Bewertung: 4 / 5
Ich mache es diesmal mal kurz: Ich hatte überhaupt keinen Bock, Tonya zu schauen, da ich die Story hinlänglich aus meiner Erinnerung heraus kannte, und die Trailer mir auch nicht vermitteln konnten, dass Tonya gegenüber eine faire Herangehensweise passieren würde, sie sah aus wie die Hexe als die sie einem präsentiert wurde. Und das war es dann auch.
Doch der Film relativiert das alles wirklich hervorragend, und mit seiner Erzählung auf Grundlage von nicht verlässlichen Erzählern entwickelt sich ein sehr ambivalentes Bild einer ungeliebten Underdog-Eiskunstläuferin, die vergeblich darum kämpft, geiebt zu werden. Elterliche Misshandlung, Misshandlung in der Ehe, Proletin vor dem Herren, keine Chance.
Trailer zu I, Tonya
Das System gibt der Kämpferin keine Chance, obwohl sie offensichtlich sowohl talentiert als auch fleissig ist, und letztendlich wird auch im Zweifel immer gegen sie entschieden.
Das ist ein White Trash America Film, das ganz klar die Mißstände anzeigt, und auch deutlich macht, dass man auch sehr oft am falschen Ende der Nahrungskette sitzen kann, trotz eben nicht falscher Hautfarbe.
Der Film ist herrlich überdreht und seine Gewaltspitzen sind immer auf den Punkt abrupt und garstig, diese werden aber immer wieder auch konterkariert, indem die vierte Wand durchbrochen wird. Es ist letztendlich die richtige Entscheidung, das Ganze als Satire aufzuziehen, denn ein ernstes Biopic wäre schon durchaus ganz schwere Kost.
Noch ein kleines Wort zur allgemeinen Preisverleihungspolitik aller Veranstalter: Die Nebenrolle wurde überall mit dem Schauspielpreis gewürdigt, was irgendwie auch ok ist, aber auf der anderen Seite ist es auch eine recht eintönige Rolle, die hervorragend geschrieben ist, das ist eine perfekte Rolle, um damit Preise einzuheimsen. Margot Robbie auf der anderes Seite spielt sich regelrecht die Seele aus dem Leib und ist irgendwann absolut überragend und die tatsächlich beste Schauspielerin im Film, die fehlende Würdigung in Form von Filmpreisen ist hier etwas schade.
Kurz. Sehr hintersinniger feiner schwarzer Film mit einer famosen Harstellerriege und einem Regisseur der ganz klar sein Handwerk versteht. Den muss man im Auge behalten. Und siehe da, der Typ hat kurz danach noch Cruelle verbrochen. Mal schauen, ober mehr kann als gute Filme über vermeintliche Bad Girls zu verbrechen ;-)
8 Punkte und die Empfehlung, dem Film auch trotz fehlendem Interesse mal eine Chance zu geben - Der Winter Soldier spielt auch mit und prügelt sich mit Harley Quinn - falls das als Anreiz hilft ;-)