
Bewertung: 3.5 / 5
Glass ist ein Spielfilm vom Regisseur M. Night Shyamalan aus dem Jahr 2019 und verbindet seine beiden früheren Werke Unbreakable und Split miteinander. Die Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Glass
2000 lernten wir David Dunn kennen, einen Sicherheitsbeauftragten im Stadion, welcher ein Zugunglück als Einziger überlebte. Der Comicnerd Elijah fand heraus, dass in David mehr steckt als nur ein gewöhnlicher Mensch. Elijah selbst bildete als gebrechlicher Mann den Gegenpol. 2015 lernten wir Kevin Wendell Crumb mit 23 Persönlichkeiten kennen, welcher junge Frauen entführt. Nachdem eine von ihnen lebendig entkommen konnte, suchte die Polizei nach dem Mann mit den vielen Persönlichkeiten. Zudem wurde deutlich, dass auch sich David Dunn der Suche anschließt und sich dieser Bedrohung entgegenstellen mag. Glass zeigt das Aufeinandertreffen dieser drei Figuren.
Filme von M. Night Shyamalan sind nichts für Jedermann. In der Vergangenheit hatte er u.a. mit After Earth ein paar böse Böcke dabei gehabt, aber auch Streifen wie The Sixth Sense oder Signs sind keine Streifen, welche die Straßen leerfegen. Das Handwerk von Shyamalan ist ruhig, unaufgeregt, manchmal sehr beiläufig und so präsentiert sich auch Glass weitestgehend. Leute welche bislang nichts mit diesem Mann anfangen konnten werden das vermutlich auch weiterhin nicht.
Die ersten 45 Minuten von Glass sind stark und bieten in etwa das, was sich jeder von diesem Film erhofft hat. Die Figur von Bruce Wills ist James McAvoy auf der Spur und man sieht David Dunn in Aktion. Schnell bekommt man mit Spencer Treat Clark eine tolle Nebenrolle präsentiert. Der Sohn von David ist inzwischen Erwachsen und wird vom gleichen Darsteller wie vor 19 Jahren dargestellt. Das macht er mit der gleichen Persönlichkeit und die distanziert-enge Vater-Sohn-Bindung kommt sehr gut rüber.
Für den namensgebenden Mr. Glass muss man sich ein Weilchen gedulden. Allgemein hat Samuel Jackson nicht so wahnsinnig viel Screentime. Der Fokus des Films liegt überwiegend auf McAvoys Kevin Wendell Crumb. Dieser kann sein Schauspiel durch den blitzartigen Wechsel der vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten wunderbar zur Schau stellen. Aber auch Samuel Jackson hat seine Momente. Während es bei David sein Sohn ist, so steht den anderen beiden Figuren auch jeweils eine Begleitperson aus ihrer früheren Geschichte zur Seite. Elijah Price hat seine Mutter (Charlayne Woodard) und Kevin sein ehemaliges Entführungsopfer Casey (Anya Taylor-Joy). Trotz der getrennten Geschichten und gegensätzlichen Situationen finden sich zwischen den Figuren diverse Verbindungen.
Allgemein legt Glass viele Verknüpfungen zu Unbreakable und Split. Diese sind sorgfältig platziert und wirken nicht aufgesetzt.
Trotzdem schlägt der Film nach dem sehr guten Anfang leider einen durchaus ermüdenden Pfad ein. Mit der Psychologin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) ist zum einen eine Figur erschaffen worden, welche nicht die Faszination einer Hauptfigur eines Shyamalan-Films ausstrahlt und zum anderen vermittelt sie einen Plot, der ein wenig holprig und konstruiert daher kommt. Zudem zieht sich diese Phase des Films leider ein Weilchen hin. Der liegt Fokus zwar meist auf Kevin, aber hier wird zu oft die Bestie thematisiert, sodass sie etwas von ihrer Besonderheit und Bedrohlichkeit einbüßt. Wills‘ David ist unaufgeregt und hätte etwas mehr Profil vertragen können. Trotzdem hat er ein paar tolle Szenen bekommen.
Ein bisschen mehr Biss und Würze im Drehbuch hätte die eine oder andere Handlung jedoch runder wirken lassen. Zudem ist der Film mit 129 Minuten recht lang geraten, 11 Minuten mehr als Split und ganze 23 mehr als Unbreakable
Im letzten Drittel des Films gibt es einen wirklich ganz ansehnlichen „Showdown“, auch wenn dieser offenbar ein durchaus unbefriedigendes Ende präsentieren will. Aber als man den Film dann als nett gemeinten Versuch schon abstempeln möchte, lässt M. Night Shyamalan in den letzten Minuten doch noch ein bisschen seines Könnens aufblitzen und präsentiert zumindest einen versöhnlichen Abschluss.
Vergleicht man alle drei Filme miteinander ist Unbreakable der deutlich stärkste Streifen, welcher durch seinen ruhigen und subtilen Stil in sich stimmig ist. Split hat im Vergleich zu Glass die klarer abgesteckte Handlung und weiß Kevin besser in Szene zu setzen. Glass selbst hat den Vorteil, dass er alle Hauptfiguren und deren Anhang benutzen kann, trotzdem fehlt im großen Mittelteil vor allem im Drehbuch, aber hier und da auch in der Inszenierung das gewisse Etwas
Final kann man Glass als nette Verknüpfung beider Streifen betrachten, den man sich als Liebhaber der beiden Vorgänger durchaus angucken sollte. Aber Unbreakable und auch Split verkommen dadurch nicht zu Teilen einer Trilogie sondern waren sich ihre eigenständige Souveränität.
Meine 100. Kritik!
