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Elvis

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Captain Marvel: The Snowman strikes again

Elvis Kritik

Elvis Kritik
11 Kommentare - 27.06.2022 von PaulLeger
In dieser Userkritik verrät euch PaulLeger, wie gut "Elvis" ist.
Elvis

Bewertung: 4 / 5

Wer seinen Film mit Referenzen an gleich zwei Meisterwerke eröffnet, hat eine Menge Selbstvertrauen. Regisseur Baz Luhrmann spielt hier aber nicht nur mit bloßen Zitaten wie der auf ewig an "Citizen Kane" gemahnenden Schneekugel, sondern übernimmt von Welles Klassiker auch die narrative Struktur. Wir sehen in der ersten Szene also Colonel Tom Parker im Sterbebett und davon ausgehend wird die Lebensgeschichte eines großen Amerikaners als Rückblende ausgerollt. Hier kommt denn auch das zweite Werk ins Spiel, bei dem "Elvis" deutliche Anleihen nimmt, denn wie in "Amadeus" wird uns die Geschichte aus der Sicht eines unzuverlässigen Erzählers geschildert.

Dies gibt Luhrmann die Möglichkeit mit bestimmten Fakten sehr frei umzugehen, andere selektiv auszusparen oder nur kurz abzuhandeln und sogar Anachronismen wie Hip Hop-Musik einzubauen, ohne dass man ihm das zum Vorwurf machen könnte.

Trailer zu Elvis

Statt in den erprobten erzählerischen Bahnen der großen Vorbilder zu bleiben, gibt Luhrmann dem Ganzen einen eigenen Dreh, denn tatsächlich erzählt er mit "Elvis" eine Superheldengeschichte. Wir sehen zunächst die Origin-Story, die zeigt wie der Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der gerne so wie der DC-Held Captain Marvel (soon to be known as "Shazam") wäre, seine "Superkräfte" in einem ekstatischen Gottesdienst der schwarzen Community erlangt. Unserem überlebensgroß stilisierten Superhelden steht mit Colonel Tom Parker auch ein klarer Antagonist gegenüber, der - wie es sich für einen Bösewicht geziemt - sogar einen Codenamen ("The Snowman") führt und nicht zuletzt folgt die Story auch der für Heldengeschichten typischen Drei-Akt-Struktur.

Über den "Kampf" zwischen Held und Bösewicht verhandelt der Film vor allem den Widerstreit zwischen künstlerischer Integrität und Kommerzialisierung. Darüber hinaus nimmt auch die leider wieder aktuelle Frage von Zensur in der Kunst eine größere Rolle ein. Der Fokus liegt aber auf dem Innenleben des Jahrhundertkünstlers, der durch sein Umfeld und seine inneren Dämonen unterzugehen droht und natürlich auf den mitreißenden musikalischen Performances.

Inszenatorisch zieht Luhrmann wie zu erwarten war sämtliche Register. Die Rückblende in die früheste Kindheit wird sogar als Animationsfilm gezeigt, doch auch davon abgesehen lässt der Einstieg das Finale von Brian De Palmas "Carrie" wie einen konventionell inszenierten TV-Film wirken. Was hier an assoziativer Montage, Split Screens, Match Cuts und Überblendungen auf den Zuschauer einprasselt, entwickelt einen rauschhaften Sog, der sich erst im letzten Drittel etwas beruhigt. Hier bekommt der Film dann leider auch einige Pacing-Probleme, da hätte man im Schneideraum besser etwas Ballast abwerfen sollen. Und obwohl der Film sich in diesem Teil etwas zieht, kommen einige der späten Entwicklungen in Elvis Leben wiederum zu plötzlich daher.

Beim Musikeinsatz bekommt man glücklicherweise nicht das Gefühl, dass hier pflichtschuldig ein Best of abgespult wird, sondern oft passt der gewählte Song auch zu der gerade ablaufenden Filmhandlung und kommentiert diese; bei "Trouble" und "Suspicious Minds" wird dies besonders offensichtlich. Neben Elvis-Songs kommen dabei auch einige seiner Inspirationen aus der schwarzen Musikszene zu ihrem Recht, was eine schöne Geste darstellt. Übrigens: Wer beim Abspann sitzen bleibt, bekommt noch eine nette Meta-Anspielung auf den King serviert, wenn dort ein anderer weißer Künstler, der ein schwarzes Musikgenre in den Mainstream gebracht hat, quasi als dessen spiritueller Nachfolger erklingt.

Wenn Austin Butler nächstes Jahr bei den Oscars nicht zu den fünf Nominierten als bester Hauptdarsteller zählt, war 2022 entweder ein überragendes Jahr was männliche Hauptrollen angeht oder die Academy hätte mal wieder einen Bock geschossen. Stimme, Duktus und Tanzbewegungen des King hat er sich perfekt angeeignet, während beim Gesang in den meisten Fällen ähnlich wie bei "Bohemian Rhapsody" mit Originalaufnahmen etwas nachgeholfen wurde, was sicher die richtige Entscheidung war, da Elvis Stimme so markant ist, dass es einen wohl aus der Immersion reißen würde, wenn sie im Film ganz anders klänge. Der einzige kleine Kritikpunkt, den man an seiner Darstellung anbringen könnte, ist der, dass man ihm den abgewrackten Vegas-Elvis am Ende nicht ganz abnimmt, weil er auch da noch zu schön aussieht, aber das ist eher nebensächlich. Der mit Fatsuit und komischem Akzent agierende Tom Hanks spielt den Colonel mit wenig Nuancen, aber da er einen waschechten Comicschurken darstellt, geht das hier absolut in Ordnung.

"Elvis" ist eine Tour de Force, die einige interessante kritische Aspekte aufgreift, aber in erster Linie als rauschhafter audiovisueller Exzess daherkommt. Ein Film, der fürs Kino gemacht ist.

Elvis Bewertung
Bewertung des Films
810

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11 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
22.01.2023 03:51 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Hut. Am spannendsten für mich deine Gedanken zur Beziehung zwischen dem unzuverlässigen Erzähler und der künstlerischen Freiheit sowie die Parallelen zur klassischen Superheldengeschichte.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
28.06.2022 22:04 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.975 | Reviews: 173 | Hüte: 604

Mir ist ebenfalls die Laufzeit etwas zu groß geraten. Weiterhin soll es ein Schnittgewitter sein, was du in deiner Kritik ja auch ein bisschen angedeutet hast.

Aber musikalisch und schauspielerisch sicher sehenswert. Wird für mich aber wohl eher für das Heimkino was werden.

Danke trotzdem für die knackige Kritik!


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PaulLeger : : Moviejones-Fan
28.06.2022 19:40 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.331 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ CINEAST

Ich weiß was du meinst, grundsätzlich finde ich so einen Ansatz wie bei "Steve Jobs" auch interessanter als das konventionelle Abklappern von Lebensstationen, aber zu Luhrmanns Stil passt dann doch eher die epische Ausschweifung statt einer Begrenzung, daher geht das in dem Fall klar finde ich.

@ bartacuda

Danke für den Hut.

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
28.06.2022 14:48 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.953 | Reviews: 56 | Hüte: 421

@PaulLeger

Hitze vertrage ich leider nicht, an solchen Tagen geht es mir nicht gut, daher kann ich mir da auch keinen so langen Film antun.^^

Vielleicht im Juli irgendwann. Nächste Woche ist erstmal Thor 4 dran.

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
28.06.2022 06:41 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@PaulLeger

Der Film weckt großes Interesse bei mir! laughing Großer Baz Luhrmann-Fan. Aber ich hatte noch keine Zeit ihn zu sehen. Jetzt bin ich nur noch mehr gehypt!

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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CINEAST : : ReReleaser
28.06.2022 00:30 Uhr
0
Dabei seit: 17.11.09 | Posts: 2.095 | Reviews: 7 | Hüte: 121

@PaulLeger

...deshalb schrieb ich "vor ein paar Jahren"...was als Erklärung auch nur für mich funktioniert merke ich gerade...

Ich hab aufjedenfall immer ein sehr präzises Feeling für mein Filmempfinden in Bezug auf imdb-Wertungen gehabt, auch wenn ich die Filme noch nicht gesehen hatte. Das funktioniert seit einiger Zeit leider nicht mehr, wie von dir ebenfalls bemerkt...weiß nicht was dafür bei der Seite ausschlaggebend war. Ordne das jetzt nur noch innerlich für mich nach dem alten Wertungsmuster ein. Hatte auch hier bis gerade eben nicht geschaut was der hat, schätze ich wie gesagt nur so ein. Eindeutig werde ich es natürlich erst nach der Sichtung wissen, aber ich vermute ein...überlanges, inhaltlich konventionelles Biopic, dass visuell ausufernd und berauschend erzählt wird, darunter aber wenig neues zu bieten hat und stattdessen ein bisschen Ballast in Form von einigen Längen mit sich schleppt (um alles abzudecken), statt formell etwas mehr zu wagen und dafür etwas knackiger und überraschender/nachhaltiger daherzukommen...

Ich bin gespannt. Leider erzeugt er bisher nicht diesen...Muss-ich-sehen-Vibe bei mir...

- CINEAST -

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HenryGondorf : : Goldkerlchen 2022
27.06.2022 22:46 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.21 | Posts: 819 | Reviews: 5 | Hüte: 33

Tolle Kritik!

aber du hast Recht, so viele User hier und irgendwie scheint sich niemand für diesen Streifen zu interessieren, Schade. Ich bin jedenfalls froh ihn im Kino erlebt zu haben.

Warriors, come out to play-ayyy!

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
27.06.2022 22:34 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.331 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ FlyingKerbecs

Aber gerade bei Hitze ist der gut gekühlte Kinosaal doch einer der angenehmsten Orte. wink

@ CINEAST

Hab das erst kürzlich an anderer Stelle angesprochen, aber imdb-Wertungen sind leider nicht mehr das was sie mal waren. Ich meine mich zu erinnern, dass du "The Power of the Dog" ziemlich stark fandest? Der steht bei 6,8...

MJ-Pat
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CINEAST : : ReReleaser
27.06.2022 22:16 Uhr | Editiert am 27.06.2022 - 22:17 Uhr
0
Dabei seit: 17.11.09 | Posts: 2.095 | Reviews: 7 | Hüte: 121

Sehr schöne Kritik!

Ich hätte jetzt ja doch schon etwas Lust den zu schauen, weiß nur nicht ob das zeitlich was wird. Außerderm kann ich mir jetzt schon vorstellen, dass die Laufzeit für mich ein Thema sein wird und ich ihn mir ebenfalls etwas knackiger gewünscht hätte : D

Wenn das nach klassischer imdb-Wertung (vor ein paar Jahren) ein waschechter 8er wäre, dann wäre ich wohl sofort gekauft...ich tippe aber eher auf einen niedrigen/mittleren 7er, was in dem Fall leider nur okay ist... Über imdb-Wertungen zu argumentieren ist nicht sehr ausgefeilt, ich weiß, aber ich hoffe man versteht meinen Punkt : P

Danke aufjedenfall fürs schmackhaft machen.

PS: The Batman ist, rückblickend gesehen, aus meiner Sicht gerade ein ähnliches Paket wie Elvis...hat mich im Nachhinein fast ein bisschen geärgert, obwohl der grundsätzlich gut war.

- CINEAST -

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
27.06.2022 22:06 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.953 | Reviews: 56 | Hüte: 421

Ich hatte ja echt vor, ihn im Kino zu schauen, aber 160 Minuten sind mir vor allem bei der aktuellen Hitze einfach viel zu lang.

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
27.06.2022 21:36 Uhr
3
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.331 | Reviews: 17 | Hüte: 261

Da der Film hier offenbar wenig Interesse weckt, es in meinen Augen aber absolut verdient hat, im Kino gesehen zu werden, hilft es ja vielleicht ihn als Superheldenfilm anzuteasern? wink

PS: Leto, Farrell, Hanks, der "Fatsuit + komischer Akzent"-Trend in Hollywood setzt sich fort.

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