Bewertung: 4 / 5
Erik (Jürgen Vogel) hat eigentlich in einem idyllischen Dörfchen einen schönen Platz und eine nette Freundin (Petra Schmidt-Schaller) mit einer kleinen Tochter (Helena Schoenfelder) gefunden, um neu anzufangen. Doch die Vergangenheit holt ihn wieder ein, und zwar leibhaftig! Denn eine finstere Gestalt (Moritz Bleibtreu) rückt immer näher und drängt sich in sein friedliches Leben, ein Leben, dass sein Verfolger als Lüge bezeichnet. Ist Erik verrückt oder in einem Alptraum gefangen? Oder hat sein Verfolger, der sich Henry nennt, recht...?
Noch-Newcomer Maximilian Erlenwein (Schwerkraft) bringt mit Stereo einen spannenden, fast Lynch-artigen Mysterythriller auf die Leinwand, der für die deutsche Filmlandschaft wahrlich erfrischend wirkt - sieht man so etwas mittlerweile doch neben reihenweise deutscher Komödien oder ab und an einem Historienschinken höchst selten im Kino. Wir würden uns wünschen, dass mehr deutsche neue Filmemacher mit solchen Artkino-Thrillern auf die große Leinwand dürfen.
Trailer zu Stereo
Jürgen Vogel (Ostwind - Grenzenlos frei) ist in der Rolle des Bikers mit Herz aber auch rauer Schlagkraft passend besetzt, keine große Herausforderung für ihn, solche Rollen kann er und macht sich wie üblich gut darin. Ungewöhnlicher ist der Part von Moritz Bleibtreu (Nicht mein Tag) als finsterer Geselle in Stereo, man braucht etwas länger, bis man ihm diese Rolle wirklich abnimmt. Die Wendung im Film sorgt allerdings dafür, dass sich die überzogen wirkende Art auch rechtfertigen lässt. Auch die anderen Darsteller machen ihre Sache gut, doch da sich der Film hauptsächlich um das Duo Vogel und Bleibtreu dreht, bekommen sie nicht viel Raum, um groß zu glänzen.
Der Bildstil von Stereo ist schön düster gehalten, die Musik untermalt mit passend finsteren Klängen den sich langsam steigernden Thrill der Story. Manche Figur der Bösewichtfront um Oberschurke Keitel (Georg Friedrich) herum wie auch dieser selbst wirkt etwas zu künstlich auf böse gemacht, aber das stört nicht allzu sehr und man vergisst dies im Lauf des Films, zumal sich vieles symbolisch deuten lässt. Neben skurrilen Bildern scheut sich Erlenwein auch nicht, manch fiese Szene zu zeigen, ohne dass es dabei gewollt wirkt, sondern den Thrill noch mehr unter die Haut gehen lässt.
Stereo, wozu Erlenwein auch das Drehbuch schrieb, eröffnet mehr als eine Deutungsmöglichkeit, dennoch kann man den Film auch genau mit der Ebene sehen und für sich stehen lassen, die gezeigt wird. Der Grundplot, seiner Vergangenheit nicht entfliehen zu können, ist zwar nicht neu, aber mit neuen Ideen erfrischend anders inszeniert als üblich und darum sehenswert, auch wenn manches vorhersehbar ist. Die Art, wie es dann inszeniert wird, macht auch das Vorhersehbare spannend.
Die Wendung nach zwei Dritteln des rund 90 minütigen Films und auch das Ende sind dramaturgisch gut gemacht und machen Stereo wahrlich zu einer kleinen deutschen Filmperle, die man sich nicht entgehen lassen sollte - auch wenn sie tief schwarz ist. Erlenwein ist ein Regisseur, dessen Arbeit man durchaus im Auge behalten sollte.