Bewertung: 3.5 / 5
Das ist er also, der Film der Gunns Trilogie um die Guardians of the Galaxy beendet. Hmm, vergessen wir einfach mal die turbulente Entstehungsgeschichte und konzentrieren wir uns auf den Film, ja? Ja bitte!
Ausgelöst von einer Attacke durch Warlock, müssen die Guardians alle Register ziehen um ein tödlich verwundetes Mitglied ihrer Truppe zu retten, und legen sich dabei mit dem High Evolutionary an, eine Wesen, das im Universum einen gottgleichen Status geniesst.
Trailer zu Guardians of the Galaxy Vol. 3
Zuallererst mal, es geht hier eigentlich nie um den Schurken, egal wer das jetzt eigentlich sein soll, sondern darum, dass die Hauptfiguren im Fokus stehen, und ihrer aller Geschichten und Reisen abgeschlossen werden. Da ist es also auch kein Beinbruch, dass der High Evolutionary und seine Machenschaften mehr als nur inkonsistent gezeichnet werden und man im Grunde auch nur erahnen kann, dass es wahrschienlich einen über 3-Stunden langen Cut geben dürfte, der zumindest ein paar dieser Löcher stopft. Aber wie gesagt, das wäre unnötig, da es nicht darum geht.
Gunn lässt tatsächlich jede Figur Full Circle gehen, so als wäre er fast der geistige Vater, der seine Sprösslinge "gehen lässt", und zwar voller Stolz ob des bisher zurück gelegten Weges. Und hier kommt man gar nicht umhin die einzelnen Charaktere anzusprechen:
Drax wird komplett entblösst, aber nicht der Lächerlichkeit Preis gegeben, auch wenn er Dreh- und Angelpunkt sehr vieler Kalauer ist, und am Ende wird auch klar ersichtlich, WER dieser Mann tatsächlich Zeit seines Lebens war, und wer er wieder werden kann.
Mantis wird immer mehr zu einer Deanna Troi, ur dass sie tatsächlich was zum Geschehen beiträgt anstatt der Love Interest von irgendjemandem zu sein, nur um am Ende eben doch eine eigene Entscheidung zu treffen.
Groot is Groot, aber dann doch eben immer wieder überraschend mehr, und ja hier gibt es dann tatsächlich auch mehr.
Mit die größte Überraschung ist fast schon Nebula, die hier zeigt, welchen Weg sie hinter sich gebracht hat, wie aus dem einstigen eindimensionalen Bösewicht ein mehrdimensionaler Held geworden ist, der alles für seine Familie tun würde, ist schon fast das Prunkstück. Aber eben nur fast.
Selbst Nebendarsteller wie die Figur, die von Gunns Bruder gespielt wird, oder der Hund bekommen allesamt ihre 5 MInuten Ruhm, und selbst ein Howard the Duck darf wieder mal vorbeischneien.
Aber da wären noch drei Figuren: Starlord und Gamorra - und um es vorweg zu nehmen, der Held kriegt niemals die Prinzessin (so wie es ja so treffend in Dr Starnge 2 auch ausgesprochen wurde), da es im Comic-Universum eigentlich nie ein Happy End geben darf - Captain America in Endgame ist die einzige Ausnahme, da er ja damit eigentlich aus dem Universum scheidet und stirbt. Aber selbst diese Auflösung ist irgendwie nachvollziehbar und zumindest im Fall von Starlord auch tatsächlich völlig notwendig, um seine Geschichte Full Circle zu bringen.
Wäre noch der Waschbär. Und dessen Geschichte ist tatsächlich Dreh- und Angelpunkt, und diese Geschichte ist ein ehrlich gesagt, sehr zweischneidiges Schwert: Zum einen haben wir eine zu Tränen rührende Hintergrundgeschichte, die allerdings teilweise aus einen wirklich schäbigen Horrorfilm entleiht sein könnte, inkl. der Dramaturgie und mit den dazugehörigen Opfern, wo keiner auch nur ansatzweise überrascht. Hinzu kommt, dass die jeweiligen Episoden nur deshalb den Zuschauer einnehmen können, gerade weil wir diese Figur mittlerweile kennen und ins Herz geschlossen haben und der Zuschauer auch von der ersten Einstellung ab schon manipuliert wird mit den armen flauschigen Tierchen zu leiden. das funktioniert auch ganz gut, nur warum muss man in Horrorfilmmanier arme Würstchen als Sympathieträger etablieren, nur um dem Zuschauer einfach mal Schläge in die Magengrube zu verteilen!
Und das macht der Film erstaunlich häufig, er ist daher auch entgegen der FSK Beurteilung keinesfalls für Kinder unter 15 Jahren geeignet. Wenn Nebula sinngemäß sagt, dass das schlimmer ist als das was Thanos mit ihr gemacht hat, dann hat sie auch recht damit. Der Film ist manchmal nötig aber sehr häufig eben auch unnötig brutal, und letzteres eben auch im Kopfkino und moralisch gesehen, wenn etwa ein Tentakelmonster zum Dealer wird, dann ist da eine gewisse abstrakte Perversion drin, die auch metamäßig von den Figuren erkannt wird und woraufhin es tatsächlich eine Eskalation gibt, die sich gewaschen hat.
Also ja, um ein derzeit geflügeltes Wort zu nutzen: Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist der tatsächlich beste MCU Film seit Endgame, und er ist auch irgendwie rund und wirklich gut, er drückt die richtigen Knöpfe und schliesst alle Reisen mehr als nur zufriedenstellend ab. Und tatsächlich hängt er auch noch eine Weile im Kopf nach, was prinzipiell in den wenigsten MCU Filmen der Fall ist.
Aber er ist auch trotzdem weit davon entfernt ein sehr guter Film zu sein, wir dürfen nicht vergessen, der Großteil der MCU Filme seit Endgame war Rotz. Auch unabhängig davon ist GotG 3 eben halt zu brutal, zu uneinheitlich tonal, und seine musikalische Untermalung ist die schwächste der gesamten Trilogie. Das locker flockig unbeschwerte ist komplett hinüber und man hat hier ein gewichtiges Epos, das ganz klar gewisse Messages ans Volk bringen möchte. Kann und darf man machen.
Aber wie gesagt trotz sehr vieler positiver Aspekte gibt auch sehr viele Punkte, die das Gesehene etwas stören.
Als Momentaufnahme: 7 Punkte auf alle Fälle, auf keinen Fall drunter, zukünftige Rewatches könnten tatsächlich zu einer höheren Wertung führen