Bewertung: 5 / 5
Nach so langer Zeit und der mittlerweile dritten Sichtung schreibe ich nun auch noch eine Review zu Blade Runner: 2049. Hier nun meine Kritik MIT SPOILERN im ersten Story-Absatz. Wie immer, verzichte ich auch hier auf eine kurze Inhaltsangabe, da jeder die Möglichkeit hat, sich überall Inhaltsangaben durchzulesen oder sich Trailer anzusehen.
Story
Trailer zu Blade Runner 2049
Die Geschichte ist, wie viele Geschichten von starken Filmen, eigentlich recht simpel. Aber diese simple Story wird wunderbar erzählt, und das in einem sehr guten Tempo, auch wenn dieses nicht jedermanns Geschmack trifft. Ich mag es sehr, wenn ein Film sich Zeit nimmt, und genau das tut Blade Runner: 2049. Auch werden im Film gesellschaftlich wichtige Fragen wie „Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?“, „Was sind eigentlich die Unterschiede zwischen einem geborenen Menschen und einem künstlich erschaffenem Menschen?“, „Hat man eine Seele, obwohl man künstlich erschaffen wurde?“ oder auch „Was bedeutet „Leben“ eigentlich und wo wird die Grenze zu echtem Leben gezogen?“. All diese Themen greift Blade Runner: 2049 wunderbar auf.
Besonders gut finde ich z. B. die Szene, in der Deckard sich bei Wallace befindet und in der Wallace einen Klon von Rachael in den Raum kommen lässt. Wallace behauptet, ein Replikant besäße keine Seele, aber Deckard wiederum beweist in dieser Szene das Gegenteil. Der Rachael-Klon ist ein 1:1-Klon, und doch empfindet Deckard nicht dieselben Gefühle für diesen Klon wie für die erste Rachael aus Teil 1. Liebe ist eben einzigartig und betrifft nicht den bloßen Körper, sondern die Seele, das Bewusstsein, das „Ich“ des Körpers. Zudem sagt er, sie habe eine andere Augenfarbe. Da man ja sagt, man könne dem Menschen über die Augen in die Seele blicken, beweist die andere Augenfarbe sozusagen, dass die Seele einzigartig ist, und somit auch die Augen (-farbe) immer einzigartig ist und sich nicht kopieren lässt. Diese Szene beweist somit, dass Replikanten eine Seele haben und jeder Replikant ein eigenes Bewusstsein besitzt, das sich individuell entwickelt. Natürlich ist Wallace das völlig egal und er erschießt kaltblütig ein fühlendes, denkendes Wesen.
Im Grunde ist der ganze Film voll von solchen unterbewussten Anspieleungen, die man „zwischen den Zeilen“ sehen kann. Das macht den Film unglaublich tiefgründig, sodass man nach jeder Sichtung immer wieder etwas Neues im Film entdeckt und erkennt.
Dialoge und (deutsche) Synchronisation
Dialoge gibt es im Film nicht allzu viele, aber die, die geführt werden, wirken niemals aufgesetzt, dumm oder unnötig. Alles, was gesagt wird, hat Sinn, Verstand und Logik und ist inhaltich gehaltvoll. Dumme oder überflüssige Dialoge gibt es nicht. Aber bei Blade Runner: 2049 läuft auch viel nach dem Prinzip „Show, don’t tell“. Bilder sagen oftmals mehr als tausend Worte, und nach diesem Motto lebt der Film sehr oft.
Die deutsche Synchronisation ist zudem ebenfalls sehr gut gelungen.
Schauspieler
Schauspielerisch ist Blade Runner: 2049 top besetzt. Ryan Gosling passt wunderbar in die Rolle von dem Replikanten K, und auch Harrison Ford mimt Deckard wieder sehr glaubhaft und gefühlvoll. Auch Robin Wright als Lieutenant Joshi macht einen tollen Job. Aber auch Ana de Armas als Joi spielt hier wunderbar und glaubwürdig. Jared Leto als Niander Walace speilt den mächtigen Konzernchef glaubnhaft und geheimnisvoll, aber auch kaltherzig und machtgierig. Zuletzt sei noch Sylvia Hoeks als Replikantin Luv genannt. Auch sie spielt wunderbar und zeigt diese kalte Härte einer loyalen Replikanten jederzeit.
Ton- / Bild- und Kameratechnik
Die Tonabmischung ist in der deutschen DTS: HD Master-Spur mit einem DTS Neural X-Upmix auf einem guten Soundsystem eine echte Wucht. Sehr dynamisch, klare Stimmen und saubere Töne und sehr räumliche Klangkulissen. Einziger Kritikpunkt sind ein paar Dialoge, die akustisch nicht gut zu verstehen sind, weil ein wenig zu starke Hall-Effekte verwendet wurden.
Bildtechnisch bietet Blade Runner: 2049 sehr viel für das Auge. Die Aufnahmen sind knackscharf, jedoch auch sehr düster und dunkel gehalten. Einziger Kontrast sind einige Szenen mit vielen Neonlichtern, die typischerweise zum Genre des Cyberpunkt dazugehören. Wer diesen Stil mag, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten. Ob alte Fabrikhallen, Müllberge, Flüge durch strömenden Regen, Kämpfe im Wasser oder K‘s Wohnung, alles ist optisch wunderbar in Szene gesetzt.
Die Kamerführung gefällt mir überaus gut, da viele Szenen sehr ruhig ablaufen und die Kamerabewegungen sich dabei sehr zurückhalten. Die Aufnahmen sind lang und dank der guten Kameraführung stets sehr übersichtlich. Auch bei Actionszenen bleibt immer alles schön übersichtlich. Wackelkameras sucht man hier zum Glück vergebens. Auch die Schnitte sind sehr sauber und nicht zu hektisch.
Auch die Animationstechnik im Film ist extrem gelungen, da man als Zuschauer kaum die animierten Szenen und Bildinhalte als solche wahrnimmt. Explosionen sehen realistisch aus und die Zukunftstechnik wie Hologramme oder die Stadt selbst wirken wie aus einem Guss und höchst glaubhaft.
Musik
Musikalisch fährt Blade Runner: 2049 sehr große Geschütze auf. Die Stücke passen immer zu 100 % perfekt zum Geschehen und erzeugen bei mir immer eine Gänsehaut. Dazu ist die Musik räumlich perfekt abgemischt und kommt bei einem guten Soundsystem mit DTS HD Master und DTS Neural X extrem gut rüber.
Fazit
Blade Runner: 2049 ist in meinen Augen klar ein absolutes Meisterwerk in seinem Genre und übertrifft dabei den bereits genialen Vorgänger in jeglicher Hinsicht. Wie auch sein Vorgänger ist dies ein Film, der mit jeder Sichtung besser wird und bei dem man mit jeder Sichtung mehr entdeckt, mehr erfährt und tiefer in den Film und dessen Welt eintauchen kann.
Musikalisch ein Ohrenschmauß, tontechnisch mit deutschem DTS HD Master absolut hervorragend abgemischt, bildtechnisch sehr knackige und scharfe Bilder mit sehr viel dunklen Farben und Tönen, dabei aber auch viel Neonlicht, typisch Cyberpunk eben. Die Szenenbilder sind unglaublich stark und die Kameraführung extrem angenehm und die Szenen sind immer schön übersichtlich. Auch schauspielerisch tolle Leistungen und eine extrem erdrückende und düstere Atmosphäre. Trotz ihrer Schlichtheit gefällt mir die Story ebenfalls richtig gut. Hervorragend finde ich auch die tiefgreifende Darstellung der Gesellschaft, die aus Menschen und Replikanten besteht. Dei einzige Schwäche des Films sind ein paar Dialoge, welche durch extreme Hall-Effekte teilweise kaum zu verstehen sind. Dafür sind die Dialoge aber dezent, jedoch inhaltlich wertvoll und klasse geschrieben.
Trotz dieser einen kleinen Schwäche mit den Hall-Effekten bei den Dialogen ist Blade Runner: 2049 mittlerweile einer meiner absoluten Lieblingsfilme und absolute Referenz im Genre des Sci-Fi-Cyberpunks.
10/10 Punkte – Hoher Wiederschauwert