Bewertung: 5 / 5
Melvilles Jahrhundertroman ist eigentlich unverfilmbar. Punkt! Und dass dann auch noch der Hauptdarsteller oder sollte ich sagen Bösewicht ausgerechnet mit dem damaligen Ladies Man Gregory Peck, der anscheinend für seine lasziven Lippen in der Frauenwelt angehimmelt wurde besetzt wurde, ließ das Publikum das Schlimmste befürchten. Mit John Huston wurde ein Jahrhunderttalent verpflichtet, der ungefähr zeitgleich mit Orson Welles begann für Furore zu sorgen, aber der auch ein erheblicher Risikofaktor war: Er war jähzornig, unzuverlässig und egozentrisch und er überzog gerne mal Budgets und Zeitpläne. ( Ein sehr informativer und ziemlich guter Film zu diesem Thema ist übrigens Eastwoods Weißer Jäger Schwarzes Herz, das die extrem problematischen Dreharbeiten zu African Queen thematisiert). Aber er kam damit durch solange ihm der Erfolg recht gab. Zudem entwickelte er eigens für seinen Moby Dick eine neue Colorierungsart, welche zwar auf dem neuartigeren Technicolor fußte, aber weitaus entsättigter und dreckiger und roher rüber kam.
Natürlich muss man, wenn man so ein Jahrhundertroman als Film drehen will, Abstriche machen, und nur die Elemente rausfischen, die den individuellen Film voranbringen.
Und Huston macht das fantastisch, er erzählt die Geschichte eines Matrosen, der bei Ahab anheuert und am eigenen Leib mit erlebt, wie man der Faszination des Bösen erliegt und wie leicht man korrumpiert werden kann. Ahab oszilliert hier sehr stark zwischen verbittertem Rächer, diabolischem Verführer bis hin zum Oberlemming, der alle in den Tod ruft. Peck spielt seine Rolle so souverän, dass es heutzutage sehr schwierig ist, sich noch jemand anderen in der Rolle vorzustellen.
Und Huston macht dabei natürlich nicht halt, er thematisiert den menschlichen Raubbau an der Natur und deren konsequente Rache, insofern ist der Film auch heutzutage noch extrem modern. Mit der Verführung der Unterprivilegierten Massen sowieso.
Klar kann es in diesem sinnlosen Wettkampf keinen Sieger geben, aber ich bilde mir ein, dass er zumindest was den Wal angeht, ambivalent genug bleibt.
Unabhängig davon ist Moby Dick ein zeitloses bitterböses zutiefst humanes Stück Filmgeschichte, das selbst jüngere Kaliber sich gerne mal geben dürfen, gebt dem Film etwa eine Stunde bis er sich euch öffnet, dann sollte er euch am Sack haben.
Und das Ende: DAS ist mal ein Ende, meine Freunde!
10 Punkte