Bewertung: 4 / 5
Transformers - ein Franchise, bei dem viele vor allem einen Namen im Kopf haben: Michael Bay. Oder natürlich Optimus Prime, aber in den vergangenen Jahren unter Freunden des Blockbusterkinos war es eben vor allem jener Michael Bay, der vielen Fans der Actionfiguren und Cartoons aus den 80ern und 90ern eine inzwischen fünfteilige Live-Action-Version ihrer Lieblinge präsentierte. War der erste Film noch mit einer recht breiten Zustimmung aufgenommen worden, flachte diese bei jedem weiteren Beitrag zur Reihe zunehmend ab. Im Grunde verkaufte Bay bei jedem der vier Nachfolger die Story des Ersten in neuer Verpackung nochmal, sehr zum Unmut der Fans. Zudem entfernte man sich zunehmend von der Vorlage, die für viele Fans eben immer noch die Cartoonserie aus den 80ern darstellte. Nun durfte erstmals jemand anderes an einen Live-Action-Film. Es war an Travis Knight, der zuvor mit Coraline, ParaNorman als Lead Animator und vor allem durch die Regie bei Kubo auf sich aufmerksam gemacht hatte, mit Bumblebee das erste Spin-Off der erfolgreichen Reihe zu schaffen. Inwieweit ihm dies gelang oder ob wir weiter in Bays Effektorgien baden gehen - mehr dazu im Folgenden.
Inhalt:
Charlie hat es nicht leicht. Sie wird bald 18 Jahre alt, doch viel zu früh ist ihr Vater, zu dem sie eine sehr gute Bindung hatte, verstorben. Nun zieht sie sich in die gemeinsame Hobbygarage zurück und schraubt in ihrer Freizeit weiterhin am gemeinsamen Herzensprojekt, einer alten Corvette, welche beide gemeinsam wieder zum Laufen bringen wollten. Als sie zum 18. Geburtstag von ihrem Onkel Hank einen gelben Käfer geschenkt bekommt, staunt sie nicht schlecht, als dieser sich als riesiger Roboter entpuppt. Sie tauft ihn auf den Namen Bumblebee und freundet sich mit dem Transformer an, nicht ahnend, dass die Decepticons bereits auf dem Weg zur Erde sind und Bumblebee bald der Einzige sein wird, der zwischen ihnen und der potenziellen Vernichtung steht.
Trailer zu Bumblebee
Kritik:
Bumblebee hat vor allem eines - ganz viel Herz. Und damit wollen wir an dieser Stelle auch einsteigen, denn hier ist ein Aspekt gegeben, den man leider für alles Geld der Welt nur schwerlich kaufen kann. Knight und seinem Team, allen voran Drehbuchautorin Christina Hodson, gelingt es uns Figuren zu präsentieren, die uns nicht völlig egal sind. Trotz Blockbuster-Aufmachung und Mega-Franchise im Rücken wird sich hier auf die wesentlichsten Elemente konzentriert. Hailee Steinfeld und Jorge Lendeborg Jr. gehen dabei dem restlichen Cast voran und spielen Charlie und den Nachbarsjungen Memo, der mehr zufällig in die Ereignisse um Bumblebee hineingezogen wird.
Durch diese beiden wird eine Grundlage für ein herrliches Jugend-Roadmovie geschaffen, bei dem vor allem die Entwicklung der Hauptfigur heraus aus ihrer selbst gewählten Abkapselung von anderen im Zentrum steht. Charlie ist traumatisiert durch den Tod ihres Vaters, fühlt sich missverstanden von der Mutter, die bereits einen neuen Partner gefunden hat und in ihrem noch sehr jungen Bruder findet sie ebenfalls keinen Halt. Als Bumblebee in ihr Leben tritt bewegt er dort Etwas. Dabei ist es natürlich von Vorteil, dass dieser zu Beginn durch einen heftigen Kampf sein Gedächtnis verliert und sich für weite Teile des Films garnicht an seine eigentlich militärische Mission auf der Erde erinnert.
Das eigentliche Opening des Films passiert sogar noch auf Cybertron, wo wir als Fans der alten Cartoonserie Transformers präsentiert bekommen, die in bester, leicht klotziger, Comicmanier animiert sind. Optimus hat seinen obligatorischen Auftritt bevor der Fokus ganz auf die gelbe Hummel gelenkt wird. Die generelle Animationsqualität ist, wie von der Reihe gewohnt, ausgesprochen gut und grade Bumblebee fühlt sich mehr denn je wie eine wahrhaftige Figur in seiner Interaktion mit Charlie an. Optisch wird jedoch anders als bei Bay mit seinen unmengen an Blaufiltern eher auf warme Sepiatöne gesetzt. Hinzu kommt die fast kindliche Unschuld mit der dieser, seines Gedächtnisses beraubte, Bee agiert. Dies sorgt nicht nur für einige der herzerwärmendsten emotionalen Momente des Films sondern stellt sich auch schnell als Comedy-Gold heraus.
Es ist fast nicht zu glauben, wie häufig man herzlich lachen kann über das was im Film geschieht - und das fernab von all den rassisistischen, sexistischen oder schlicht dummen Witzen der letzten paar Bay-Filme. Situationskomik, Slapstick und einige wirklich witzige Popkultur-Referenzen (auch Bumblebee wird nicht gerne Rickrolled) bilden das Fundament für ein ungemein unterhaltsames Kinoerlebnis, das keine Minute Längen aufkommen lässt.
Dass dabei der Plot in ganz großzügen Portionen einfach bloß bei E.T. abschreibt und so manches Handlungselement sich für den versierten Filmschauer bereits lange im Vorraus ankündigt, könnte dem Film dabei zum Verhängnis werden, würde er nicht das bekannte Schema so ungemein kompetent und mit viel Gespür für seine Figuren abarbeiten. Man kann Bumblebee niemandem als ernsthaft originellen Film verkaufen, dafür guckt er sich viel zu viel bei bereits etablierten Vorlagen ab, aber manchmal reicht es auch eine zeitlose Geschichte einfach gut und stringent nochmal zu erzählen. Und hier unterscheidet sich Bumblebee von allen anderen großen Effekt-Blockbustern des Jahres 2018, weil er seine Szenen und damit auch die Action-Sequenzen stets seiner Geschichte unterordnet. Dabei ist der Subplot um die Decepticons eigentlich eher Nebensache und hilft beiden Hauptfiguren auf ihrem Weg durch die persönlichen Probleme, der Film selbst ist im Kern eine Art stationäres Roadmovie auf der Suche nach der eigenen Identität in einer Welt die einem Fremd vorkommt.
Hailee Steinfeld trägt gemeinsam mit ihrem gelben CGI-Kollegen den Film so mühelos durch ihr unglaubliches Charisma und eine natürlich-geerdete Performance, dass man der jungen Darstellerin am Ende applaudieren möchte und sich möglichst bald mehr von ihr wünscht. Bereits in True Grit durfte sie in jüngeren Jahren glänzen und hat sich seitdem immer mehr einen Namen gemacht. Bumblebee empfielt sie nun zugleich für "größere" Filme und weiterhin eben auch als sympathische Charakterdarstellerin. Und das ist bei einem derartigen Film ein Erfolg für sich.
Fazit:
Bumblebee ist nicht nur der vermutlich beste Effekt-Blockbuster von 2018, er ist auch seit langem ein Vertreter seiner Zunft, der dem Zuschauer wieder primär ans Herz gehen möchte. Sicher, beim Plot ist vieles kopiert, aber mit der wundervollen Beziehung zwischen Charlie und Bee hat der Film seine Prioritäten im Griff und keine Actionszene wirkt dabei beliebig oder zu aufgeblasen. Stets seinen Charakteren folgend und mit durchgehend wunderbarer 80er-Jahre-Musik (lange vergessen geglaubte Ohrwürmer garantiert!) untermalt macht Bumblebee einfach 2 Stunden lang mühelos Spaß, ohne dabei allzu oft in Logikprobleme zu geraten. Stringent erzählt, zutiefst sympathisch und außerdem mit einigen der glaubwürdigsten Beziehungs-Entwicklungen in Blockbustern der letzten 10 Jahre punktet Bumblebee überall da, wo es drauf ankommt und umschifft beinahe alle Probleme mit Leichtigkeit. Dieser absolut gelungene Beitrag zum Transformers-Franchise bekommt somit von mir verdiente
8/10 Punkte bzw. 4/5 Hüte
und die klare Empfehlung Bee und Charlie die Chance im Kino zu geben. Herz, ganz viel Charme und richtig viel Spaß sind garantiert. Wäre dann noch die Geschichte origineller gewesen hätte ich vielleicht sogar noch nen Punkt mehr springen lassen ;-)