Bewertung: 4 / 5
Vorab: Eigentlich bin ich Marvelianer der ersten Stunde, habe früher alle Rächer, FV, X-Men (Gruppe X), Spinne, Thor, Captain America, Silver Surfer usw. Taschenbücher und Hefte von Condor gelesen und gesammelt und bin dann auf die US-Hefte umgestiegen. Mit DC konnte ich nie viel anfangen und habe auch nur eine Story gelesen: Doomsday. Insofern sollte ganz klar sein wofür mein Herz schlägt.
Die bisherigen Marvel-Filme empfinde ich als Hardcore-Fan ehrlich gesagt als zu wischiwaschi. Weder Iron Man, noch Thor, noch die Avengers, noch Hulk konnten das volle Potential entfalten, das ich in den Comics sehe, auch werden die düsteren Nebenaspekte der Comicvorlage immer wieder zu Gunsten von luftig lockerer Unterhaltung weg gelassen. Ein Beispiel gefällig: So wird Tony Starks Alkoholproblem aus den Comics zu einem Fäkal- und Urinierwitz in Iron Man 2 degradiert und das war es dann. So richtige Konsequenzen gab es bisher auch nicht zu vermelden, alles war immer Friede, Freude, Eierkuchen. Ist auch irgendwie verständlich, schließlich will Marvel/Disney damit Geld verdienen und mit Popcorn geht das am Besten. Einzig Guardians of the Galaxy und Captain America 2 finde ich als Filme wirklich gelungen, den Rest eher naja bis ganz gut. Aber als getreue Comic-Adaption finde ich die Filme allesamt eher durchwachsen. Das kann auch nicht funktionieren, da Comic und Film komplett unterschiedliche Medien sind.
Trailer zu Batman v Superman - Dawn of Justice
Selbst die als Filme wirklich gute X-Men Reihe ist als Comic-Adaption gelinde gesagt eine Katastrophe: Es wird seit nunmehr 5-6 Filmen immer die gleiche Geschichte erzählt: Magneto, Magneto, Magneto, und neuerdings Mystique, Mystique, Mystique wegen Jennifer Lawrence; dabei wird alles Comic-Potential, das da wäre verschenkt. Trotzdem: Als Film funktioniert es. Selbst den von vielen Möchtegern-Fans verrissenen 1. Wolverine Film finde ich als Film eigfentlich ganz gut, und deutlich besser als diesen Japan Rotz von zweitem Film.
Die einzigen drei Filme, die für mich wirklich als akurate US-Superhelden-Comic-Adaptionen herhalten können sind: die ersten beiden Spider-Man Filme von Sam Raimi und Watchmen von Snyder. Und die beiden Spider-Man Filme finde ich ehrlich gesagt langweilig und kitschig, aber ich muß ihm zumindest zugestehen, dass die Geschichte original aus den Comics sein könnte, trotzdem als Film kaum genießbar (auch weil Peter und MJ fehlbesetzt sind). Und Watchmen? Zumindest im Ultimate Cut perfekt! Und Wunder oh Wunder: eine DC-Adaption.
Also kommen wir nun zu DC-Verfilmungen:
Ob sie akurate Comic-Adaptionen sind, kann ich nicht beurteilen,aber ob sie mir als Filme zusagen:
Ich bin mit Christopher Reeves Superman aufgewachsen und fand ihn eigentlich schon immer beschissen. Brandon Routh war eigentlich ein ganz passabler Ersatz, aber der Film war eine totale Gurke.
Batman: Lassen wir mal die Adam West außen vor, Michael Keatons Batman fand ich nicht sonderlich, und die folgenden Versionen mit Kilmer und Clooney erst recht nicht.
Erst mit Nolan fand ich Batman wirklich gut, und Batman Begins wirkt auf mich auch, als wäre dies zumindest eine halbwegs adäquate Comic-Verfilmung, die restlichen beiden Teile sind Nolans Interpretation Batmans und seiner Probleme, aber sehr gute.
Kommen wir zu Snyders Man of Steel: Super Anfang, holpriges Ende, Cavill ist Top! Und jetzt kommt es: Von den drei Universen (normaler Marvel, X-Men Marvel, DC) ist dies trotz meinem Background das Universum, auf das ich mich am meisten freue, da die Bilder stylisher sind und die Story zwar melodramatisch überhöht aber doch recht düster und für mich ansprechend ist.
Dass hier ein paar Möchtegern-Hardcore-Fans Probleme mit haben, kann ich zwar verstehen, aber ich fand den ganz gut und habe mich schon auf Fortsetzungen gefreut. Das einzige was ich kritisieren kann, ist das im Grunde genommen die gleiche Story wie in Superman 2 erzählt wird. Ich denke, es gibt im Superman-Universum doch auch andere Stories, die erzählenswert wären? Smallville hat ja auch 10 Staffeln vollgekriegt.
Und das bringt uns nun zu Batman v Superman:
Im Vorfeld eigentlich als Man of Steel 2 geplant, wurde von WB schnell ein Batman vs Superman draus gemacht, um mit den Avengers (finanziell) mithalten zu können. Und plötzlich wurde Snyder auch noch vorgeschrieben, dass die gesamte Justice League eingeführt werden soll. Zwischenzeitlich gab es Meldungen, dass hier gleich mehrere Filme auf einmal gedreht würden. Schon im Vorfeld gab es Shitstorm über Shitstorm: Batfleck? Nein, der hat ja schon Daredevil ruiniert! Gadot? Nein, die ist zu dürr! Snyder? Nein, der kann nichts außer geile Bilder! Produktionskosten explodieren! WB in Panik! Gerüchte über schlechte Pressevorführungen und umfängliche Umschneidemassnahmen über ein halbes Jahr verteilt! Startverschiebung, weil DC Angst vor Civil War hat! Netflix will angeblich die zweite Staffel von Daredevil zeitgleich mit dem Kinostart von Batman v Superman starten! Trailer, die schon alles (wirklich alles!) im Vorfeld verraten! Wochen vor Start die Ankündigung von WB, dass es einen Ultimate Cut mit 30 Minuten mehr Material auf Bluray geben wird! Zwei Tage vor Start dann die Aufhebung des Kritik-Embargos und wirklich schlechte Kritiken, die allessamt irgendwie Hand und Fuß mit Ihren Argumenten haben, aber die Bewertung letztendlich doch zu niedrig ausfällt, anscheinend weil sich alle Kritiker gegenseitig ansteckten mit ihrer schlechten Meinung zum Film und sich dann in Rechtfertigungen ihrer Kritiken verzettelten. Und Kinogänger, die auch gespalten rauskamen, selbst größte Fans mußten gewisse Mankos eingestehen!
Alles in allem kann man sagen, dass der Film die absurd hohen Erwartungen gar nicht erfüllen konnte, WB einen miesen Marketing Job gemacht hat, und der Film komplett anders wurde, als man es in der heutigen Zeit von einer Comic-Verfilmung erwarten darf!
Wie gut der Film ist, hängt in diesen Fall besonders von der subjektiven Sichtweise jedes Einzelnen ab, er ist kein Film, der durchweg von allen als gut angesehen werden kann, und ich kann jeden verstehen, der den Film ablehnt. Aber objektiv gesehen, ist er doch deutlich besser als 29% auf RT!
Kommen wir mal zu den negativen Punkten:
- Er ist unglaublich zäh und teilweise sehr langatmig
- Er hat einen Batman, der so finster und verbissen ist, wie man ihn noch nie gesehen hat
- Doomsday sieht so unglaublich schlecht aus, auch der Kampf mit ihm ist teilweise richtig mies umgesetzt
- Ich persönlich finde die Musik nicht immer passend, denn der Film will episch sein, doch ab und zu wirkt es mit der musikalischen Untermalung wie ein billiger Trash-Movie, vor allem auch beim Endkampf
- Das tatsächliche Ende ist schon sehr in die Länge gezogen
- Auf den ersten Blick wirkt es so als gäbe es eine Menge an Logiklöchern, das größte Logikloch nenne ich mal "Martha"
- Es dauert ewig, bis die Post mal abgeht
- Dafür dass es ursprünglich Man of Steel 2 sein sollte, ist hier zu wenig Superman drin
Und nun zum Positiven:
- Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht glaubt, und auch nicht weiter glauben wird, da man dann natürlich nach erster Sichtung kein Bock mehr auf weitere Sichtungen hat, die Story ist durchaus komplett durchdacht und die angeblichen Logiklöcher sind gar keine. Die Martha-Problematik wird unten in der Spoiler-Sektion auch geklärt werden.
- Die Darsteller sind alle top besetzt: Batfleck ist ein Tier, Gadot eine Göttin, Cavill ein grandioser Superman.
- Die Dramaturgie mag einem auf den ersten Blick befremdlich vorkommen, aber genau so wie dieser Film ein Film über Batman ist, und der Weg, dass er weniger verbittert wird, genau so ist dies auch ein Film darüber, dass Superman von der Welt am Ende des Films einerseits akzeptiert werden wird, andererseits muß er sich aber auch selbst entwickeln: er kann und sollte in dieser Welt nicht einfach so naiv und blauäugig sein, wie er derzeit ist. Vielleicht sollte er auch mal irgendwelche Pläne in der Hinterhand haben. Sicher dieser Aspekt ist problematisch für den normalen Popcorn-Zuschauer, der alles vorgekaut bekommt und selbst nicht mehr nachdenken möchte, aber man will sich von den Avengers abheben...
Und ja, dies mag überheblich klingen und in die gleiche Kerbe schlagen wie "Wer den Film nicht gut findet, versteht ihn nicht und ist dumm" - aber nach allem, was ich in den letzten Wochen über den Film gelesen habe in etlichen Foren, hat mich dazu gebracht, tatsächlich zu glauben, dass sehr viele Leute den Film wirklich nicht verstehen wollten oder konnten (Ich sage wieder Martha - siehe Spoiler-Sektion)
- Die Bilder sind eine Wucht, so ein Arrangement gibt es bei keinem Marvel-Film bisher.
- Die viel kritisierten Traumsequenzen sind genial angedeutete Teaser für die Fortsetzungen und sagen einem, dass Batman letztendlich mehr weiß als er sich anmerken läßt. Auch ist dies eine Erklärung für seinen unbedingten Willen, Superman zu stoppen. Auch die Teaser für die weiteren Justice League Mitglieder sind lediglich ganz kurze feine Teaser für die Zukunft und zeigen, dass hier tatsächlich ein langfristiger Plan ausgeheckt wurde. Während man in den Marvel Filmen den ganzen Abspann für sowas warten muß, schiebt WB dies in die Handlung rein. Ich weiß beim besten Willen nicht, wo hier der große Unterschied ist und wieso dies als Kritikpunkt herhalten muß?
Und nun Spoiler:
- Warum übergibt Wonder Woman Batman die Daten wieder? Sie konnte die Verschlüsselung nicht knacken
- Was ist Batmans Entwicklung in diesem Film? Anfangs ist er verbittert und hat Angst davor, was Superman anstellen könnte, wenn er seine Meinung zur Menschheit mal ändern sollte. Diese Meinung wird deutlich verstärkt, als er die Vision hat, in der Superman herrscht (Darkseid...). Er weiß schon, dass Superman derzeit ein netter Kerl sein könnte - dies wird auch in seiner Ansprache über Supermans Familienleben deutlich - doch ist für ihn die potentielle Gefahr zu groß. Außerdem hat er mittlerweile Gefallen an seiner Batman Rolle gefunden und daran, Leuten weh zu tun. Erst im letzten Moment (Martha - siehe unten) - kurz bevor es fast zu spät ist - merkt er, dass er eventuell unrecht gehabt haben könnte.
- Was ist Supermans Entwicklung? Anfangs ist er der gottgleiche Beschützer, von den einen geliebt und verehrt, von den anderen gefürchtet und verhaßt. Obwohl er eine normale Beziehung zu Lois Lane hat und zu erhalten sucht, wirkt er in seiner Rolle als Superman zunehmend arroganter und selbstgerechter. fast so als würde er langsam auch in den Rausch der Macht verfallen können. Insofern ist Batmans Angst gar nicht unbegründet. Seine Liebe zu Lois Lane ist daher auch ein wichtiger Punkt, um ihm seine Menschlichkeit zu ankern. Im Laufe des Films lernt Superman aber in mehererlei Hinsicht, wie fehlbar und verletzlich er ist, und was für ihn die wirklich wichtigen Werte sind. Dies gibt seinem Charakter ein bißchen von der nötigen Demut zurück.
- Muß Superman dafür wirklich sterben? Nicht für die Lektion in Demut, aber er muß sterben, damit die Bevölkerung sein Opfer sieht und einstimmig hinter ihm steht, insofern ist sein Tod (im Nachhinein betrachtet) für die Vollendung seines Weges unumgänglich.
- Doomsday? Eigentlich viel zu früh eingesetzt und grundsätzlich auch komplett verheizt, da man mehr aus diesem Charakter hätte machen müssen. Vor allem ist auch die CGI komplett bescheiden und der Kampf langweilt auch mehr als dass er unterhält. Aber ganz ehrlich: Wahrscheinlich trägt der Kampf Doomsday gegen Superman oder die Justice League keinen kompletten Film, da es nur auf sinnloses Gedresche hinaus läuft mit einem toten Superman am Ende. Hier stirbt Superman auch, aber zumindest hat sein Tod einen Zweck. Man erinnere sich daran, wie viele Leute plötzlich seinen Schrein besuchen.
- Lois Lane ist nur dazu da gerettet zu werden? Das ist völliger Schwachsinn. Man kann Zack Snyder alles mögliche vorwerfen, aber schwache Frauen hat er noch nie portraitiert. Im Gegenteil, seine Frauen sind meistens ganz starke Figuren, und er ist keiner, der das immer hervorheben muß, wie zB ein Joss Whedon (der dann aber in Avengers 2 selbst den Fehler macht und Black Widow plötzlich immer in Not bringt, damit sie gerettet werden muß). Lois Lane ist Supermans Anker zum Menschlichen, irgendwann sagt er selbst, dass sie seine Welt ist, wie seine Ziehmutter es für seinen Ziehvater war. Daher ist es notwendig, dass sie existiert, ja. Aber auf der anderen Seite, ist sie auch zur Stelle ihn zu retten, als Batman ihn fast tötet, und sie ist auch klug genug und sammelt genug Beweise, die dafür ausreichen, Lex Luthor am Ende einzubuchten.
- Wieso werden Batman und Superman so urplötzlich so gute Freunde, kaum dass er Martha sagt? So, hier muß ich mal wirklich los schimpfen. Wieso muß man alles wörtlich nehmen? Kann man nicht zwischen den Zeilen lesen? Man man man. Als Batman "Martha" hört, erinnert er sich an seine Mutter, klar! Aber das ist es nicht. Fakt ist, dass er weiß, dass Superman eine Person mit familiärem Hintergrund sein muß, aber mit Martha wird dieser anonymen Familie eine persönliche Note hinzugefügt. Dies schwächt Batmans Entschlossenheit etwas ab, gleichzeitig erkennt er, als Lois plötzlich da ist auch noch, dass er eigentlich kurz davor ist, zum Monster zu werden. Warnungen von Alfred hat er ja die ganze Zeit über ignoriert. Außerdem kann es auch sein, dass er Lois Lane erkennt und sich an seinen "Traum" erinnert? Wie auch immer man muß es nicht super eloquent erklären, eigentlich sollte hier die Bildsprache ausreichen. Dieser Moment ist der Wendepunkt für Batmans Charakter - später brandmarkt er ja auch Lex Luthor nicht mehr, weil er es nicht mehr kann? Aber sind die beiden gleich danach beste Freunde? Sicher nicht! Es ist ein Zweckbündnis, weil irgendwas viel Schlimmeres statt findet und bekämpft werden muß. Sicher später sagt Batman zu Martha Kent, dass er ein Freund ihres Sohnes ist, aber was soll er denn sonst sagen zu einer verängstigten alten Frau: "Entschuldigen Sie, ich hätte gerade fast Ihrem Sohn ein Speer in die Brust gerammt, kommen Sie bitte mit mir?" Auch später wird niemals wieder gesagt, dass sie Freunde waren: Bruce hatte Superman falsch eingeschätzt, und Wonder Woman sagt, dass die Welt ihn nie verstanden hat. Also meines Erachtens passt dies alles absolut stimmig in die Handlung.
- Batman ist ratzfatz aus seinem Metallanzug? Nun ja, das lasse ich gelten, hat mich aber nicht gestört
- Das einzige wo ich etwas orientierungslos war, ist dass Superman irgendwann mit seiner Ziehmutter mitten in einem Feld steht und sie dann kaum zwei Minuten später wohl in einer Bar schuftet, was mich zu der Vermutung verleitet, dass hier mit mehreren Zeitebenen gespielt wurde. Aber auch das ist nicht weiter schlimm sondern eventuell tatsächlich so gewollt, um Supermans Charakter auszuloten. Was sie hier zu Clark sagt, klingt vielleicht auf den ersten Blick widersprüchlich, aber es sind die Worte einer einerseits liebenden Mutter, die andererseits aber weiß, dass ihr Sohn möglicherweise durch seine Erziehung und seinen noblen Charakter gar nicht aus seiner Haut kann.
Alles in allem kann ich absolut nachvollziehen, wenn einer dem Film eine Kritik von 2,5 bis 4,5 gibt, da er schon trotz aller möglichen Defizite doch seine Qualitäten hat, niedriger wäre meines Erachtens einfach nicht fair, aber so ist das nunmal mit persönlichen Einschätzungen.
Nach merhfacher Sichtung gebe ich 4 von 5 Hüten und freue mich auf das weitere DCCU hoffentlich weiterhin unter Zack Snyder (dies wird sich wahrscheinlich in diesen Tagen abhängig vom Einspielergebnis entscheiden).
P.S.: In diesem Zusammenhang muß ich mal ChrisGenie Nolan positiv hervorheben, der ganz klar nach Sichtuing des Filkms auch gesagt hat, dass der Film zwar für ihn gut ist, aber er auch versteht, wenn andere leute ihn nicht so toll finden. Da gibt es ganz andere Leute, die auch ihn immer wieder attackiert hatten, dass er angeblich verblendet wäre, und nur sein Fanboygetue hätte und dann selber total verblendet nur ihre eigene Meinung als die einzig wahre Meinunbg angesehen haben...