Bewertung: 3 / 5
Es sind viele Ungereimtheiten, die der Spannung abträglich sind und spätestens mit dem Auffliegen von Breslins Identität fragt man sich, wieso ihm weiterhin freie Hand gegeben wird. Für ein solches Hochsicherheitsgefängnis mit solcher Willkür wirkt die Überwachung oft auch zahm, denn anstatt Breslin zu isolieren, kann dieser sich fadenscheinig rausreden und seinen Plänen nachgehen. Etwas unausgegoren wirkt bei Escape Plan auch die Gewaltdarstellung. Der Film ist nicht übermäßig brutal, doch mal wird die Willkür im "Grab" gezeigt, in anderen Szenen sind die Wärter viel zu nett. Mal wird Gewalt dargestellt, in anderen Szenen aus unerklärlichen Gründen weggeschnitten. Håfström fehlt hier eindeutig wie beim Erzähltempo eine einheitliche Linie. Gerade die Unberechenbarkeit der Aufseher und deren Vorgehen hätte im Mittelteil stärker dargestellt werden müssen und so den Thrilleraspekt unterstrichen, was der Spannung förderlich gewesen wäre.
Was Escape Plan letztlich auch fehlt, um wirklich gut zu sein, ist die Überraschung. So sind einige Ideen, die hinter dem "Grab" stehen, wirklich gut erdacht und sorgen für kurze Aha-Momente beim Zuschauer, der Großteil ist dann aber doch vorhersehbar. Wer Breslin reinlegte, ist spätestens nach 20 Minuten klar, die Auflösung am Ende ein wenig zu schnell und die Lösung eher langweilig. Überhaupt ist der dritte Akt leider fast schon eine Enttäuschung. Denn so ganz stimmt es nicht, dass Schwarzenegger und Stallone hier einmal komplett anders zur Geltung kommen. Wird Stallone den Film über als Mastermind gezeichnet, der immer einen Plan B hat egal was er macht, wirkt das Ende dann wie ein billiger Witz. Statt auf Verstand wird dann doch lieber auf rohe Muskelkraft gesetzt. Klar, als Actionfan können wir uns da ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn Arnie beherzt zur MG greift, aber was ist schlussendlich wirklich der Clou eines Ausbruchsplans, wenn Experte Breslin eben doch nicht der filigrane MacGyver ist und dabei besser kämpft und schießt als die gesamte Sicherheitsmannschaft des Gefängnisses?!
Trailer zu Escape Plan
Dahingehend muss sich Mikael Håfström
am Ende die Frage gefallen lassen, wieso er unbedingt Stallone und Schwarzenegger in den jeweiligen Rollen besetzt hat. Mit smarteren Gesichtern wäre der Film deutlich glaubwürdiger geworden. Bruce Willis, der ebenfalls mal angedacht war, wäre als Ausbruchsgenie deutlich glaubwürdiger gewesen, selbst wenn er wie die beiden durch bestimmte Rollen geprägt ist. Dieses Manko wird umso deutlicher, da alle anderen Rollen mit Jim Caviezel, Vinnie Jones und auch Sam Neill durchweg gut besetzt sind. Hier passen die Schauspieler zu den ihnen anvertrauten Rollen.Was bleibt von Escape Plan? Ein ordentlicher, aber kein großartiger Film. Fans der beiden Hauptdarsteller werden daran sowieso nicht vorbeikommen und erleben beide Schauspieler in einem ihrer besten Filme seit langem. Über die Unausgewogenheit in der Erzählweise muss jeder auf seine Weise hinwegsehen. Zäher Anfang, guter Thrillermittelteil, zu actionlastiges Ende. Hinterfragen sollte Escape Plan jedoch niemand, da sich viel zu viele Logiklücken auftun. Das ist schade und unnötig, denn mit dem richtigen Feinschliff am Drehbuch wäre hier sehr viel mehr drin gewesen.