![Ready Player One Ready Player One](https://www.moviejones.de/bilder/filme/xlarge/42379_xl.jpg)
Bewertung: 2.5 / 5
Die Welt im Jahr 2045. Ein Großteil der Menschen leben in Slums und tauchen die meiste Zeit in die virtuelle Welt der OASIS ab. Diese wurde von dem exzentrischen Programmierer James Halliday (Mark Rylance) geschaffen, um eine Alternative für die düstere Realität zu bilden. Auch der junge Wade Watts (Tye Sheridan) bringt seine Zeit mit seinem Avatar zu, um Aufgaben zu lösen, die Halliday noch vür seinem Tod in der OASIS hinterlassen hat. Derjenige, der diese als erste meistert, wird nämlich mit schier endlosem Reichtum belohnt. Bei einer seiner Sessions trifft Wade auf Art3emis (Olivia Cooke), die ihn fasziniert und ebenso versucht die Aufgaben zu lösen. Unterdessen plant auch der skrupellose Konzernchef Nolan Serrento (Ben Mendelsohn), die OASIS zu beherrschen.
Erinnern sich Menschen an Jäger des verlorenen Schatzes (1981) dann werden ihre Augen sehr schnell, sehr groß und mitunter sogar mal recht Nass. Es ist ein stilprägender Film, der wie viele Filme von Steven Spielberg das Kino bis heute prägt. Etwas peinlich und juvenil ist das schon, daß Kino der 1980er Jahre so zu verehren, weil man da oft vergisst, daß sich gerade die Body-Builder-Community in Hollywood mit Werken wie Missing in Action (1984) oder auch Rambo II – Der Auftrag (1985) nicht gerade mit Ruhm bekleckerte, doch ist vielen häufig egal, weil man gegen die Kindheit nicht argumentieren kann. Was für eine heilige Ära, die vor allem aber durch Spielberg überhaupt zu dem wurde, was sie heute ist. Seitdem beschäftigt sich das Kino der 2010er Jahre vornehmlich mit Referenzen und Reminiszenzen an vergangene Tage. Für all diejenigen, die nicht erwachsen werden können, entsteht dann so ein Film wie Ready Player One. Basiert auf einem Roman, der eine Hommage an die Popkultur der 1980er Jahre war und damit auch am laufenden Band Spielberg referenzierte. Und dann inszeniert Spielberg diesen Film halt einfach selber, weil er ja ohnehin derjenige ist, der so heiliggesprochen wurde. Schwierig, egal wie man sich das schönreden möchte, wirkt Ready Player One schon allein aufgrund seiner Grundkonstellation etwas schwierig. Nun setzt Spielberg hier aber bewusst andere Akzente und verweist auf seine Kollegen wie etwa Brad Bird oder Robert Zemeckis. Doch das Kino prägte vor allem er, weswegen es seltsam ist, daß abseits eines Verweises auf Jurassic Park (1993) eigentlich nichts zu finden ist, was an Spielberg erinnert.
Trailer zu Ready Player One
Ohnehin ist ja der grundsätzliche Plot unfreiwillig, oder bewusst eine Hommage an Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989). Denn ja, der Film handelt im Prinzip von der Suche nach dem Heiligen Gral. Spieler in einer virtuellen Welt machen sich auf die Suche nach gewissen Easter Eggs, die es ihnen ermöglichen reich und unabhängig zu werden. So der grobe Plot, der unterdessen dadurch weniger Beachtung findet, daß der Zuschauer erst einmal von der gesamten Welt, die er dort vorfindet, überfordert ist. Menschen leben in Slums spielen den ganzen Tag Videospiele und eine böse Firma hat die Kontrolle. So weit, so gut. Die Frage, die eigentlich interessiert, nämlich wie es zu dieser Art von Dystopie kam, wird hier gar nicht gestellt. Dabei ist das grundlegende Szenario so exzentrisch, daß man dringend eine Erklärung bräuchte, um überhaupt einen Zugang dazu zu finden. Ready Player One deutet dabei viel an, spricht familiäre Konstellationen an und zeichnet das Bild einer gesichtslosen, bösen Firma, die die Kontrolle über die sogenannte Oasis hat. Etwas ungemütlich wird der Film dann, wenn er im Prinzip das Bild einer Diktatur zeichnet. So weit, so gut, eben nichts Aufregendes. Wobei das weitergeht. Denn der eigentliche Schöpfer der Oasis ist gestorben. Ein Mann, der die Spieler im Sinne hatte und eben die Spieler auf die Suche nach den Easter Eggs schickt. Hier zeichnet sich der Kontrast ab. Der gute Kunstschaffende – also der Erschaffer des Spiels – gegen den bösen Monopolisten und Kapitalisten. Nun, grundsätzlich kein dummer Gedanke. Dennoch irgendwo gefährlich, weil wenn man ins Silicon Valley blickt und vielleicht auch einmal The Social Network (2010) in Erinnerung ruft, dann ist ja das große Dilemma, daß sich gerade moderne, Firmen den Anstrich eines sympathischen Anführers oder CEOs geben. Im Prinzip kann man sagen, tauscht Ready Player One den bösen Kapitalisten gegen den guten aus und dann ist das System in seiner Reinform erhalten. Ach, was sind wir begeistert.
Es ist auch generell die Frage, wo Spielberg am Ende des Tages eigentlich hin möchte. Er erzählt zunächst systemisch, dann entdeckerisch, dann vom bösen Kapitalismus und zwischendurch macht da noch eine kleine Romanze die Runde. Hier muss man sagen, findet Ready Player One sein größtes Potential. Denn es ist ja auch ein immer währendes Klischee, daß Gamer zum Beispiel häufig ihre Liebe Online kennenlernen. Wobei das ja gar nicht so exklusiv ist, wie man denkt. Immerhin feiern Datingplattformen die größte Phase ihrer Existenz. Und dann wird eben da mit dem Gedanken gespielt, ob man sich überhaupt Online verlieben kann. Wade Watts behauptet ja, während Samantha Cooke nein behauptet. Und dann offenbart sich eigentlich ein Gedanke, der Online-Dating oder Gaming auf eine neue Ebene hievt und damit auch das Bild, daß etwa soziale Medien wie Instagram vorgeben, so ein wenig konterkariert. Immerhin verliebt sich Wade Watts in diese Frau, weil sie gut ist, in dem, was sie tut. Dann wiederum offenbart der Film, daß Cooke entstellt ist. Im Gesicht, um genau zu sein. Hier könnte man allerdings fragen, warum man Cooke noch ästhetisch entstellt. Immerhin ist ihr Gesicht abseits einer Brandnarbe noch immer makellos. Zumal man sich fragen könnte, ob in den 2040er Jahren die plastische Chirurgie nicht ohnehin nochmal einen Sprung nach vorne macht. Aber das nur so am Rande. Klar, etwas albern ist das schon, sich so virtuelle zu verlieben und Spielberg sieht auch darin erstaunlicherweise nichts Gefährliches. Auf der anderen Seite versucht der Film damit ein Plädoyer für das „wahre Leben“ abseits des Monitors zu sprechen. Gelingt eben dadurch, daß der Fokus innerhalb der Geschichte doch anders gelegt ist, auch eher so semi-gut.
Nun, neben den inhaltlichen Problemen, die Ready Player One auch eindeutig hat, ist natürlich die Frage, ob das Werk als Unterhaltungsprodukt funktioniert. Und auch da muss man ernüchternd feststellen, daß Spielberg es hier nicht schafft, eine wirklich straffe Geschichte zu erzählen. Es verwundert, daß ein Film, dessen Plot auf einen Zettel passt, eine Laufzeit von etwa 140 Minuten hat. Da läuft doch irgendwas falsch und dann ist die Frage, was. Es ist das Worldbuildung und das Aufhalten mit Trivialem. Denn ja, auch in Videospielen werden am laufenden Band Trivialitäten abgesondert. Nun hat man aber in einem Spiel noch die Möglichkeit der freien Entscheidung, welchen Pfad man selber einschlägt. Das ist in einem Film aber ganz anders und so langweilt man sich dann doch recht schnell, wenn man keinen Sinn für diese Art von unnützem Wissen oder Querverweisen auf Spielmechaniken hat. Habe ich nicht, fertig. Ready Player One hätte von daher noch einmal deutlich kürzer geraten müssen, um auch das Tempo des Anfangs zu halten.
Die Hommage an die Vergangenheit und an das Medium Videospiel gelingen in Ready Player One nur mäßig. Der Film ist zu lang, für so wenig Inhalt und wird mitunter sogar recht seltsam. Ja, es gibt schlimmeres und einige Gedanken sind nicht grundlegend falsch. Doch am Ende des Tages findet man da hauptsächlich gähnende Leere vor sich.
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