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Falling Down - Ein ganz normaler Tag

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Falling Down – Ein ganz normaler Tag Kritik

Falling Down - Ein ganz normaler Tag Kritik

Falling Down - Ein ganz normaler Tag Kritik
0 Kommentare - 19.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Falling Down - Ein ganz normaler Tag" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Die Hitze brennt sich in die Köpfe der Bewohner von Los Angeles. William Foster (Michael Douglas) ist wütend, da sein Auto nicht funktioniert. Kurzerhand lässt er sein Auto stehen und geht nach Hause. Auf dem Weg nach Hause wird die Geduld des Mannes immer weiter strapaziert, sodass er bald nicht mehr kann.

Die besten Filme aller Zeiten verfolgen keine ersichtliche Logik, keine Geschichte, die einen Anfang und ein Ende nimmt, nach dessen man das metaphorische Buch zuklappen kann und das Ding ins Regal stellt. Die besten Filme aller Zeiten sind in der Regel wie Gemälde, deren übergeordnete Geschichten einfach nur Aufhänger für Bilder sind. Wer dafür Beispiele sucht, findet sie ganz schnell in Werken wie Apocalypse Now (1979), Es war einmal in Amerika (1984) oder eben Fight Club (1999). Insofern ist klar, wenn man zumindest den Zusammenhang zwischen diesen Filmen erkennt, wie ein Film zu funktionieren hat. Und solch ein Film ist auch der von Joel Schumacher inszenierte Falling Down – Ein ganz normaler Tag. Nun muss man lange überlegen, ob und wie man etwas schlecht am Werk empfindet. So ganz in die Riege grandioser Filme lässt sich das Werk irgendwie nicht einteilen. Vielleicht ist es dem Thema geschuldet, vielleicht zu abstrakt, vielleicht als Satire nicht ganz funktionell. Vielleicht, vielleicht. Ganz sicher ist aber, daß der Film an Perfektion kratzt, nur eben nicht wirklich perfekt ist. Das kann zum einen an der Darstellung des Lebens liegen, die doch sehr gewöhnlich anmutet, um dann ins Außergewöhnliche abzudriften. Daß kann an der Satire liegen, die mitunter mal nicht gänzlich aufgeht. Und so weiter und so fort. Kleines herauspicken ist hier in jedem Fall möglich. Und so ist dieses Werk ein fast perfekter Film.

Es ist auch wahrlich ein grauenhafter Tag für William Foster, der im Stau steht, sein Essen nicht bekommt, von irgendwelchen Rüpeln überfallen wird, über den Tisch gezogen wird, mit seiner Frau nicht so wirklich klarkommt und so weiter und so fort. Was den Film zweifelsohne so brillant macht, ist daß er den Traum vom geregelten Leben dieser Tage so ad absurdum führt und eigentlich Kleinigkeiten sammelt, die es fast unerträglich machen, so zu leben. Schnell könnte man anhand dieser einzelnen Ausfälle den Eindruck gewinnen, daß es hier um Kleinigkeiten geht und die Figur einen Knax weg hat. Nun, ja tut es und ja, hat sie. Doch ist das nun schlimm? Daß Foster nicht gänzlich beisammen ist,m merkt man recht schnell, weil er Ansprüche erhebt und auch das kapitalistische Gedankengut infrage stellt. Weil er sein eigenes Leben hat und weil er aufdeckt, daß die aufgestellten Regeln in dieser Realität eben nicht gelten und auch nicht funktionieren. Hier ist die Art von Analyse, vor der sich ein Clint Eastwood in seinem Œuvre immer wieder gescheut hat. Auch in Gran Torino (2008) oder The Mule (2018) wird herausgestellt, daß irgendwas in diesem neoliberalen Zeitalter nicht stimmen kann. Doch ist Schumachers Werk gedanklich reifer und weiter, weil er hier keinen Patriotismus mehr gibt, weil er die Werte des konservativen Amerikas angreift und weil er die peinlichen Ansprüche an sich, aber auch damit an die anderen aus Sicht der Hauptfigur zentralisiert.

Es ist erstaunlich, daß Falling Down – Ein ganz normaler Tag dabei eine Figur in den Mittelpunkt rückt, die sich ihrer Taten kaum bewusst scheint. Die Kunst liegt hier darin, daß absurde, daß die Figur tut, solange wie möglich laufen zu lassen. Er begeht den ein oder andere bewaffneten Raubüberfall, will aber kein Geld. Er bedroht Menschen, verprügelt sie, immer wieder mit dem Ziel nachhause zu kommen. Daß die Figur sich dabei natürlich sowieso von vorneherein anlügt, ist anhand der Tatsache, daß der Zuschauer relativ schnell weiß, daß die Ehe hier gelaufen ist, auch kein Wunder. Doch glaubt Foster immer noch daran, sich sein vermeintliches Ideal erhalten zu können. Dabei kratzt er hin und wieder an dem Gedanken. Es ist ja heute wie damals, ein Irrglaube zu denken, nur weil man hart arbeite und sich gut gebe, daß man dann auch gleichzeitig zu denen gehört, die das von einem einfordern. Und so sagt es auch Foster an einer Stelle im Film: „Ich habe immer getan, was man mir gesagt hat. Aber belohnt wird der Schönheitschirurg mit seiner Villa.“ Nun heute würde das vermutlich als bloßer Material-Neid abgetan, womit gleichsam auch daß übliche Totschlagargument aller Vollidioten ausgespielt wird. Hier greift der Film natürlich irgendwo die Die-da-Oben-Rhetorik und Kritik auf, doch ist Foster nicht so blöd, seinen Feind auch einfach nur im Ausländer zu sehen. Daß unterscheidet ihn nämlich auch vom Faschisten, den er im Film trifft. Vielleicht aus heutiger Sicht ungewohnt, sind doch Menschen, die sich vernachlässigt fühlen – ob begründet oder eben nicht sei mal dahingestellt – häufig in rechteren Kreisen zu finden. Doch das Gute daran ist, daß die Kritik, die der Film damit äußert, eben nicht einfach konterkariert wird, sondern voll ins Schwarze trifft.

Denn dieser Film tut weh, was sich auch daran zeigt, wie nahe er an gewissen Krisen jüngerer Vergangenheit ist. Natürlich ist das irgendwo überspitzt, doch einen Hang zur Gewalt und zur Eskalation kann man beobachten und vor allem in den Staaten macht sich das ja breit. Da sind Werke wie The Purge – Die Säuberung (2013) vielleicht etwas albern, die analytische Variante bekommt man aber hier serviert. Auch die Wirtschaftskrise und die zahllosen Entlassungen nimmt der Film vorweg. Er zwingt einen, sich da klar zu positionieren und negiert gekonnt den neoliberalen Traum, daß alles vereinen zu können. Es gibt hier keinen Mittelweg mehr, was auch anhand der Geschichte jüngerer Tage zumindest logisch erscheint. Dabei gelingt dem Film auch ein interessanter Blick auf die Exekutive der Staaten, indem er die schwierige Rolle der Polizei ganz klar offenlegt. Kompromisse und Überforderung, Schulzuweisung aus einem maroden System. Es ist klar, daß nicht immer funktionieren können wird. Hier wehrt sich Arbeitnehmer, gegen die Lügen und falschen Versprechungen, die ihm ein Staat jahrelang vorgegaukelt hat. Es geht ihm häufig um Anerkennung, daraus wächst zwar mehr, aber ja. Im Prinzip ist auch das eine realitätsnahe Aussage, wenn man daran denkt, daß der Rechtsruck und die Fremdenfeindlichkeit aus neuerdings aus der Frage geboren werden, warum der Staat es für sie tut, aber nicht für uns. Klar ist das so einfach auch nicht zu bewerten und man müsste das ganz klar weiter aus definieren. Aber der grundsätzliche Zwist ist nun mal dieser und er wird hier gut porträtiert.

Vielleicht funktionierte der Film auch seiner Zeit schon als Warnung, die übersehen wurde. Oder die man einfach auch einzeln nicht klar im Griff hatte. Dennoch ist Falling Down – Ein ganz normaler Tag auch abseits dessen brillant gespielt. Michael Douglas und Robert Duvall können den Film auf ein ganz hohes Niveau hieven.

Es gibt Fehler hier, ja. Doch Falling Down – Ein ganz normaler Tag ist eine nahezu perfekte Satire, die gekonnt die amerikanische und westliche Gesellschaft analysiert. Vielleicht heute mehr denn je, ist es ein Film, der die Dekonstruktion des amerikanischen Traums und das Denken in sozialen Schichten erfordert. Nahezu brillant gespielt und unerwartet spannend.

Falling Down - Ein ganz normaler Tag Bewertung
Bewertung des Films
910

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