Bewertung: 2 / 5
Col. Trautman (Richard Crenna) holt seinen alten Freund und besten Soldaten John Rambo (Sylvester Stallone) aus dem Gefängnis. Er soll nach Vietnam zurückkehren und dort Kriegsgefangene retten, die auch noch zehn Jahre nach dem Ende des Krieges, gefangengehalten werden. Dazu soll Rambo zunächst ein Gefangenenlager auskundschaften. Doch schon bald geht der Plan nach hinten los und Rambo findet sich mit der Vietnamesin Co Bao (Julia Nickson) im Dschungel wieder und muss erneut kämpfen.
Vietnam ist das wohl das größte Trauma der amerikanischen Gesellschaft der letzten Jahrzehnte. Natürlich stellvertretend neben dem 11. September 2001 wurde das filmisch in vielerlei Hinsicht aufgearbeitet und Sylvester Stallone, der sich immer um das Individuum positionierte, schuf selbst mit Rambo (1982) einen Film, der hochkomplex, aber eben nicht unendlich reaktionär und dumm ist, wie es die späteren Teile der 1980er Jahre vor allem waren. Rambo II – Der Auftrag kann als klassischer Propaganda-Film verstanden werden. Ähnlich wie auch Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts (1985) eindeutig ein Propaganda-Streifen ist. Nun ist aber die Frage, wie kann man dieses hochpolitische Werk einordnen. Im Prinzip ist es ja wie mit jedem Film, man sucht sich das heraus, was einen interessiert. Wahrnehmung halt. Tatsächlich ist der Film zunächst ein ganz emotionales Werk. Es menschelt in John Rambo, der nicht verstehen kann, daß hochrangige Politiker in den Staaten dafür sorgen, daß Soldaten in Vietnam verrotten. Der titel gebende Auftrag im Film handelt davon, daß der ehemalige Soldat nun Fotos von amerikanischen Kriegsgefangenen machen soll, ohne diese zu befreien. Da Rambo aber ein Charakter ist, dem das Individuum wichtiger ist, als der Staat, kommt es natürlich zur unweigerlichen Konfrontation mit der Vietkong, die hier scharenweise abgemetzelt werden, im Namen des Volkes und der Rechtschaffenheit.
Daß Stallone ein Mensch ist, der vermutlich mit höheren Gedanken immer zu knabbern hat, dürfte anhand seines Schaffens in den 1980er Jahren nicht gerade verwundern. Reaktionär nennt man diesen Film vor allem deshalb, weil er sich dem Wandel in der amerikanischen Außenpolitik verschließt und lieber auf alte Werte und Wege setzt, um das „richtige“ zu tun. Nun war Vietnam tatsächlich wohl nicht das richtige, denn historisch betrachtet, ist das, was die Amerikaner sich da leisten, nicht nur im Hinblick auf das dortige Volk, aber sehr wohl auch zulasten der eigenen Jugend abartig gewesen. Denn dieser Krieg hat die jungen Amerikaner völlig verheizt und zerstört. Etwas, was sich zurzeit in anderen Konflikten wieder offenbart. Nun propagiert Rambo II – Der Auftrag aber, daß der Kampf noch nicht verloren sei und alles, was man dazu aufopferte, schon die Mühe wert gewesen ist. Die Menschen haben das Recht darauf, Vietnamesen im Dschungel ab zuballern, daß ist ungefähr das, was im Subtext hier mitschwingen muss. Zwar argumentiert das Drehbuch von Stallone und James Cameron da ein wenig anders und nicht so direkt. Denn es menschelt immerhin, weil man ja noch die Brüder im Krieg retten muss. Doch im Prinzip ist dieser Film pro Krieg und die Frage, die man sich dann stellen müssen ist, gegen wen eigentlich gekämpft wird. Doch das ist eine Frage, der Film nie beantworten kann, weil auch die politische Lage nicht nur falsch verstanden, sondern so gut wie gar nicht aufgegriffen wird.
Ganz salopp gesagt ist also ein Film für Vollidioten, den Regisseur George P. Cosmatos hier präsentiert. Inhaltlich ist das auch ehrlich gesagt ziemlich dünn, weil Rambo II – Der Auftrag eigentlich nur davon erzählt, daß John Rambo sich eben in dieses Lager begibt, um ursprünglich Fotos zu machen. Dann eskaliert die Situation, es wird gekämpft und gemordet und dann ist der Film auch schon wieder vorbei. Da soll noch einer sagen, daß „das Kino“ in den 1980er Jahren wesentlich besser war, als es das heute ist. Natürlich ist dieser Actionfilm aber nicht gänzlich frei von Qualität. Also zumindest an der Oberfläche und so kann Cosmatos hier schon in einigen Momenten Spannung erzeugen, in dem er den Dschungel und dessen Bedrohung nutzt, aber auch ansonsten ordentlich Dinge in die Luft fliegen lässt: Das Rambo hierdurch für die Popkultur erst wirklich definiert wurde ist natürlich insofern ärgerlich, als das das Original ein ganz anderes Werk war. Daß traurigste an Rambo II – Der Auftrag ist vermutlich, daß man hier einen Film hat, dessen Figuren eigentlich versuchen zu denken. John Rambo lehnt sich gegen das System auf und versucht seine eigenen Werte umzusetzen. Allerdings scheint die Figur intellektuell gar nicht zurechnungsfähig, weil sie natürlich auch völligen Quatsch verbindet. Man kann nicht das Ende der Gewalt mit Gewalt herbeiführen. Das ist absurd. Und genau auf diesem Niveau befinden sich ja heute ähnliche Diskussionen und es zeichnet sich ein breit läufiges Déjà-vu in der amerikanischen Gesellschaft ab.
Wen das nicht stört oder wer auch gerne mal nicht denkt, der kann sicherlich große Freude an diesem Propaganda-Werk empfinden. Nur fehlt Rambo II – Der Auftrag dazu erstaunlicherweise das Niveau eines Ein Offizier und Gentleman (1982) oder Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986). Denn was dieses Werk hier vor allem präsentiert, ist eine Geschichte, die irgendein versoffener Trottel in einer Bar auf einen Bierdeckel geschrieben haben muss. Und dann ist sie auch noch Quatsch, na danke für nichts.
Man könnte womöglich Stunden über Rambo II – Der Auftrag philosophieren und debattieren. Doch als vernünftiger Mensch zieht man da besser schnell eine Grenze und lässt das Denken im Nachhinein auch sein, weil der Film es ja schon im Vorhinein nicht lieferte. Es ist ein chaotisch, dümmlicher Propaganda-Film und mehr nicht.