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Anastasia

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Anastasia Kritik

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Anastasia Kritik
0 Kommentare - 15.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Anastasia" ist.

Bewertung: 3 / 5

Anastasia Romanow (Meg Ryan) ist die jüngste Tochter des Zaren. Sie überlebt als einzige der Familie die Russische Revolution. Bei ihrer Flucht vor den Feinden wird sie von ihrer Großmutter Marie (Angela Lansbury) getrennt. Nun wächst das Mädchen in einem Waisenhaus auf und nennt sich fortan Anya. Als sie erwachsen ist, will sie sich auf die Suche nach ihrer Familie machen. Dabei trifft sie auf die Hochstapler Dimitri (John Cusack) und Cladimir (Kelsey Grammer), die sich gerne eine Belohnung verdienen wollen, die Anastasia auf den Verbleib ihrer Großmutter ausgesetzt hat. Den beiden fällt sofort die Ähnlichkeit zwischen Anya und Anastasia auf, also wollen sie das Mädchen als Anastasia ausgeben, ohne zu wissen, daß sie es wirklich ist.

Ein Problem, das besonders im modernen Blockbuster unter den Marvel Studios immer wieder infrage gestellt wurde ist, ob ein Film einen Schurken, einen Bösewicht oder wie auch immer man ihn nennen soll, braucht. So sind gerade jüngere Werke des Studios wie etwa Black Widow (2021) oder Eternals (2021) prädestiniert dafür, jene Frage zu stellen. Dabei ist das Phänomen unnötiger Bösewicht keineswegs etwas, was erst in jüngeren Tagen zur Welt kam. Denn auch in den 1990er Jahren, besser gesagt im Jahr 1997 warfen Don Bluth und Gary Goldman jene Frage unbewusst auf, indem sie die Geschichte um Anastasia, der vierten Tochter von Nikolaus II. inszenierten. Der Zauberer oder Wanderprediger oder einfache Scharlatan Rasputin wird hier zum Antagonisten der Geschichte gemacht und entfacht kurz die Oktoberrevolution im Jahr 1917. So weit, so gut. Jene Kreise führten eben neben der Macht auch immer wieder einen Kampf, der in Intrigen mündete. Rasputin stirbt, Ende gut, alles gut. Doch so ganz einfach ist das nicht, denn Rasputin wird in die Vorhölle verfrachtet und sinnt auf Rache. Das große Problem, daß der Film dabei hat, ist, daß er dem Zuschauer nie so richtig erklären kann, was Rasputin eigentlich will. Vielleicht setzt das historische Grundkenntnisse voraus. Vielleicht ist das genauso gewollt, doch sicherlich, ganz sicher sogar, ist es einfach nur schlecht.

Nun, es gibt einen Grund, warum Don Bluth eines Tages Disney verlassen hat. Retrospektiv vielleicht kein allzu kluger Schritt sind seine Filme doch primär wohl Cineasten noch ein Begriff. Davon abgesehen muss man aber sagen, daß Anastasia wohl auch kein Film ist, der für „die ganze Familie“ gemacht wurde. Im Gegenteil, mit einer Revolution im Rücken, Intrigen an einem Hofstadt, verschwundenen Prinzessinnen und Betrügern, scheint diese Geschichte doch eher eine Episode aus der viel zu überschätzten Fantasy-Serie Game of Thrones (2011-2019) zu sein. Fehlen nur noch Drachen und Titten. Interessant ist aber, daß dieser Film sich keineswegs als Kinderfilm begreift. Was sollte ein sechsjähriger auch schon mit der Oktoberrevolution anfangen können? Das macht Spaß, weil der Film somit auch rein stilistisch einen starken Kontrast, zur sonst sehr heilen Disney-Welt liefert. Gut, zugegeben, Disney liefert auch immer mal wieder härtere Stoffe. So etwa Cap und Capper (1981), Der König der Löwen (1994) oder auch gerade Der Glöckner von Notre Dame (1996). Allerdings sind diese Werke zumindest häufig für einen Großteil der Geschichte äußerst versöhnlich. Und in den seltensten Fällen sind Themen für einen Zeichentrick-Film so komplex, wie es in Anastasia der Fall ist. Damit tut sich aber auch ein weiteres Problem am Werk auf. Denn der Film kann all diesen Themen nicht wirklich gerecht werden.

Überdies bleibt Anastasia dann vor allem auf dieser Ebene, also dem künstlerischen Anspruch interessant. Es ist ein sehr deprimierender und trotzdem treffender Zeichenstil. Es ist ein ebenso komplexes, wie spannendes Thema. Gleichwohl ist die Figur der Anastasia Romanowa natürlich, wie für Märchenfilme so üblich, eine Frau, die sich nur darüber definiert, einen Mann lieben zu können. Sexistisch eben im Kontext unserer Zeit. Spannend ist wiederum, daß das gesamte Werk dabei hin und wieder auch rein vom erzählten an Dornröschen (1959) erinnert. So ist die gesamte Ballsequenz zu Beginn, aber auch der Auslöser der Geschichte durchaus ähnlich, wie im Disney-Klassiker. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich der Film da so mit Erklärungen der Figuren zurückhält. Das brauch es auch ehrlich gesagt nicht. Spannend ist zudem, daß der Film seine Musical-Einlagen als solche eben auch klar inszeniert. Das erinnert an die großen Tanzfilme der 1950er bis 1960er Jahre wie etwa Du sollst mein Glücksstern sein (1952) oder auch West Side Story (1961). Politisch muss man da ebenso immer wieder Schlucken. Denn in solchen Märchen spielt das einfache Volk nun mal nicht wirklich eine Rolle und darüber hinaus, schicken ja gerne irgendwelche Monarchen ihr Volk in den Tod, weil die ihre Macht erweitern wollen. Da kann man sogar wirklich von einem direkten Bruder-Krieg sprechen, schließlich waren ja fast alle Monarchen zu jener Zeit auch direkt miteinander verwandt und haben einander geheiratet.

Der streckt dabei seine Geschichte so ein wenig, weil sie nach gut zwei Dritteln auserzählt ist und dann folglich noch ein Missverständnis dafür sorgt, daß Anastasia und Dimitri sich nicht sofort in den Armen liegen. Auch das wirkt hier eher deplatziert und kann sich wirklich als Showdown sozusagen nicht sehen lassen. Was soll das auch? Ist ja nun wirklich nur pubertäres Geplänkel, da kann man auch einfach reden und gut ist. An sich ist der Film aber dennoch interessant, weil Bluth und Goldman gerade in der Vorhölle auf sehr gruselige und groteske Zeichnungen setzten, die besonders junge Zuschauer herausfordern, vielleicht gar erschrecken.

Rau, dreckig und dennoch irgendwie eine klassische Märchengeschichte wird in Anastasia erzählt. Der Film leidet so ein wenig darunter, in gewisser Weise zu einfach gehalten zu sein und auch seiner Komplexität nicht gerecht werden zu können. Davon abgesehen liefert das Werk dennoch gute Unterhaltung, weil es stilsicher in Szene gesetzt wurde.

Anastasia Bewertung
Bewertung des Films
610

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