Bewertung: 3 / 5
J. J. Abrams ist kein Visionär, sondern ein talentierter Handwerker. Das machte ihn zu einer guten Wahl für den Neustart von Star Wars mit Episode 7: nach den ambitionierten, aber in der Ausführung gründlich verkorksten Prequels war solide Hausmannskost genau das richtige, um den Sternenkrieg einer neuen Generation zugänglich zu machen. Anschließend führte Rian Johnson die Serien mit The Last Jedi zu einem Höhepunkt, indem er erstaunlich konsequent sein eigenes Ding durchzog und die Erwartungen von Fan geflissentlich ignorierte, was ihm nicht nur Freunde einbrachte. Nachdem der ursprünglich für den letzten Teil vorgesehene Colin Trevorrow wieder vom Regieposten entfernt worden war, musste Abrams erneut ran – und eine Serie zu Ende zu bringen ist offenbar weniger sein Ding als sie zu starten.
The Rise of Skywalker beginnt mit seinem Tiefpunkt. Der obligatorische Eröffnungstext informiert uns dass Palpatine wieder da und Kylo Ren auf der suche nach ihm ist. Ein paar Minuten später hat er dann schon eine Gruppe unidentifizierter Gegner getötet, einen MacGuffin eingesammelt, Snokes (komplett uninteressante) Hintergrundgeschichte erfahren, den Imperator konfrontiert und eine Allianz mit ihm eingegangen. Ebenso schnell erfahren wir das die Rebellen einen Spion haben, Palpatines Plan kennen und bekommen zwei weitere Actionszenen (eine im Falcon, eine am Boden, wo Rey trainiert) serviert. Es passiert in kürzester Zeit gleichzeitig zu viel und zu wenig, man kann sich des Eindrucks nicht erwähnen dass Abrams nicht wirklich mit Episode 8 zufrieden war und die Geschichte so schnell wie möglich auf seine eigene Vision hinbiegen will, egal ob es Sinn macht oder nicht.
Trailer zu Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers
Hat man den Start überstanden, wird der Film glücklicherweise langsam aber sicher besser, auch wenn der Hauptplot zunächst nur die Jagt nach einem zweiten MacGuffin ist. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt nach wie vor, Landos Auftritt ist purer Fanservice aber funktioniert und der obligatorische Wüstenplanet und die folgende verschneite Stadt sind ansehnlich in Szene gesetzt. Das der üblicherweise nur als Witzfigur genutzte C3PO eine echte Rolle spielen und für ein bisschen Pathos sorgen darf, ist dem Film ebenfalls positiv anzurechnen.
Die erste richtige Konfrontation zwischen Kylo und Rey ist dabei zwiespältig: die Inszenierung ist exzellent und der Film schafft es, echte Spannung zwischen den beiden aufzubauen. Das Problem ist, dass die Filmemacher es in Hinsicht auf Reys Herkunft sowohl Fans der Enthüllung aus Episode 8 als auch den davon Enttäuschten recht machen wollen und sich dabei zwischen alle Stühle setzen. Das Endergebnis fällt dann unter „Hätte schlimmer kommen können“, aber wirklich befriedigend ist es auch nicht. Nichtsdesdotrotz ist die Kylo/Rey - Dynamik einer der besseren Aspekte des Films, genauso wie die Kameradschaft im Heldenteam, dass diesmal die meiste Zeit zusammen bleiben darf. Ein paar holprige Dialoge stören da nur wenig.
Mit zunehmender Laufzeit nehmen dann auch die Referenzen auf die vorhergehenden Filme zu: Die Hauptdarsteller wandern durch die Ruinen des zweiten Todessterns, Kylo wird erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert, Palpatine darf wieder mit Blitzen werfen und ein wichtiges Technodings muss zerstört werden, um die Superwaffe aufzuhalten. Es ist klassischer J. J. Abrams: Nicht originell, aber gut gemacht.
Das größte Problem des Films ist dabei das Pacing: Nach der absurden Eröffnung fängt er sich wieder, aber das Erzähltempo bleibt zu hoch, so als wäre hier ein wesentlich längerer Film auf ein blockbusterfreundliches Format zurecht gestutzt worden. Dies führt dann dazu, dass viele Plotwenden keine Atemzeit haben. Rey will Lukes Lichtschwert nicht tragen, weil sie nicht würdig ist...in der nächsten Szene nimmt sie es dann doch. Chewbacca stirbt...aber in der nächsten Szene erfahren wir, das er doch noch lebt. Hux wird als der Verräter enhüllt...und stirbt in der nächsten Szene. Der Film scheint Angst davor zu haben, irgendetwas kontroverses zu machen, also werden alle Überraschungen schnell wieder kaschiert. Ob Disney den Filmemachern keine kreative Freiheit gegeben hat oder diese einfach nicht den Mumm hatten sie zu nutzen bleibt offen.
Das Endergebnis ist ein unterhaltsames, aber frustrierendes Werk. Ein Film der großes Kino sein will, aber sich vor den dafür notwendigen harten Entscheidungen scheut. Episode 9 ist am besten, wenn er einfach nur klassisches Star Wars imitiert. Aber für den Abschluss einer neunteiligen Serie ist das ein bisschen wenig.