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Children of Men

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Children of Men Kritik

Children of Men Kritik

Children of Men Kritik
0 Kommentare - 04.03.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Children of Men" ist.

Bewertung: 4 / 5

Im Jahr 2027 hat die Menschheit ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung verloren. Die Welt ist in trauer, den der jüngste Mensch der Welt starb soeben mit nur achtzehn Jahren. Aufgrund der aussichtslosen Lage bilden sich nationalistische Gruppierungen, die sich untereinander bekriegen. Ausgerechnet in diesem London lebt Theo Faron (Clive Owen). Er ist ein abgeklärter Regierungsagent, der sein Dasein nur noch fristet. Sein einziger Freund ist der Althippie Jasper (Michael Caine), der mit seiner Frau abgeschieden im Welt lebt. Eines Tages ändert sich Theos Leben schlagartig. Denn er trifft auf seine ehemalige Geliebte Julian Taylor (Julianne Moore), die ihn darum bittet, Transitpapiere für die junge Kee (Clare-Hope Ashitey) zu besorgen. Denn diese muss dringend das Land verlassen. Zur Verblüffung von Theo ist Kee schwanger.

Eine kinderlose Zukunft. Frauen gebären keine Kinder mehr und Männer sind wohl nicht in mehr in der Lage dazu, den Stein ins Rollen zu bringen. So genau ist das hier nicht klar, denn Regisseur Alfonso Cuarón zeichnet in seiner Dystopie zwar allerlei Probleme, gibt aber keinen Grund dafür, daß das was passiert eigentlich passiert. Und damit ist schon zu Beginn klar, daß die Ursprünge jener Apokalypse letzten Endes egal sein müssen. Denn ansonsten hätte der Film sie ja wohl für den Zuschauer aufbereitet. Was für ein Segen das ist, kann man dann im weiteren Verlauf der Geschichte feststellen, die sich auf das wesentliche konzentriert. Zwar ist Children of Men dabei insgesamt auch nicht eindrucksvoller oder tiefsinniger als andere Dystopien vergangener Tage. Immerhin ist inhaltlich auch in den allermeisten Fällen klar, daß der Mensch sein eigenes Ende beschwört und letzten Endes ein ziemlich perverses Wesen ist. Angefangen als Thema der 1970er Jahre mit Werken wie Der Omega-Mann (1971), … Jahr 2022 … die überleben wollen (1973) und Flucht ins 23. Jahrhundert (1976) ist man hier zumindest inhaltlich nicht zu neuen Erkenntnissen gelangt. Man kann natürlich infrage stellen, ob das gesamte Werk damit überhaupt eine Legitimation erfährt, doch insgesamt hat sich ja erschreckend wenig getan. Wenngleich die Probleme weniger bei der Erzeugung von Kindern liegen.

Tatsächlich bekommt Children of Men aber eine unangenehme Note dann, wenn es darum geht die dystopische Welt zu zeichnen. Diese besteht hier ironischerweise mal nicht aus Amerika als letzte Bastion der Menschheit. Und seien wir mal ehrlich, eher glaubt man doch, daß die als Erstes draufgehen. Nein, daß hier ist eurozentrischer Natur und verlegt die Geschichte, die im Jahr 2027 angesiedelt ist, in das dortige London. Zwar inszeniert Cuarón sein Science-Fiction-Werk so, wie es viele Filme des Genres tun, in dem er zu Teilen den naiven technologischen Fortschritt zeichnet, aber es ist hier nicht so präsent und albern, wie mit Erfindungen und Ideen um sich geworfen wird, sodass das Werk an Glaubwürdigkeit verliere. Da gibt es bisweilen ganz anderer Vertreter. Ebenso schade ist, daß das Werk von Cuarón gleichermaßen trotz wichtiger Themen, erstaunlich konservativ anmutet, indem zum Beispiel die Religiosität und christliche Mythenbildung, aber auch Kitsch wie Hoffnung und derlei Dinge in diesen Tagen, zentral, sind um eine Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Das ist unangenehm seicht in diesen Momenten und einem solchen Film kaum würdig. Davon abgesehen scheint Children of Men in vielerlei Hinsicht doch relativ aktuell und irgendwo dann schon ein wenig visionär.

Denn wenn man mal die aktuelle Weltgeschichte betrachtet, dann kann man die fehlende Möglichkeit zur Zeugung auch anders deuten. Nehmen wir also mal an, es ginge vordergründig gar nicht darum, daß keine Kinder nachkommen, – was eben eine Katastrophe ist – sondern daß die Menschheit von einer anderen existentiellen Bedrohung heimgesucht wird. Nennen wir es mal im Sinne von Neologismen „Klimawandel“. Demnach wäre das hier die existentielle Bedrohung der Menschheit, die zu Massenflucht aus gewissen Teilen der Erde führen müsste. Und da muss man sagen, daß Children of Men ein leider sehr aktuelles Werk ist, daß aus westlicher Sicht heraus, die Frage des Lebenswertes stellt. So werden Flüchtlinge, oder Geflüchtete – je nachdem, welcher Terminus Momenten gepflegt wird – eben in Gefangenenlager deportiert. Eine dystopische Idee, die sich im Westen vielleicht nicht zwangsläufig aufbindet, man hat ja mittlerweile entdeckt, daß man Menschen auch einfach im Mittelmeer ersaufen lassen kann, aber diese Idee ist in ihrem Kern schon erschreckend nahe an dem, was so unter der Oberfläche schlummern kann. Daß der Film dabei natürlich dadurch, daß es sich bei der gebärenden Frau um eine dunkelhäutige handelt, auch das Thema Rassismus aufgreift, ist nirgendwo enttäuschenderweise selbstverständlich. Und das ist auch wieder eine Sache, die Children of Men so aktuell macht. Denn wenn wir zurück zur christlichen Symbolik gehen und das Kind hier als Erlöser fungiert, dann ist es schon bezeichnend, daß dieser Rassismus vorgeführt wird. In einem durchaus brillanten Finale, das der Film aufweist.

Und ja, in Sachen Action oder generell dem Verständnis für Bilder macht Cuarón hier keine Gefangenen. Schon lange gab es im Kino kein Finale mehr, daß so einprägsam, wirr und hoffnungslos, wie wild erschien. Diese Zerstörungsorgie, die da geboten wird, ist absurd gut inszeniert. Natürlich kann man jetzt den Zeigefinger erheben und einige wissenschaftliche Kleinigkeiten bemängeln. So etwa, wenn eine Geburt nur ein paar Minuten dauert und ein Kind nach der Geburt recht still ist, aber das ist letzten Endes für den Film völlig irrelevant. Und vordergründig sind die Dinge, die der Film metaphorisch aufbereitet. Und in diesem Segment gelingt Children of Men auf jeden Fall. Daß in jenen Auffanglagern, in denen sich Geflüchtete befinden, auch Erinnerungen an die Konzentrationslager der Nazis aufkommen, ist natürlich auch so eine Sache, die zeigt, wie wenig lernfähig der Mensch ist. Nun darf man die aktuelle Politik wohl nicht damit vergleichen, gleichwohl ist Children of Men ja auch aus einer anderen Zeit und als Kunstwerk sowieso nicht an die Realität gebunden. Dennoch zeigt man durch solche analytischen Dinge, wie etwa das Verstehen der modernen Welt durchaus, daß man hier zwanzig Jahre in die Zukunft geblickt hat.

Klar ist Children of Men ist kein origineller Film. Doch was den Film eben von anderen abhebt, ist die durchaus treffsichere Analyse der Zukunft, wie auch die geballte Inszenierung durch Alfonso Cuarón. Der Film macht eine große Freude und ist unglaublich packend.

Children of Men Bewertung
Bewertung des Films
810

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