwas zu deutlich, denn auf so manche direkte Reverenz, vor allem Zitate, der Vorgänger hätten wir verzichten können. Das war dann doch etwas zu viel Fanservice. Und dies ist schade, denn der Film wäre selbst stark genug gewesen und hätte dies nicht unbedingt in diesem Ausmaße gebraucht. Hier wäre etwas mehr Eigenständigkeit tatsächlich besser gewesen.
Natürlich müssen wir auch noch den Horroraspekt ansprechen. Gerade mit einem Regisseur wie Fede Alvarez hinter der Kamera darf man sich hier einiges erhoffen und wir würden sagen, dass er nicht enttäuscht hat. Vom Rhythmus des Films her orientiert er sich vor allem an den ersten beiden Teilen und er weiß den Horror nicht inflationär, sondern gezielt einzusetzen. Ob die Evil Dead-Kamerafahrt oder die Don’t Breathe-Szene nötig waren (beides frühere Filme von ihm), sei mal dahingestellt. Aber zumindest verleiht er dem Film damit seine eigene Note, ohne dabei aus Alien - Romulus etwas anderes als einen Alien-Film zu machen. Dies zeigt sich auch an der Gewalt. Ja, es fließt Blut und es gibt einige wirklich unschöne Szenen, doch zu jeder Zeit ist sich Alvarez bewusst, dass dies eben nicht Evil Dead ist. Wer also eine blutige Horror-Achterbahnfahrt erwartet, dürfte etwas enttäuscht werden.
Anmerkung
Um euch nicht zu spoilern, können wir leider auf viele Aspekte des Films nicht eingehen und es hat auch seine Gründe, warum die oben geschriebene Synopsis nur so kurz ist. Von daher sagen wir es einfach ganz kurz: Der Film ist nicht perfekt und enthält Elemente, über die noch zu diskutieren sein werden, vor allem über ein sehr kontroverses Element. Aber als große Fans der Reihe hatten wir sehr viel Spaß mit Alien - Romulus und sind sehr glücklich aus dem Kino herausgegangen. Was die Wertung betrifft, so schwankten wir sehr zwischen 4 oder 3.5. Eine 3 ist dies auf keinen Fall, aber ob es zu einer 4 reicht, wissen wir erst, wenn wir selbst im Klaren darüber sind, wie wir einige Elemente des Films schlussendlich finden und bewerten. Manche Filme brauchen einfach etwas, bis man sich über sie im Klaren ist. Lasst euch von der 3.5 also nicht zu sehr irritieren. Vor allem, wenn ihr Fan der Reihe seid, könnt ihr bedenkenlos ins Kino gehen. Ihr müsst sogar!
Fazit
Von einem Meisterwerk des Genres können wir hier nicht sprechen, dafür lehnt er sich zu sehr an seine Vorgänger an und zitiert diese auch ein- oder zweimal zu oft. Und doch schafft es Alien - Romulus in den stärksten Momenten an die visuelle Größe vor allem der ersten beiden Teile zu erinnern. Herausgekommen ist ein toller Film, der sich selbst ernst nimmt und versucht, der Reihe neue Impulse zu verleihen. Dies gelingt mal mehr, mal weniger gut und vor allem über einen Aspekt wird sicherlich noch kontrovers diskutiert werden.
Doch eines ist klar: Diesen Sci-Fi-Horror sollte man unbedingt auf der großen Leinwand sehen! Wer Fan der opulenten Bilder der ersten beiden Teile ist, wird mit Alien - Romulus seine wahre Freude haben. Fede Alvarez hat es geschafft, vor allem technisch einen Film zu erschaffen, der mehr als würdig ist, ein Teil der Alien-Reihe zu sein. Im All mag dich niemand schreien hören, im Kino schon.