Ich war ehrlich gesagt nie der größte Fan des originalen "Predator" von John McTiernan. Vielleicht hängt das mit seinem Ruf als Macho-Actionfilm zusammen, vielleicht weil ich "Alien" immer für den besseren Film gehalten habe. "Alien" Fans waren für mich die Rotwein-, "Predator" Fans die 1-Liter Faxe-Trinker. Das hat sich aber geändert, seit ich das Original vor etwa einem Jahr wieder gesehen habe, und er in meiner Gunst um einiges gestiegen ist. Pacing, Kamera, Sound... alles ist auf höchstem Stand. Und diesmal fiel mir auch auf, dass dieser Film deutlich smarter ist, als er oft gemacht wird. Da ist ein gewisser Subtext im Design des Predators, dass ihn besonders im Angesicht Testosteron-schwitzenden Protagonisten sehr interessant macht. Und wer mag sollte sich mal "Queer Theory" von Renegade Cut anschauen, danach kann man über Kommentare, "Predator" wäre der männlichste Machofilm, ohne dessen Sichtung einem in der Pubertät kein Sackhaar wachsen kann, nur noch schmunzeln.
"Alien" ist trotzdem der bessere Film, so weit wollen wir mal nicht gehen ;)
Trailer zu Predator - Upgrade
Was mich zu "The Pretator" bringt, im deutschsprachigen Raum als "Predator -Upgrade" bekannt, weil man hier den Kinogänger_innen ja scheinbar immer im Titel schon andeuten muss, worum es geht. Es fällt einem schwer zu glauben, dass ausgerechnet Shane Black, der im Original mitgespielt hat und sich vor allem als Drehbuchautor einiges Anseher erarbeitet hat, hier zentral mitgewirkt hat. Ob die Schuld letztendlich bei Black, seinem Ko-Schreiberling Fred Dekker oder dem Studio liegt, wird vielleicht irgendwann mal gelüftet, aber unter dem Strich bleibt eins stehen:
Dieser Film ist eine Farce! Ein Frankenstein-Monster aus Nostalgie, teilweise dümmlich deplatzierter Buddy-Cop Comedy, ein paar guten Ansätzen, lahmarschigen Actionszenen und einer Handlung, die spätestens dann keinen Sinn mehr ergab als man sich entschloß, den Film scheinbar mit der Holzfräse zu schneiden. Ja, its a fu***** mess!
Man weiß gar nicht so genau wo man anfangen will. Aber die Handlung, die Charakterisierung und der Schnitt bilden hier eine unheilige Dreifaltigkeit des Unsinns, die den Film auch beerdigen würde wenn er mit stärkeren Schauspielern besetzt wäre. Sorry, Boyd Holbrook und Olivia Munn, ihr seid hübsch anzusehen aber ihr könnt (noch?) keinen Film tragen (Trevante Rhodes aus "Moonlight" ist auch hier, wo ist der denn falsch abgebogen?). Die Handlung ist ein absolutes Chaos, und Zuschauern, die bei Filmen wie "Prometheus" die Foren zuspammen, die Charaktere würden sich dämlich verhalten, rate ich aus gesundheitlichen Gründen vom "Genuss" ab. Alleine die Szene in der Bar direkt am Anfang, die eigentlich die Handlung ins Rollen bringen sollte, ist ein einziger "What?!" Moment. Bitte an all die kleinen Predator-Gimmicks aus den ersten Minuten erinnern, die meisten davon verschwinden für mindestens eine halbe Stunde und tauchen dann eher zufällig wieder auf wenn der Plot sie braucht. So verläuft es leider mit diversen Objekten, die relevant sind: kurz vorgestellt, vergessen, und dann fallen sie den Hauptfiguren wieder in die Hände. Teilweise wortwörtlich, ich sage nur "Predator-Hund ex machina", teilweise erst mal ins Klo. Not.. kidding.
Der ganze Quatsch wäre ja erträglich, wenn man wenigstens eine solide Truppe an Charakteren hätte, mit denen man mitfiebern könnte. Kriegen wir aber nicht, unsere Hautdarsteller bleiben farblos und generisch, und die Soldaten scheinen aus der Feder eines 15-jährigen zu stammen der gerade in einem Forum ein paar Witze über das Tourette-Syndrom gelesen hat. Die menschlichen Antagonisten verhalten sich abwechselnd so bescheuert oder unfähig, mehr als Kanonenfutter stellen die nicht dar. Hier versteckt sich ein weiteres Problem des Filmes: während das Original es geschickt verstand, klar zu machen, dass die Soldaten eine Chance haben und dem Predator koordiniert durchaus gefährlich werden können, woraus das Drama und die Spannung entstand, bleibt davon in diesem Film wenig. Die meisten Menschen fallen um wie Fliegen, und der Predator lässt einfach eine Tarnung fallen und sich beschießen, als wäre er unverwundbar. Die letzte Szene im Wald, die scheinbar nostalgische Gefühle wecken soll (denn das ist ja, was die Leute kennen...), fällt besonders negativ auf, es wird einfach nur planlos geballert. Hier wird auch das schon schwache Drama weiter untergraben: im Zweifelsfall feuern die Charaktere entweder einen blöden Spruch oder ihre Waffen ab. Handlung, ein Plan, oder vielleicht mal dramatische Ruhe, Fehlanzeige. Unfreiwillig komisch wird das ganze spätestens am Ende, wenn ein Raumschiff gekapert werden muss, und alle einfach permanent ihre Waffen abfeuern. Man muss gleichzeitig den Kopf schütteln und schmunzeln während man denkt, einem wird hier insgeheim "Hot Shots 3" serviert. Nonstop Nonsens.
Das ganze ist dann nur umso ärgerlicher wenn man gedenkt, dass hier immer wieder zumindest Ansätze angebracht werden, aber nichts davon wird irgendwie sinnvoll verwertet. Sogar das zentrale Thema, weshalb der Predator zunächst landete, geht in der letzten Szene unter, und wird nur noch Sequel-Bait. Noch nicht einmal die heiß erwartete Predator-on-human-prey Action kann überzeugen. Der Film setzt hart auf CGI Gore, aber die Action ist größtenteils pedantisch und lahm inszeniert. Die herausstechenden Negativbeispiele sind die Szene auf dem Football-Feld und die finale Schießerei im Wald, die statisch und ohne Antrieb sind.
Was Shane Black betrunken? Hat das Studio den Film zur Hölle zerschnitten? Ich weiß es nicht, aber dieser Quatsch ist gleichzeitig nichts halbes oder ganzes und versucht so krampfhaft, alles zu sein. Unterhaltsam ist das ganze auf jeden Fall, und ein gutes Lehrstück, was beim Filmemachen ganz offensichtlich schief gehen kann. Ich würde Filme wie diesen oder "Venom" in dieselbe Kategorie wie "Fail compilations" auf YouTube stecken. Es ist zusammenhangsloser Schrott, aber es bringt uns oft zum lachen.