Bewertung: 4.5 / 5
Gestern Abend habe ich mir "Jurassic World 3 – Ein neues Zeitalter" im Kino angesehen. Hier mein persönlicher Eindruck vom Film.
Kurz zur Ausgangslage der Story (minimale Spoiler)
Trailer zu Jurassic World - Ein neues Zeitalter
Die Handlung beginnt drei Jahre nach den Ereignissen aus Jurassic World 2. Dinos haben den Schwarzmarkt erobert und haben sich auf diese Weise auf der ganzen Welt verbreitet. Dadurch wurde das Leben auf der ganzen Welt auf den Kopf gestellt und sowohl Menschen als auch Tiere müssen nun mit dem neuen „Nachbarn“ in Koexistenz leben, ob sie das wollen oder nicht. Natürlich ruft diese auch wieder sowohl Wilderer, Jäger und Naturschützer auf den Plan, aber natürlich auch Konzerne, die daraus ihren Profit schlagen wollen oder die sich die Dinos zunutze machen, um mit Hilfe ihrer DNA medizinische Fortschritte zu machen. Aber wie immer steckt hinter einem Großkonzern natürlich wieder mehr, als man auf den ersten Blick sehen kann. Dies ruft dann auch Dr. Ellie Sattler auf den Plan, die eine neue lebensbedrohliche Plage analysiert: gigantische Heuschrecken, die offensichtlich künstlich erschaffen wurden und sich immer weiter ausbreiten und alle Nahrungsmittel auffressen. Sie bittet Dr. Alan Grant und Ian Malcolm um Hilfe, um ein Geheimnis aufzudecken. Währenddessen leben Owen Grady, Claire Dearing zusammen mit Maisie Lockwood in einer verlassenen Gegend in einer Waldhütte, um Maisie zu verstecken und zu schützen, weil diese immer noch gesucht wird. Einige gefährliche Leute sind hinter ihr her. Soweit zum Anfang und zur Ausgangslage des Films. (Spoiler Ende)
Die Story ist natürlich sowohl trashig als auch ziemlich flach, die Charaktere bleiben recht blass, aber dafür ist die Reihe ja bekannt. Dies werfe ich dem Film also keinesfalls vor. Ich schaue solche Filme, weil sie unterhalten sollen und nicht wegen ihrer Tiefgründigkeit, Komplexität oder ihres Schweremuts.
Schauspieler / Charaktere
Owen Grady (Chris Pratt) ist sympathisch wie immer. Ich mag seinen Charakter und ich mag seine Art. Pratt spielt seine Rolle solide wie immer. Pratt mag ein Schauspieler sein, der sich meist selbst spielt und der jetzt nicht so wandelbar ist wie ein Leonardo DiCaprio, aber das muss er auch gar nicht. Auch Arnie oder Willis haben wir nicht wegen ihres Schauspieltalents geliebt, sondern wegen ihres Stils und ihres ganz eigenen Charakters. Bei Tom Cruise oder Dwayne Johnson ist es das gleiche. Und so eben auch bei Chris Pratt. Owen Grady mag eine flache und eindimensionale Figur sein, aber auch solche Figuren darf (muss es sogar) es in solchen trashigen Filmen geben. Grady ist einfach der Retter der Not, der Helfer, der immer zur Stelle ist, wenn er am dringendsten gebraucht wird.
Auch Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) ist sympathisch wie immer. Sie ist die Tier-/Dinoschützerin schlechthin und will um jeden Preis Ungerechtigkeit gegenüber diesen verhindern. Diese kaufe ich ihr ab. Ansonsten bleibt auch ihr Charakter blass und oberflächlich.
Dann ist da Maisie Lockwood (Isabella Sermon), der künstlich erschaffene „Klon“ von Charlotte Lockwood. Sie ist durchaus der komplexeste Charakter des Films und man erfährt im Laufe der Handlung immer mehr von ihr und ihrer Erschaffung. Das ist interessant und spannend und trägt zu meinem Interesse an der Handlung bei. Dass dann noch gefährliche Leute hinter ihr her sind, wirft noch mehr Fragen auf, als dass es Antworten liefert. Isabelle Sermon spielt diese Rolle wunderbar glaubhaft und ich mag diesen Charakter sehr. Sollte es irgendwann zu weiteren Filmen kommen, sollte sie meiner Meinung nach die Hauptrolle übernehmen.
Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) ist immer noch die alte und besonnene Frau, die vieles hinterfragt und die eine zentrale Rolle in der Handlung einnimmt. Laura Dern spielt ihren Charakter immer noch souverän und glaubhaft.
Dr. Alan Grant (Sam Neill) unterstützt Dr. Sattler bei ihrer Untersuchung und ist immer noch der eigensinnige Eigenbrödler. Die Chemie zwischen ihm und Sattler ist klasse und man merkt, dass die beiden sich auch am Set gut verstanden. Sam Neill spielt seinen Charakter ebenfalls immer noch sehr glaubwürdig und ich sehe ihn als Schauspieler immer wieder gern.
Ian Malcolm (Jeff Goldblum) ist natürlich auch wieder mit dabei und darf auch hier wieder herrlich abgedrehte, tiefsinnige und philosophische Phrasen von sich geben. Er ist nach wie vor ein toller Charakter mit seiner abgedrehten Art und seiner Ausstrahlung. Ich mag ihn. Und seine Szenen sind immer klasse und bilden einen Gegensatz zur ernsten Lage.
Alle die drei alten Figuren wieder zusammen zu sehen, und das sogar als Hauptrollen, ist echt pure Nostalgie und wurde auch sinnvoll in die Handlung integriert.
Auch das erste Zusammentreffen der drei zu Owen, Claire und Maisie ist einfach ein toller Moment.
Die Antagonisten sind auch wieder nur Abziehfiguren, aber das ist auch nur halb so schlimm, denn diese erfüllen ihre Zweck, um die Handlung voranzubringen und den Protagonisten eine Aufgabe zu geben.
Dann gibt es da noch einen Neuzugang: Kayla Watts (DeWanda Wise). Sie ist Pilotin und Schmugglerin / Söldnerin. Ihr Charakter ist zwar recht blass, aber auch sympathisch. Sie ist so ein wenig die weibliche Han Solo in Jurassic World.
Auch schön, dass Omar Sy alias Barry Sembène wieder dabei ist, der nun für die CIA arbeitet.
Dinos / CGI-Animationen / Actionszenen
Dinos sind in diesem Finale häufig anzutreffen und und treten in einer großen Arten-Varianz auf.
Die CGI-Animationen sind in meinen Augen sehr gut gelungen und die Dinos sehen meistens sehr glaubhaft aus und bewegen sich wirklich klasse. Die Integration in das Bewegtbild ist sehr gut gelungen, sodass nur selten das Gefühl eines „Fremdkörpers“ aufkommt.
Ganz große Klasse ist der viel höhere Grusel- und Thrillfaktor in diesem Finale der Trilogie. In der zweiten Filmhälfte geraten die Charaktere ein ums andere Mal an gefährliche und tödliche Dinosaurier und müssen sich vor ihnen verstecken, an ihnen vorbeischleichen, davonlaufen oder sich ihnen stellen. Das sorgt für enorm viel Nervenkitzel und Spannung.
Die erste Hälfte des Films ist dagegen dialoglastiger, dient mehr dem Aufbau der Handlung und der Darstellung der neuen Welt. Aber zur Auflockerung gibt es auch hier die ein oder andere rasante Actionszene. Es gibt auch eine Motorrad-Verfolgung mit Raptoren durch eine Stadt. Die hat mir ganz besonders gut gefallen, weil sie so gut geschnitten, inszeniert und gefilmt wurde und auch einfach spannend und unterhaltsam ist.
Toll finde ich auch, wie die neue Welt, in der Menschen und Dinos zusammen koexistieren, dargestellt und in Szene gesetzt wurde. Spielende Kinder, die von Compsognathus-Sauriern belästigt werden, Sauropoden, die die Landwirtschaft behindern oder andere Dinos, die sich überall zeigen oder auch mal Menschen angreifen und fressen. Diese Darstellung der neuen Koexistenz hat mir echt gut gefallen.
Kamera / Szenenbilder / Schnitt
Wie schon kurz erwähnt, gefällt mir die Kameraarbeit sehr gut und es gibt viele tolle Einstellungen und Aufnahmen. Es gibt nicht ständig eine Wackelkamera, sondern die Szenen wurden gut eingefangen und man behält immer eine gute Sicht auf das geschehen. Auch Gruselmomente wurden toll eingefangen. Auch der Schnitt hat mir gut gefallen. Nicht zu viele harte und schnelle Schnitte, sondern häufig recht lange Schnitte am Stück.
Musik
Die Musik besteht wie immer aus alten und aus neuen Stücken. Der Film hat mich allerdings so in den Bann gezogen, dass mir die Musik gar nicht so sehr aufgefallen ist. Ich würde sie daher im Moment nach der Erstsichtung weder als besonders positiv noch als negativ einstufen.
Fazit
Jurassic World – Ein neues Zeitalter ist in meinen Augen ein gelungenes Finale, welches viel Abwechslung und Spannung bietet. Der große Auftritt der alten Garde aus JP1 ist ein Fest für Nostalgiker, zumal sie alle drei eine tragende Rolle im Film haben und durchgängig von Anfang bis Ende dabei sind. Aber auch Owen Grady und Claire Dearing sind weiterhin die sympathischen Charaktere, die man seit JW1 kennt und ins Herz geschlossen hat. Maisie Lockwood ist der spannendste Charakter und bietet Potential für eine neue Hauptrolle in zukünftigen Filmen, falls es denn welche geben wird. Die Actionszenen sind klasse und abwechslungsreich inszeniert und es wird nie langweilig. Es kommen eine Menge Dinosaurier-Arten im Film vor und es gibt auch viel Nervenkitzel und viele Grusel- und Thrill-Momente, die mir den Atem raubten. Spannung ist hier, vor allem in der zweiten Filmhälfte, garantiert. Die CGI-Effekte sind klasse und die Dinos sehen eindrucksvoll aus.
Klar, der Film bietet eine Menge Angriffsfläche auf das Drehbuch oder die Logik, denn hier hat er viele Schwächen. Dennoch stören mich diese Probleme überhaupt nicht, da ich bereits weiß, worauf ich mich bei der Reihe einlasse.
Insgesamt bin ich hochzufrieden mit dem Abschluss der Reihe und konnte mit einem zufriedenen Grinsen aus dem Saal gehen. Auch, nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, bin ich weiterhin sehr überzeugt von dem Film und freue mich auf die zweite Sichtung.
9/10 Punkte – Hoher Wiederschauwert