
Bewertung: 4 / 5
Staffel 2 - Episode 8: Wie es vorbestimmt war + Fazit zu Staffel 2
Das war es nun, das große Finale der zweiten Staffel zu "Das Rad der Zeit" und endet mit der Schlacht um Falme. Dramaturgisch und visuell ist die finale Episode ein beeindruckender Beitrag der heutigen Serienlandschaft. Wenn auch nicht ganz ohne Makel, schafft man aber einen mehr als respektablen "High Fantasy" Beitrag abzuliefern, welcher auch der Vorlage gerecht wird.
Trailer zu Das Rad der Zeit
Kommen wir an dieser Stelle gleich zum konkreten inhaltlichen Teil und damit zum Spoilerteil der Review, denn ohne geht es hier einfach nicht. Das Fazit wird dann wieder spoilerfrei. Aber zuerst also:
ACHTUNG SPOILER !
Die "cold open" Eröffnungsszene zeigt uns Lews Therin Telamon und einen Zirkel aus männlichen (soweit ich das beurteilen kann) Machtlenkern vor 3000 Jahren, welche Ishamael in seinem Gefängnis versiegeln. Hier wird noch aufgezeigt, das sich Ishamael vor allem wünscht den Kreislauf des Rades zu durchbrechen und dies aus seiner Sicht nur möglich ist, wenn dieses zerstört wird. Dies wird am Ende der Folge nochmals wichtig.
Danach springt die Episode in die Gegenwart und wechselt zu Lanfear, Moiraine, Lan und Rand in den kurzen Wegen, welche hier nochmals deutlich besser aussehen als noch in S1/E7. Lanfear wirft Moiraine und Lan regelrecht durch ein Wegtor und diese landen ebenfalls in Falme bzw. an einem Strand unweit vor Falme. Sie teilt aber Moiraine noch mit, sie soll das Banner hissen, wenn die Zeit gekommen ist. Damit sind dann alle entscheidenen Charaktere in Falme angekommen und bereit für das, was anschließend geschieht.
Ich werde hier nun nicht den kompletten Inhalt durchkauen, sondern gehe nur noch auf die entscheidenden Szenen und teils Änderungen ein.
Zum einen haben wir erstmal Rand, der einem Schwertduell mit Hochlord Turak, in einer beinahe dem ersten Indy Film entliehenen Szene, mit der einen Macht ausschaltet und das noch incl. seiner Elitegarde. Eine vernünftige Lösung, da Rand bisher nicht als Schwertkämpfer etabliert wurde und ein Kampf gegen Turak bereits in den Büchern etwas fragwürdig war. Auf dem Turm angekommen, um Egwene zu retten, kommt es dann zum Kampf gegen Ishamael, aber eben in einer wesentlich realistischeren Form, als in einer wie im Buch tatsächlichen Schlacht am Himmel. Die Methodik und die Örtlichkeit weichen hier ab, aber Rand war auch noch nicht im Stein von Tear und besitzt Callandor nicht. Auch bekommt Rand hier seine Wunde von Mat und nicht von Ishamael beigebracht. Der letztliche Kampf gegen Ishamael, mit allen ta`varen aus den Zwei Flüssen (incl. Elayne), hat dann schon so gewisse "Avengers assemble" Vibes, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Ich denke jeder der die Bücher kennt, hat wohl genau wie meinereiner vor allem auf die entscheidene Szene mit Mat und dem Horn von Valere gewartet. Es war eine wahre Freude diese ikonische Szene lebendig werden zu sehen und trotz ein paar Abwandlungen, als Mat sein "Dovieandi se tovya sagain" (Zeit, die Würfel zu werfen) hinausschreit, da war doch die eine oder andere Freudenträne unvermeidbar. Das die Show nun Mat zu einem der Helden des Horns macht, ist irgendwie passend und clever zugleich, da man ihm dadurch bereits seine Erinnerungen geben kann, ohne auf die Begegnung mit den Aelfinn und Eelfinn angwiesen zu sein, wobei ich dies damit nicht für später ausschließe. Außerdem galt es schon lange als Fantheorie das Mat ein Held des Horns sein müsste, wenn es auch offiziell nie Kanon war. Das Mat in der Episode nun noch den Dolch zu einem Speer umfunktioniert, ist eigentlich offensichtlich "foreshadowing" für den "ashandarei" und schließt zugleich meine Vermutung hinsichtlich der Finns.
Perrins Handlungsstrang war mit Sicherheit die tragischste und bitterste Szene, als Hopper von Geofram niedergestreckt wird. Das daraus führende "Erschlagen" von Geofram, seitens Perrin mit einer Axt, stellt hier die Weichen für den weiteren Verlauf mit Dain und lässt dessen Beweggründe deutlich überzeugender werden, als nur die reine Annahme das Perrin am Tod von Geofram verantwortlich wäre. Eine sehr positive Ausrichtung und gut durchdacht von den Drehbuchautoren.
Wenn wir dann mal zu Egwene rüberschauen, kommen wir dann zu einem der Problem-Handlungsstränge der finalen Folge. Die Prime-Serie hat es bis hierhin nicht so recht geschafft die Tatsache zu etablieren, das Egwene durch ihre Gefangenschaft bei den Seanchan und ihr Werdegang als "damane" erst ihr volles Potential zum Lenken der Macht auf eine höhere Ebene katapultiert. Daher wirkt es dann innerhalb der Szene, als sie den Angriff von Ishamael abwehrt, einfach unglaubwürdig, das sie dies länger als ein paar Momente aufrechterhalten kann. Zum anderen haben wir das Problem, als sie Renna den Kragen des "a’dam" umlegt mit der Logik bricht, welche die Serie in Episode 6 ausführlich erklärt hat, in der man die exakten Regeln des "a’dam" etabliert. Klar ist die Szene dramaturgisch großartig und lässt einen ebenfalls jubeln, aber eine "damane" kann nunmal keinen Gegenstand berühren, den sie als Waffe gegen ihre "sul`dam" einsetzen könnte. Denn auch wenn Egwene eine sehr starke Figur ist, mit einem großen Überlebenswillen, unterliegt sie aber dennoch den metaphysischen Regeln des "a’dam".
Nynaeve und Elayne können in der letzten Folge kaum etwas entscheidenes beitragen. Sie haben zwar eine "sul`dam" überwältigen können, scheitern aber dabei es schaffen, Egwene zu retten. Nynaeve scheitert zumindest konsequenterweise am Lenken der Macht durch ihren inneren Block und wir bekommen gefühlt viele zu viele Szenen von Elayne mit einem Bolzen im Bein, gerade wenn man bedenkt wie kurz und schnell die Figur von Ingtar im Gegenzug abgehandelt wurde. Immerhin erfreulich war die Szene, als Elayne die Wunde von Rand "heilt" und eine netter Querverweis zu Rands "von der Mauer in den Palastgarten fallen" aus den Büchern.
Moiraine und Lan, welche im Buch nicht an der Schlacht von Falme beteiligt sind, bekommen zumindest zwei bzw. drei bedeutende Momente spendiert. Immerhin reden wir hier von den beiden namenhaftesten Darstellern der Serie, welche man kaum außen vor lassen kann. Zum einen die Demaskierung des Bundes zwischen Aes Sedai und ihrem Behüter und natürlich das Moiraine Lady Suroths Schiff mit der Macht angreift, um somit Rand aus Gewalt des Zirkels zu befreien. Schlußendlich nutzt Moiraine die Macht der Flammen um das Banner des Drachen zu hissen, womit der Teil der Prophezeiung "am Himmel über Falme wird der Wiedergeborene Drache sich offenbaren" aus dem Karaethon Zyklus erfüllt ist.
Was nun die Verlorenen angeht, hat die Episode auch nun klar definiert, das wir Acht davon zu sehen bekommen. (13 in den Büchern) Ishamael und Lanfear sind bereits etabliert, aus vorherigen Folgen wurde Graendal erwähnt und in der finalen Folge fiel auch der Name Sammael. Da eine der Verlorenen Statuen ein Instrument hielt, dürfte wohl doch Asmodean als ziemlich sicher gelten. Am Ende der Folge gab es noch ein echtes Highlight, als Lanfear auf Moghedien die Spinne trifft. Das macht schon richtig Vorfreude auf die nächste Staffel, denn die Figur hat man mit ihrer kleinen und eher bescheidenen Art hervorragend getroffen. Wie fast immer in der Serie... 100 Punkte an das Casting.
Damit stehen wir nun am Ende der zweiten Staffel in einer Position, welche die Charaktere so ziemlich dahin stellen, wo sie auch am Ende des dritten Buches "The Dragon Reborn" stehen. Wenn auch nicht in geografischer Sichtweise. Rand hat sich als der "Wiedergeborene Drache" der Welt offenbart, die Aiel (ein paar wenige) haben ihren "car`a`carn" gefunden, Ishamael ist besiegt und tot, die Seanchan wurden vorerst zurückgedrängt, während nun alle Verlorenen losgelassen in der Welt herumschwirren. Damit sind alle Weichen für das vierte Buch "The Shadow Rising" gestellt.
SPOILER TEIL BEENDET
Die finale Folge ist nicht perfekt aber wie bereits gesagt, beeindruckend inszeniert. Hier und da gibt es einige herbe Probleme und das teils mit der eigenen etablierten Lore, wo man sich schon fragen muss, ob man den Überblick über die Drehbücher verloren hat. (böse Erinnerungen an "Die Ringe der Macht" überkommen mich hier sofort) Aber am Ende hat man genügend Geheimwaffen in Form von cleveren Entscheidungen um die Adaption den Büchern entgegenzustellen, fast durchwegs hochkarätige Effekte (einen gewissen "cheesy CGI-Drachen" lassen wir mal außen vor), Darsteller die nochmals in ihren Rollen begnadet auftrumpfen dürfen (vor allem der unglaubliche Dónal Finn als Mat Cauthon) und eine ganze Stange an ikonischen Szenen, Easter Eggs und Fanservice. Ganz nüchtern betrachtet stehe ich damit bei einer Bewertung von 8/10, aber mein Fanherz kann ob der schieren Freude am Finale einfach nicht weniger als
9 von 10 Punkten
vergeben.
Fazit zu Staffel 2:
Auch wenn ich mich hier nur wiederhole, aber man kann es halt nicht oft genug betonen, ist die zweite Staffel von "Das Rad der Zeit", seit Staffel 1 ein Update gelungen, das so ziemlich alle Bereiche umfasst die eine Serie ausmachen. Man erkennt nun wo die Serie steht, wenn sie nicht von mehreren kompletten Shutdowns, Ausstiegen von Hauptdarstellern, Corona-Auflagen, Locationwechseln wegen Einreiseproblematiken, kurzfristigem Umschreiben der Drehbücher und einer viel zu kurzen Post-Production seitens der VFX Teams leiden muss... ganz oben in der Nahrungskette. Egal ob nun die schier unermessliche Detailverliebtheit der Kostüme, dem Setdesign oder den Requisisten, alles ist auf allerhöchstem Niveau gehalten. Die wiedermals wunderschönen Locations vor Ort u.a. In Tschechien, Italien oder Marokko und die Tatsache, das man eben soviel wie nur möglich an Locations dreht und nur einen minimalen Teil in den eigenen Jordan-Studios in Prag. Die CGI-Effekte wie das Lenken der Macht sind absolute Oberliga, das sich selbst Disney schämen muss, wenn man manche ihrer letzten Werke dagegenstellt. Aber auch die Devise, das man CGI nur einsetzt, wo es unbedingt notwendig ist und viel öfter auf praktische Effekte in Form von "handgemachten" Explosionen oder den Kostümen z.B. der Trollocs setzt, macht die Serie wesentlich immersiver als vieles was sonst am Markt herumschleicht.
Dazu kommt ein Cast von Darstellern die ihre Rollen durch und durch verstanden haben, ihre Rollen einfach festnageln und das bis zum kleinsten Nebencast. Hier findet kein minutenlanges sinnfreies in die Ferne stieren statt, denn die Dialoge haben Gewicht und oft muss man zweimal ob ihrer Doppeldeutigkeit und dem allgegenwärtigen "foreshadowing" überlegen und aufpassen. Vor allem dreht sich natürlich alles um die Entwicklung der Charaktere, denn hier werden einem Figuren präsentiert die einen solchen Prozess auch durchmachen müssen, die nicht von Anfang an perfekt sind, denn sie machen nunmal Fehler und diese haben auch entsprechende Konsequenzen. Es sind nachvollziehbare Charaktere mit Stärken und Schwächen, aber alles andere alles Superhelden, oder die üblichen Verdächtigen, die gerade immer so mächtig sein dürfen oder müssen, wie es die Handlung benötigt. (ich nenne an dieser Stelle mal lieber keine Namen)
"Das Rad der Zeit" präsentiert sich in der zweiten Staffel als das Juwel, das es eben auch innerhalb des Fantasygenres darstellt und lässt die gegenwärtigen Konkurrenzprodukte ziemlich alt aussehen. In dieser Form und bei einer weiteren stark anzunehmenden Steigerung in der nächsten Staffel, hat die Serie die Königsklasse bald erreicht.
Pflichtprogramm.
Bewertung: (nach erneuter Sichtung hebe ich Episode 3 auf 9/10 an)
Wertung der Episoden: 8 / 7, 5/ 9 / 7 / 8,5 / 9,5 / 8 / 9
Gesamt: 8 von 10 Punkten
zum immer wieder anschauen, also ja - Hoher Wiederschauwert
