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Captain Phillips

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Captain Phillips Kritik

Captain Phillips Kritik

Captain Phillips Kritik
0 Kommentare - 21.02.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Captain Phillips" ist.

Bewertung: 4 / 5

Als im April 2009 das Container-Frachtschiff von Kapitän Richard Phillips (Tom Hanks) durch Piraten überfallen wird, werden die kommenden Stunden zur Zerreißprobe für die Crew. Der Anführer der Angreifer Muse (Barkhad Abdi) stellt Phillips vor moralische Fragen, nach welchem er die Globalisierung als Legitimierung seines Angriffs sieht. Von nun an versucht Phillips vor allem Zeit zu gewinnen, während im Hintergrund die Vorbereitungen für eine Befreiungsaktion der Crew laufen.

Die moderne Piraterie ist ein sehr komplexes Thema, daß sich nicht auf ein simples „gut gegen böse“ reduzieren lässt. Viel zu komplex sind die geopolitischen Zusammenhänge. Viel zu komplex sind Menschen und wenn diese in Interaktion mit anderen Menschen treten, dann ist es sowieso schon ein sehr schwieriges Unterfangen überhaupt noch eine einfache Wahrheit herauszubekommen. Nun thematisiert Captain Phillips einen Überfall auf ein Frachtschiff und stellt klar die Weichen für einen interessanten Dialog unter den dort aufeinander treffenden Menschen. Doch nicht immer gelingt da ein Diskurs oder besser gesagt, daß darstellen der Fronten. Denn dieser Film haucht zwar den klaren Antagonisten in einigen Momenten schon so etwas wie moralische Ambivalenz ein, spielt diesen Gedanken aber nie vollends aus. Das ist schade und mag natürlich auch daran liegen, daß Paul Greengrass seinen Fokus viel eher auf die Anspannung und Spannung im Allgemeinen legt. Doch das Werk hat ja durchaus den Anspruch, eine Aufklärungsarbeit zu liefern. Dummerweise kristallisiert sich nie klar heraus, ob dieser eben auf Action, zwischenmenschlichen Beziehung und Ambivalenzen oder einem gar geopolitischen Ansatz liegt. So ganz kann sich der Film da nicht festlegen, was paradox ist, weil gerade dieses Problem nur dadurch entstanden ist, daß der Film an anderen Stellen so gut ist.

Trailer zu Captain Phillips

Es ist ein Werk, daß absolut seinem Regisseur gehört und die Regie von Greengrass ist hier atemberaubend. Wenngleich der Film zur Mitte hin etwas strauchelt und auch nicht so richtig vom Fleck kommen will, sind gerade Beginn und Ende durchaus großartig. Das zeigt sich etwa, wenn die Piraten unter der Führung von Abduwali Muse sich dem Schiff von Phillips nähern. Da reisen sie auf Schnellboten über die Wellen und sind dabei so bedrohlich. Greengrass gelingt hier sogar ein recht starkes, bebildertes Motiv. Denn gerade die Fahrt auf dem Schnellboot hat eine durchaus tiefere Komponente zu sich. So werden diese unruhigen Piraten, mit stählernem Blick auf ihr Ziel gerichtet inszeniert, während sie durch die Wellen immer wieder durch die Luft geworfen werden. Es ist die Gewalt, denen diese Menschen täglich begegnen und sie hat keinerlei Wirkung mehr auf sie. Währenddessen üben sie ebenfalls wiederum Gewalt aus, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Diese durchaus starke Metaphorik kann nur auf hoher See gelingen. Dabei spielt aber auch das Wasser immer eine wichtige Rolle. Gerade, auch wenn es darum geht, daß Boot gegen die Angreifer zu verteidigen, werden diese Seeleute um Kapitän Phillips extrem kreativ. Der Film reizt dabei seine Anspannung voll aus und ist im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder so intensiv. Gleichsam tut die Geschichte gut daran, die Charaktere auch immer wieder einander gegenüberzustellen. So gibt es ruhige Gespräche und eine Art ideologischen Austausch, während die Situation, ob der Anspannung der Passagiere und Piraten immer wieder zu eskalieren droht.

Klar ist der Film ein politisches Statement. Anders kann man einen Film über moderne Piraterie nicht begreifen. Nun mag der Film vielleicht nicht so gekonnt darin sein, moralische Ambivalenzen und derlei Dinge zu äußern. Gleichsam wird der Film eben dann auch spannend, wenn es darum geht, die Beweggründe der Piraten zu erläutern. Einfache Fischer waren sie, bis schließlich große Schiffe aus dem europäischen und amerikanischen Raum kamen und ihnen die Lebensgrundlage wegfischten. Klarer kann eine Motivation kaum sein und auch wenn das zu Teilen etwas simpel anmuten mag, so ist dieser Film doch bestechend ehrlich. Man sieht es den Piraten auch zu jedem Zeitpunkt an. Gekonnt fängt Greengrass diese aus europäischer und amerikanischer Sicht grotesk abgemagerten Körper ein, die kaum noch eine Waffe halten können. Doch gleichsam sind sie unglaublich bedrohlich. Und gerade die Darstellung von Barkhad Abdi muss man hervorheben. Wie er die Panik, diese Verbissenheit, diesen Frust und die Wut in sich vereint und auf den Zuschauer wirken lässt, ist atemberaubend. Gleichsam ist seine Figur eben auch kein idiotischer Mann, der sich von leeren Versprechungen überzeugen lässt. Gerade dieser Umstand räumt ja auch mit verkrusteten rechten Stereotypen auf, nach welchem diese Menschen einfach auch ein wenig dümmlich sind. Es ist fast unglaublich, wie sehr Abdi in seiner Figur Tom Hanks Paroli bieten kann, wenn er ihn nicht gar komplett an die Wand spielt. Doch auch Hanks sollte man hier nicht so kleinreden. Denn während der Schauspieler in den 2010er Jahren eher wie in Sully (2016) oder Die Verlegerin (2017) auffiel, begeistert er hier absolut und liefert vielleicht seine eindringlichste Performance der gesamten 2010er Jahre. Wie er die ständige Angst vor dem Tod gekonnt mit dem Dialog in der Hoffnung auf unbeschädigte Freiheit vermischt, ist unglaublich. Man hat das Gefühl, als müsse er jeden Augenblick zusammenbrechen und wenn er dies tut, dann ist man als Zuschauer bloß noch überwältigt, von all der Kraft, die von einem auf den anderen Moment komplett verschwindet.

Ohnehin repräsentiert Captain Phillips etwas, was es im heutigen Kino nur noch ganz selten gibt. Denn während Filme traditionell eher vom Kampf zwischen Helden und Schurken, oder maximal noch vom Kampf zwischen Arm und Reich berichten, ist dieser Film da anders. Durch die Darstellung eines Frachters und seiner Crew und dem Überfall durch ehemalige Fischer repräsentiert dieser Film komplett die Arbeiterklasse. Etwas, was man sonst eher in konservativ prollig anmutenden Actionfilmen wie Transformers: Ära des Untergangs (2014) oder Fast & Furious 7 (2015) findet, ist hier eher intellektueller Natur. So begegnen sich die Figuren auf Augenhöhe und scheinen eigentlich auch relativ intelligent zu sein. Das lässt sich natürlich nicht genau verifizieren, weil es auch nicht das Kernthema ist. Doch allein schon die Tatsache, daß man hier eigentlich Menschen vom gleichen Schlag aufeinandertreffen lässt und diese in einen Konflikt geraten, spricht Bände. Denn nichts anderes, als das Ausspielen durch ein völlig unübersichtliches, kaputtes und antagonistisches System ist das. Menschen, die bedingt durch Ausbeutung ihre Arbeit verlieren und dann Menschen überfallen, die diese eben vielleicht auch nicht auf ewig halten können, weil sich im Zuge der Globalisierung ständig die Gesetzmäßigkeiten ändern. Das ist die wahre Tragik hinter diesem Werk und es nicht nur wahr, weil es so schlimm ist, sondern weil es de facto auch so passiert. Man muss das nur mal auf unsere Welt übertragen. Ein Beispiel dafür wäre dann das Bewerben um einen Job oder dergleichen. Nun hat die Firma oder wer auch immer, aber die Auswahl, wen sie am liebsten nimmt und dadurch entsteht ein Kampf um die Gunst des Arbeitgebers und eben auch der Kampf der Arbeiterklasse.

Etwas zu einfach gehalten und nicht immer der Komplexität des eigentlichen Themas gerecht werdend, ist Captain Phillips ein dennoch intensiver Thriller, der teils spektakuläre Szenen bietet und eine Anspannung generieren kann, die so nahe wirkt. Das wird nur noch von den schauspielerischen Leistungen übertroffen, die sich perfekt in das in sich stimmige Gesamtbild fügen.

Captain Phillips Bewertung
Bewertung des Films
810

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