Bewertung: 1.5 / 5
Wusstet ihr das man, wenn man bei www.leo.org/englisch-deutsch „Lazy“ eingibt, als erstes Ergebnis „Das Poltergeist Remake von 2015“ bekommt?
Trailer zu Poltergeist
So nachdem ich jetzt mehr Aufwand in meinen Intro-Witz investiert habe als Gil Kenan und David Lindsay-Abaire in diesen Film sehe ich auch keinen Grund mir wirklich Mühe mit dieser Kritik zu geben. Ich werde einfach über all die Punkte lästern, die mir gerade noch so durch den Kopf gehen, in zufälliger Reihenfolge. Aber keine Sorge, am Ende wird es etwa so viel Sinn machen wie Poltergeist 2015.
Ich wusste, dass ich in einem Remake Alptraum steckte, als ich nach gerade einmal sechs Minuten mit dem ersten, komplett vorhersehbaren Jumpscare konfrontiert wurde. Der Film ist 21 Minuten kürzer als das Original, und an den komplett falschen Stellen. Während sich Poltergeist 1982 die Zeit nahm, die Familie und ihre Dynamik in Ruhe zu etablieren, bleiben davon nur Fetzen übrig. Die Kids wollen ihre Jumpscares, also bloß keine Zeit verschwenden.
Die Handlung ist komplett vorhersehbar, wenn man das Original kennt. Schlimmer noch, es ist als hätte man all die interessanten Teile herausgeschnitten, ohne irgendeine Idee zu haben, was man anders oder interessanter machen könnte. Der Film spielt 2015, also hat die Familie jetzt iPhones, die auch rauschen können. Und eine Drohne, mit der wir in die Geisterdimension fliegen können, um zweitklassige CGI-Effekte sehen zu können die aussehen, als ob sich irgendein Zombiefilm übergeben hätte. Thanks, I hate it!
Der Film zeigt am Anfang, wie sich die Tochter über eine von diesen Paranormal Investigators Shows lustig macht. Dies wäre ein interessanter neuer Winkel gewesen, die Familie mit ihrem Problem einfach alleine zu lassen, sie durch einen Besuch dieser offensichtlichen Schwindler zum Gespött zu machen, sie weiter zu isolieren, um so was wie Spannung aufzubauen… Aber nein, der Film folgt gehorsam dem Original, nur um einen wirklich blöden und unnötigen „Twist“ einzubauen. Der Paranormal Investigator ist gar kein Schwindler, er ist echt, und er ist hier um euch zu helfen. Thanks, I hate it!
Die Schauspieler sind generell gut gesetzt, aber bringen nicht den nötigen Elan und die Überzeugungskraft mit, um den puren Horror des Originals zu vermitteln. Die Schauspieler, Sounddesign, Musik und Effekte waren einige der Faktoren, warum das Original so effektiv war, und das Remake fällt in diesen Kategorien einfach flach aufs Gesicht. Sam Rockwell sieht aus als wäre er lieber irgendwo anders, er trinkt die ganze Zeit und seine Performance lässt einen wundern, ob er wirklich einen im Tee hatte. Es gibt eine unfreiwillig komische Szene, in der sein Sohn meterhoch in einem besessenen Baum hängt (jep, der Baum ist auch wieder da…), herunterfällt, und Rockwell reagiert so als wäre er gerade eine Stufe runtergefallen. Die Kinder und die Frau sind gut besetzt aber erreichen nie den Standard, der von der originalen Besetzung gesetzt wurde. Gerade die ältere Tochter wurde mit einigen seltsamen Dialogen bestraft. Und um das Unnötige noch unnötiger zu machen ist Rockwells Vatercharakter arbeitslos, und der Paranormal Investigator ist der Ex-Mann von einer anderen Forscherin. Und wenn ihr glaubt, dass würde irgendwie sinnvoll in die Handlung fließen, ist die Antwort natürlich nein. Thanks, I hate it!
Sound und Musik sind wie erwähnt ziemlich lahme Anlehnungen an das Original, bei der Kamera und dem Schnitt sind mir ein paar echte Seltsamkeiten aufgefallen. So fliegt die Kamera zum Beispiel in einem unnötigen Longshot um den Fernseher herum, sodass wir ein paar Sekunden nur die Rückseite des Fernsehers sehen können. Es ist als wäre Gil Kenan so fasziniert davon gewesen, dass wir seit 1982 jetzt flache Fernseher haben, dass er es unbedingt zeigen musste. Und in einer Szene, in der die drei Kinder alleine im Haus heimgesucht werden, verliert der Schnitt völlig die Kontrolle darüber, die Geschehnisse der drei in irgendein sinnvolles Raum-/Zeitgefüge zu setzen. Wenn Regisseur und Editor sich nicht dafür interessieren was passiert, warum sollten wir Zuschauer dann? Thanks movie, I hate it!
Ach ja, das Finale… Erinnert sich noch jemand an das Finale von Poltergeist 1982? Als das Poolbecken sich in einen kochenden Schlammsee mit Skeletten verwandelte… Als ein Dämon die Mutter von ihren Kindern wegjagte… Als sich die Kleiderkammer im Kinderzimmer in Satans Darmausgang verwandelte und eine schleimige Tentakel nach der Tochter griff. Es war kompletter Overkill, und es war großartig. Das Finale im Remake lässt das Gefühl aufkommen, dass hier das Geld ausging… Es ist so lahm, so uninspiriert, ich weiß wirklich nicht was sich die Produzenten dabei gedacht haben.
Poltergeist 2015 ist ein Remake das niemand brauchte, nach dem niemand gefragt hat, und an dem offenbar auch niemand der Beteiligten irgendein Interesse hatte. Sogar in einer Dimension, wo das Original nicht existiert, wäre er ein höchstens mittelmäßiger Horrorfilm. Wenn ihr das Original nicht kennt, worauf wartet ihr dann noch. Und wenn ihr es kennt, nehmt euch die extra 21 Minuten und schaut es nochmal.
Ich bedanke mich bei Lindsay Ellis dafür, dass ich ihre „Thanks, I hate it“ Masche klauen ich meine Kopieren durfte, dafür mache ich hier ein bisschen Werbung für ihren Kanal.
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Buh! Jumpscare!