Bewertung: 2 / 5
Ich weiss nicht genau wieso, aber nachdem ich heute Mittag eine hitzige Diskussion mit einem anderen Fisch hatte, rumorte es in mir und ich habe mir kurzfristig einen Film, den ich auf gar keinen Fall sehen wollte, doch noch reingezogen, und sei es auch nur, um der Schlange Paroli bieten zu wollen! Zssnakes Kritik werde ich dirket nach dem Schreiben dieser Kritik lesen und bin schon ganz gespannt, inwieweit wir beieinander oder auseinander liegen. Ich fürchte ja, dass wir eher beide an unterschiedlichen Enden des Spektrums liegen werden.
Also dann, los gehts: Erst mal rudimentär die Handlung: Rambo lebt abgeschieden auf der Farm seiner Eltern, hat eine Art Pflegetochter, die natürlich total unschuldig und süss ist, der einzige Aspekt, der sie vom normalen Amerikaner ein bißchen abhebt, ist ihre mexikanische Herkunft. Doch dies ist insofern relevant, als dass sie auf die Suche nach ihrem abgehauenen Vater - wider Rambos Rat - nach Mexiko fährt und in die Fänge eines Sexsklavenrings fällt und dort zudem auch noch unter Drogen gesetzt und entstellt wird. Rambo will sie befreien gehen, legt sich mit der mexikanischen Mädchenhändlermafia an und es kommt zum Finale auf seiner Farm, wie schon in den Trailern alles verraten wurde.
Trailer zu Rambo - Last Blood
Rambo - in den Fortsetzungen ab Teil 3 wohlgemerkt - ist immer an Orten gewesen, wo große Ungerechtigkeit geherrscht hat und hat dann stellvertretend für den FoX-News-Geprimeten augeklärten Ami Stellvertreterkriege geführt und so die Welt wieder ins Lot gerückt. Da hat er in Teil 3 alleine die bösen Sowjets aus Afghanistan vertrieben, die roten Khmer in Burma abgeschlachtet, um ein paar Armutstouristen, sorry, Missionare zu retten, und jetzt in Teil 5 nimmt er sich des brisanten Themas der Frauenfeindlichkeit in der Welt, und insbesondere im Machismogetränkten Nordmexikanischen Grenzbereich, an. Das ist insbesondere deshalb eine Erörterung wert, da dies tatsächlich neben Indien als Ganzes mitunter als frauenfeindlichste und - verachtendste Region der Welt angesehen wird mit der wohl höchsten Gewaltverbrechensrate an Frauen weltweit! Und es ist aller Ehren wert, dass ausgerechnet ein Rambo in einem astreinen Blockbuster dieses ernsten Themas annimmt. Auf dem paier zumindest. Aber dazu gleich mehr.
Außerdem ist der Film wirklich gut aufgebaut und die ersten 15 Minuten des Films aind auch wirklich extrem bemerkenswert konzipiert: Wir haben den zwar eigenbrötlerischen Rambo, der sich oberflächlich zwar arrangiert hat, und selbst bei der Polizei ein gern gesehener und agesehener Unterstützer in Notsituationen ist (eine kluge Umkehrung der Ausgangssituation aus Rambo 1), aber unter der Oberfläche (im wahrsten Sinne des Wortes) einfach nicht abzuschliessen in der Lge ist. In seiner Traumatisierung geht er sogar soweit die Chu Chi-Tunnel auf seinem Grundstück nachzubauen. Alleine diese Grundkonstellation zeigt ganz klar und auch im Rahmen des Filmes äußerst glaubwürdig, dass es sich bei Rambo um eine tickende Zeitbombe handelt, der nur mal einen falschen Tag erwischen muss. Tja, und wie er diesen falschen Tag erwischen wird!
Auf den Spuren eines Liam Neeson (Taken), gepaart mit George C Scott (Ein Vater sieht rot), Charles Bronson (jeglicher seiner späteren schäbigen Selbstjustizfilme) und optisch sehr stark an einen abgehalfterten Belmondo (in beispielweise Der Profi 2) erinnernd, fängt Rambo also an, einen auf Denzel Washington (Man on Fire) zu machen. Und ab da geht es dann auch rapide mit dem Film bergab.
Erstens einmal war Rambo in jedem seiner Filme bisher schlau genug: Den Krieg in sein Revier zu verlagern, hier läuft er erstmal superplump auf, bevor er plötzlich genau das macht.
Und zweitens - ab hier jetzt milde SPOILER!! - mausert sich der Film recht schnell in eine völlig andere Richtung als "Ich rette das Mädchen".
Die Action, die dann kommt, und das muss jetzt auch gesagt werden, ist bei Leibe nicht der Irrsinn, wie es noch in John Rambo (Teil 4) der Fall war, sondern völlig okay im Rahmen (bis auf eine spezielle Sache, aber selbst das ist verschmerzbar -AUTSCH!). ABer, und das ist das große Aber: Richtige Spannung kommt hier zu keinem Zeitpunkt auf, denn er hat alle Fallen minutiös vorbereitet, ist ein extrem bewährter Kämpfer, und die Mexikaner kommen in sein revier. Jeder, der Rambo 1 kennt, weiss, dass er selbst ohne große Vorbereitung seinen Verfolgern hier immer 5 Schritte voraus ist.
Was bleibt also übrig: Ein durchschnittlicher Actioner, der sein Verprechen im Titel nie einlöst, und Themen anschneidet, die den Film, wenn der Film wirklich richtig auf diese Themen eingegangen wäre, durchaus in höhere Sphären hätte hieven könne, selbst mit einem Rambo im Titel.
Welche das sind:
1. Frauenthematik an der mexikanischen Grenze: Hier kann man durchaus differenzierter an die Sache rangehen als nur so, dass es immer ein Sexsklavenring sein muss. Wie das durchaus sehr gelungen geht, zeigt beispielweise "Paradies der Mörder"
2. Die Kriegstraumahandlung wird sehr schön etabliert, und auch wie die Situation beendet wird, entbehrt nicht einer gewissen intelligenten ironie, welche allerdings im ganzen Krawumm leider fast komplett untergeht
Wie gut ist Rambo 5 nun?
Natürlich ist First Blood unschlagbar, und ich liebe Rambo 2 einfach für das was er ist. Aber Teil 5 dürfte in etwa qualitativ bei Rambo 3 liegen. Über den Gewaltporno Teil 4 rede ich mal nicht so viel mehr.
Und jetzt letztlich: Ist der Film mexikofeindlich? Das würde ich vehement verneinen. Man braucht hier nunmal einen erstmal übermächtig erscheinenden Gegner und hat sich als Thema diese Frauenthematik rausgesucht, da gehört es dazu, dass die Bösen die Mexikaner sind. Es gibt schließlich mehr als genug gute Mexikaner im Film.
Also dann zum Fazit:
Gelungenerer Film als Rambo 4, aber eigentlich nicht die Zeit wert, die ich dafür geopfert habe. Von mir aus kann Sly ab jetzt gut und gerne 5 weitere Rambos drehen, ich bin raus, wer ihn weiterhin deshalb feiern will, kann das gut und gerne tun. Wenn ich einen guten Rachefilm mit ähnlicher Thematik sehen will, schaue ich mir demnächst nochmal Lady Vengeance an.
So, ich denke, ich habe genug bessere Titel im Verlauf dieses Reviews genannt:
4 Punkte!