Bewertung: 3.5 / 5
Seit heute ist Raya und der letzte Drache bei Dinsey+ frei verfügbar. Natürlich habe ich ihn mir direkt angesehen.
Der Anfang hat mir sehr gut gefallen. Eine sehr spannende und interessante Ausgangslage, ein Zwist zwischen zwei Menschen, der komplexer sein kann als nur schwarz-weiß und eine gute Prise Mystizismus. Raya ist zudem auch ein toller Charakter mit viel Potential. Alles hervorragende Eigenschaften für einen fantastischen Film. Leider schöpft der Film dieses Potential niemals aus. Gute Szenen wechseln sich mit schlechten und extrem kitschigen Szenen ab. Mal will der Film ernst sein, dann wieder will er eine alberne Komödie sein. Mal sind die Dialoge tiefgründig und im nächsten Moment reden die Charaktere wie die Jugend der heutigen Zeit, z. B. sowas wie "hey Bro, wat gejt?". Diese "moderne" Art des Sprachgebrauchs stört mich schon in der Realität. Wie also sollte mir diese Art der heutigen Sprachgewohnheiten also in einem Film, der "mittelalterlich" angehaucht, mystisch und voller Fantasie ist, gefallen? Das funktioniert einfach nicht.
Trailer zu Raya und der letzte Drache
Das schlimmste allerdings sind die unglaublich kitschigen Drachen. Sisu ist ein alter Drache, benimmt sich aber wie ein verzogenes und unerfahrenes Kind und redet, als käme sie aus der Gosse.
Weiterhin bleiben alle Figuren, selbst Raya, extrem blass. Da wäre viel mehr drin gewesen. Mir fehlt die Charaktertiefe und die Ausarbeitung der Charaktere und ihren Hintergründen, ihren Motivationen und ihren Gefühlen. Bei Raya und Namaari kommt das zum Teil zum Vorschein, aber immer nur an der Oberfläche. Mir fehlt da die emotionale Tiefe.
Bevor jetzt jemand kommt und sagt, dass der Film halt auch für das jünger Publikum gedacht ist, dem sage ich, dass dieses Argument nicht zieht. Andere Animationsfilme wie z. B. Drachenzähmen leicht gemacht, Ratatoille, Hüter des Lichts, Shrek, Alles steht Kopf, Zoomania, Coco oder Soul funktionieren ebenfalls super für Kinder, ohne dass sie ins Klaumukige und Alberne abdriften. Sie nehmen sich selbst ernst, ohne den Humor zu verlieren und auch Kinder anzusprechen. Sie sind gleichermaßen für Erwachsene wie Kinder geeignet. Der Humor wird bei den Filmen wohldosiert eingesetzt und passt immer. Die Dialoge sind immer klasse und passen immer. Aber "Raya" bekommt diesen Spagat zu keinem Zeitpunkt richtig hin. Er will zu viel von allem sein und sich zu vielen Menschengruppen anbiedern. Die Dialoge sind häufig zum Fremdschämen und die potentiell interessanten Charaktere leiden darunter.
Alles in allem kein schlechter Film, weil das Potential immer wieder zum Vorschein kommt und man immer wieder die Qualitäten erkennt, bevor sie wieder den schwachen Szenen weichen.
Wohlwollend vergebe ich noch 7/10 Punkte, aber hier wäre viel mehr möglich gewesen.
7/10 Punkte - Geringer Wiederschauwert