Bewertung: 4.5 / 5
Inhalt: "In einem Loch im Boden", da kommt er her, der Hobbit. Bilbo Beutlin, ein Bewohner des wunderschönen und gleichzeitig sehr traditionellen Auenlandes, wird vom Gandalf dem weisen Zauberer zu einer Reise ermuntert. Mit insgesamt 13 Zwergen, angeführt von einem mächtigen Zwergenkönig Thorin Eichenschild, der seines Königreichs beraubt wurde, brechen sie gemeinsam schließlich auf, Erebor wieder zurückzuerobern. Eine einst unglaublich prächtige Stadt mit Schätzen, die keiner zuvor je gesehen hat, erbaut an einem einzelnen, einsamen Berg. Die Wandertruppe macht sich auf, die Reise anzutreten und hat dabei so manch gefährliches Hindernis zu bewältigen. Währenddessen rührt sich gleichzeitig eine dunkle Macht, die seit langem als besiegt galt. Kritik: "Der Hobbit" ist vieles, jedoch kein Prequel von Herr der Ringe im Stil von Herr der Ringe, das vergessen viele. Bei zahlreichen Kinoforen ist mir dieser Umstand bereits aufgefallen, dass Menschen sich über einen völlig anderen Erzählstil beklagen, der absolut nicht gefällt. Hier setzt bereits mein erster Punkt an: Peter Jackson hat es m.E. geschafft, ein Kinderbuch wieder in Richtung seiner ursprünglichen Ausrichtung- ein Erwachsenenpublikum bei HdR- zu drehen. Es gelingt zwar nicht immer, wenn beispielsweise Trolle miteinander in einer Art und Weise reden, die stark an Kinderfernsehen erinnert & nichts mehr mit dem aggressiven und bösartigen Bergtroll aus HdR-die Gefährten zu tun hat. Aber hier liegt auch der Hund begraben: Jackson musste den schmalen Grat zwischen anspruchsvollem Erwachsenenkino à la HdR schaffen, ohne dabei die Vorlage gravierend in ihren Grundzügen zu missachten. Durch den geschickten Kunstgriff, zusätzliche Szenen einzubauen, die wieder für die althergebrachte Endzeit-Stimmung Saurons sorgen, gelingt es Jackson letztlich wieder eine Brücke zwischen Prequel und Trilogie herzustellen. Die Darsteller, allen voran Martin Freeman als zaghafter, fauler und in seiner Rolle als Abenteuer-resistenter Hobbit überzeugt von Beginn an. Gleichzeitig läutet er mit seiner Präsenz jedoch auch eine völlig andere Grundstimmung des Films ein. War bei HdR die Trilogie gekennzeichnet von Furcht, Zerrissenheit und Verzweiflung- Emotionen, die auch Frodo kennzeichneten, so ist nun die Grundstimmung positiv, heiter, verngügt- wie ein Bilbo Beutlin eben so ist. Wer dies in seiner Kritik nicht mitberücksichtigt, könnte hier natürlich bereits einiges auszusetzen haben. Ian McKellen als Gandalf glänzt erneut durch seine Performance als Gandalf. Allerdings merkt man doch den Umstand, dass beinahe 10 Jahre vergangen sind, ist er doch sichtlich gealtert obwohl er angesichts eines zeitlichen Prequels ja jünger aussehen müsste. Logik hin oder her, hier hätte etwas CGI zur Verjüngerung nicht schaden können. Auch wirkte seine Mimik sehr oft starr und unbeweglich, fast schon so als wäre ihm der Zauberstab eingefroren. Zu Radagast nur soviel: das P.J. ihn in das Drehbuch schrieb ist ein Hilfsmittel, die Zeit etwas zu dehnen, er kommt ihm Buch selbst nicht dezitiert vor, sondern wird nur in den Anhängen von Tolkien erwähnt, die Jackson nun im Hobbit einbaut (in den Anhängen werden Lücken in der Erzählung oder besser gesagt Nebenschauplätze der Haupthandlung erläutert). Radagast - oder viel mehr der Schauspieler- ist eine Fehlbesetzung und zwar eine ganz gewaltige. Diese Figur schafft es, den Film auf das Narnia-Niveau herunterzuschrauben, was ziemlich schmerzt, angesichts der Disney-Geldmaschinerie, die Märchen bis zum letzten Cent ausschlachten. Die Effekte wie auch die Opulenz der Bilder sind einsame Klasse und in bewährter HdR-Qualität. Besonders schön sind beispielsweise Momenten, in denen das Auenland in seiner vollen Pracht gezeigt wird, oder die Mannschaft das Elbenreich Bruchtal erreichen. Hier glänzt, funkelt und strahlt alles, fast schon zu makellos möchte man meinen. Andere Orte, wie beispielsweise die die beeindruckenden tiefen und weit verbreiteten Höhlen der Oarks erstaunen auch- allerdings auf eine ganz andere Weise, die einen zugleich schaudern lässt. Tricktechnisch ist "der Hobbit" wohl am Zenit von Meister Hand gemacht worden, an einigen Stellen möglicherweise einen Tick zu perfekt, wenn Dinge anfangen plastisch zu wirken, zu sehr nach CGI-Hochglanz und weniger nach einem echten Platz auf Mittelerde. Extrem verändert haben sich zudem auch die Oarks, die nun durch ebenjene computerkunst leichter vervielfältigbar sind, jedoch durch neueste Animationstechnologie etwas an Schrecken ihrer kostümierten Kollegen aus der Trilogie verloren haben. Zusammenfassend ist der Hobbit humorvoll, spannend und an vielen Stellen genau richtig: das heißt, die Stimmung der Trilogie wird ebenso eingebaut, wie auch der Score, wenn es um die Ring-Geschichte geht. Dann stimmt wieder einfach alles, auch Gollum ist wieder perfekt animiert an seinem Platz in der Höhle, immer wieder genial gespielt von Andy Serkis, der die Gesichtszüge für Gollum zwecks Motion-Capture-Technik liefert. Der Hobbit in einem Satz: Die Geschichte des Ring-Fundes rund um Bilbo Beutlin humorvoll & mit aller Hand tricktechnischer Raffinessen verpackt. Wertung: Als absoluter HdR-Anhänger gebe ich dem Film 4,5 Punkte. Wäre Radagast nicht vorgekommen wären es womöglich 5 Punkte gewesen.
Der Hobbit - Eine unerwartete Reise Bewertung