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Die Wutprobe

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Die Wutprobe Kritik

Die Wutprobe Kritik

Die Wutprobe Kritik
0 Kommentare - 06.02.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Wutprobe" ist.

Bewertung: 2 / 5

Nachdem der friedliebende Dave Buznik (Adam Sandler) an Bord eines Flugzeugs unfreiwillig in einen Streit gerät, wird er zu einer Anti-Aggressionstherapie verklagt. Dort trifft er auf den Therapeuten Dr. Buddy Rydell (Jack Nicholson), der ihm helfen soll, seine Probleme in den Griff zu bekommen. Blöd nur, dass der selber ein großes Aggressions-Bewältigungsproblem hat.

Wenn man die Albernheiten der Prämisse und den Beginn mal bei Seite lässt, dann könnte man in diesem Film vielleicht sogar ein Drama erkennen. Die Übernahme der Gefühle über den Charakter ist eine durchaus spannende und vielschichtige Angelegenheit und nicht umsonst gibt es ja in der Straftäterverfolgung viele Begrifflichkeiten und Sachverhalte, die den Mensch in seiner Suche nach Begründung, Antrieb und Rechtschaffenheit so ein wenig klarer machen. Wann kann ein Mensch verantwortlich sein für seine Taten. Wie betrachtet man den Menschen, wenn man eine Unstimmigkeit in seinem Sein wahrnimmt. Tatsächlich will Die Wutprobe Blödelhumor, über Substanz stellen und dennoch lässt sich nicht gänzlich abstreiten, daß es dort nicht doch so ein wenig Kunst gibt. Denn diese Hauptfigur ist geplagt durch ein Trauma aus der Kindheit, was es ihr erschwert, sich zur Wehr zu setzen. Wenn sie es tut, dann mündet das in eine Katastrophe. Ob das allerdings ihre Katastrophe ist, das sollte man sich wirklich fragen. Denn Menschen, die so antisystemisch agieren und auch letztlich nicht so ganz in das Bild einer modernen Gesellschaft passen, können den Diskurs voranbringen. Natürlich ist dieser Film viel zu albern, um ihn wirklich als große Kunst wahrzunehmen, auch im Hinblick darauf, daß er sein eigenes Potential gar nicht erkennt.

Und da gibt es durchaus reichlich. Denn während man natürlich auf einem Niveau, agiert, auf dem Witze über ein kleines Genital der Aufschlaggeber für ein Trauma werden, dann befindet man sich da in der Psychologie. Der Penis ist ja in vielen vermeintlichen Komödien das letzte animalische, was noch einem Mysterium unterliegt. Wie das wohl wäre, liefen alle nackt rum. Die Hauptfigur von Adam Sandler ist dann in tiefer Trauer und gekränkt, weil sie einem vermeintlichen Schönheitsideal nicht entspricht. Fraglich ist aber schon die Juvenilität, nach welcher die Figur auch im hohen Erwachsenenalter nicht von dem Stigma dort loskommt. Dieses animalische ist vielleicht aber gar nicht mal so fremd, wie man gerne hätte. Denn die sozialen Konstrukte, nach dem ein Mann eben gewissen und vor allem mächtigen Standards untergeordnet wird und einfach nur durch bloße Dominanz aufzutreten hat, gehen weit über den Penis hinaus. Der Penis kombiniert hier Erfolg, Können und Macht, wie er es eben in diesen Komödien immer tut. Das ist nicht das einzige Problem, was die Figur plagt und es wäre natürlich durchaus weitaus interessanter, wenn man sich in gewisser Weise auch etwas tiefgründiger damit auseinandersetzen würde. Denn die Tatsache, daß die Hauptfigur für ihre Defizite einen Beweis erbringen muss, ist ja dann schon wieder eine Bestätigung dessen, daß an all den Stigmen doch etwas dran ist, beziehungsweise da eine gesellschaftliche Relevanz vorherrscht.

Ein weiterer Aspekt, der hier blendend zum Ausdruck gebracht wird, ist, daß das Konzept der Hilfe durch außenstehende. Und so wird die Hauptfigur in eine Therapie mit dem eher unorthodoxen Arzt Dr. Buddy Rydell geworfen. Daraus entstehen natürlich auch Fragen zum Thema Therapie und der Macht, die in solchen Gesprächen eine Rolle spielt. Man darf das nicht vergessen, jemandem sein Leben anzuvertrauen, bedeutet auch jemandem Macht zu geben. Was diese Leute alles über einen wissen könnten, während man von ihnen nichts weiß. Eigentlich eine ungleiche Basis. Der Film spinnt aus diesen Momenten viele lustige Einfälle, die einen tatsächlich nicht einmal zum Lachen bringen. Während Jack Nicholson abermals das Highlight des Films ist und als dominanter Therapeut auch völlig unironisch immer mehr das Leben seines Patienten übernimmt, kann man durchaus das ein oder andere Mal ein Schmunzeln abgewinnen. In dieser Therapiegruppe werden dann Figuren eingebaut, deren Witz so überdreht und auch teils wahnsinnig schlecht gealtert erscheint, daß das ebenso so anstrengend ist, wie vieles am Film. Auch ein Adam Sandler als totaler Einfaltspinsel, geht maximal als ein Forrest Gump für Arme durch, während sein Spiel einfach nur ermüdend. Die Faszination, die derbsten Witze, mit dem Holzhammer zu präsentieren, dabei aber in der gesamten Geschichte für eine wirklich konservative Haltung zum Thema Beziehungen zu plädieren, ist der größte Witz am gesamten Film. Der Film entlarvt sich dabei als ziemlich fad, weil er gar kein Interesse hat, soziale Muster aufzubrechen, sondern einen Kalauer nach dem anderen zum Besten gibt.

Da verwundert es schon, daß hier eine wirklich erstaunliche Palette an wirklich guten Schauspielern zum Einsatz kommen. Ob ein John Turturro, dessen Figur sehr eigen scheint, eine Marisa Tomei, ein Woody Harrelson oder eben auch Kack Nicholson. Was machen diese Leute da? Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum eine solch stumpfsinnige Geschichte, mit wirklich peinlichen Pointen und einer zutiefst erbärmlichen Botschaft solch ein Staraufgebot haben sollte. Der Witz an dem Film ist, daß die meisten Witze dabei nicht mal als solche erkennbar sind. Dabei reiht der Film bei weitem nicht so auf, wie es die Katastrophe Scary Movie (2000) etwa tat, aber auch handwerklich ist Die Wutprobe lange nicht so gelungen, wie er gerne wäre. Denn es ist möglich, daß in den Dialogen und dem Spiel einiger Figuren hier durchaus Potential liegt, doch der Film kitzelt da nichts Interessantes heraus, sodass nur ein Grillenzirpen gegen in einem Raum voller Leere zu hören ist.

Es ist absolut traurig mitanzusehen, daß Die Wutprobe so viel Potential verschenkt. Denn er instruiert den Zuschauer schon an den richtigen Stellen zu suchen, nur um dann doch keine Führung zu übernehmen. Dabei ist das schauspielerisch schon spannend, wer sich für all die Witzchen vergeudetet. Was man nicht alles mit diesen Künstlerinnen und Künstlern hätte tun können, wäre dieser Film nicht entstanden. Übrig bleibt klassischer Konservatismus mit einem vermeintlichen Kommentar auf die sozialen Strukturen und Themen wie Mobbing oder Minderwertigkeitskomplexe.

Die Wutprobe Bewertung
Bewertung des Films
410

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