Bewertung: 5 / 5
Ich habe lange überlegt, ob ich aus „The Evil Dead“ eine
Kritiken-Reihe mache, oder ob ich es bei der Kritik des genialen Originals
belasse. Nun, ihr seht wohin meine Überlegungen mich geführt haben: Ich werde
Sam Raimis Kult-Reihe komplett rezensieren, einfach weil sie es verdient. Ich
widme mich also heute dem zweiten Teil der Reihe „Evil Dead II“ aus dem Jahr
1987.
[b][u]Inhalt:[/u][/b]
Der Film beginnt mit einer remake-artigen Zusammenfassung
der Geschehnisse aus dem ersten Teil. Dabei wird die Geschichte aber insoweit
abgewandelt, dass Ash (Bruce Campbell) und seine Freundin Linda (Denise Bixler)
alleine auf der Hütte sind. Die anderen Figuren aus dem Original kommen hier
nicht mehr vor. Anschließend wird Ash selbst von den Dämonen besessen, die er
unabsichtlich gerufen hatte. Das Sonnenlicht verhindert jedoch eine
vollständige Besessenheit und verjagt die Dämonen. Ash versucht im Schutz des
Tageslichts zu fliehen, doch die Brücke, welche die Hütte mit der Außenwelt
verbindet ist zerstört. Ash ist gezwungen in die Hütte zurückzukehren, in der
alles Begann und sich erneut dem Bösen zu stellen. Als dann noch die Tochter
des Professors Annie (Sarah Berry) und ihr Freund Jake (Dan Hicks), sowie
Bobbie Joe (Kassie DePavia) und ihr Freund Ed (Richard Domeier) an der Hütte erscheinen,
scheinen sich die Ereignisse zu wiederholen.
[b][u]Kritik:[/u][/b]
Evil Dead II beginnt mit einem äußerst sonderbaren Anfang.
Kenner des Originals kennen die Handlung und wähnen sich hier in ein Remake
versetzt. Doch der Werdegang dieses merkwürdigen Beginns ist verständlich. Aus
rechtlichen Gründen durfte das Material des Originals nicht einfach verwendet
werden und da die meisten Darsteller aus dem Original nicht zur Verfügung
standen, entschied sich Raimi, die Rekapitulation des ersten Filmes neu zu drehen.
Dabei werden verschiedene Elemente verwendet, die an das Original erinnern,
wodurch der Eindruck entstand es handele sich um ein Remake. Hier ist es Raimi
jedoch gelungen in den anfänglichen sieben Minuten die Handlung des ersten
Filmes noch einmal auf seine Quintessenz zurückzuführen und in den zweiten zu
übertragen. Jedoch stark begrenzt auf die nur zwei Figuren, die für die
Geschichte des Filmes zentral waren, nämlich Ash und Linda. Widmen wir uns nun
also zunächst den Figuren des zweiten Filmes.
[b]Figuren:[/b]
[b] [/b]
[i]Bruce Campbell[/i]
darf erneut den einzigen Überlebenden des Originals verkörpern und spielt den [i]Ash[/i]. Er macht seine Sache wieder sehr
gut und überzeugt durch sein mitunter an Overacting grenzendes Spiel. Sehr
lustig wird es hier vor allem, wenn er im Kampf mit seiner Hand komplett
alleine die Szenerie ausfüllt. Es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen, wie er
sich selbst verprügelt und durch die Hütte zerrt. Campbell glänzt hier durch
seine übertriebene, selbstironische Darstellung und hat die Lacher klar auf
seiner Seite. Nach solcherlei Darstellungen ist Ash nicht umsonst noch heute
Kultfigur desHorrorkinos. Unvergessen ist auch heute noch die Szene, in der er
sich die Kettensäge zur Handprothese umfunktioniert und so mit Kettensägenhand
und Schrotflinte die Hütte betritt. Diese Darstellung entspricht dem Bild, das
der Fan bis jetzt von Ash hat. Perfekt auch seine Wandlung zum nahezu
Wahnsinnigen, welche Campbell problemlos darstellt.
[i]Sarah[/i] [i]Berry[/i] verkörpert die neue zentrale
Frauenfigur, die Tochter des Professors [i]Annie[/i].
Die junge Frau, die zu Beginne direkt aus der Serie Dallas stammen könnte und
der man ihre Abstammung aus relativ gutem Hause ansieht, hat auf einer
Forschungsreise die fehlenden Seiten des Necronomicon gefunden, mit denen man
nach ihren Angaben ein Portal in andere Welten öffnen könne. Sie hält Ash
zunächst für den Mörder ihres Vaters und lässt ihn im Keller einsperren. Das
resolute und doch zurückhaltende Spiel funktioniert und die Figur bleibt im
Rahmen ihrer Möglichkeiten absolut glaubhaft.
[i]Richard Domeiers[/i]
Darstellung des [i]Ed[/i] erinnert im Grunde
vor allem an den Archetyp des aggressiven Hillbillies, wie man ihn heutzutage
aus verschiedensten Filmen des Hinterwälder-Horrors kennt. Der Mann handelt,
bevor er groß nachdenkt und tritt zunächst recht großspurig auf. In der
Konfrontation mit Henrietta und „Dem Bösen“ zeigt er jedoch die Angst und verliert
fast die Nerven. Das Spiel ist überzeugend und funktioniert im Kontext dieses
kammerspielartigen Filmes gut.
[i]Dan[/i] [i]Hicks[/i] als [i]Jake[/i] und [i]Kassie DePaiva[/i]
als [i]Bobby Joe[/i] bleiben insgesamt eher
blass und spielen jeweils eher Stichwortgeber. Als letzte recht wichtige
„Nebenfigur“ wäre noch [i]Ted[/i] [i]Raimi[/i], Sam Raimis Bruder in der Rolle
der [i]Henrietta[/i] zu nennen. Die Figur,
die die meiste Zeit als Zombie auftritt und im Keller der Hütte begraben war,
ist die Mutter von Annie und war die Frau des Professors, der sie mittels des
Necronomicon unbeabsichtigt besessen machte und gezwungen war sie zu töten.
Übertrieben und bösartig gespielt bleibt diese untote Frau im Gedächtnis und
stellt eine großartige Leistung Raimis dar. Zudem bildet die Geschichte um den
Professor und seine Frau einen Spiegel zu der Geschichte von Ash und Linda, die
ähnlich verlief. Hier kann jedoch der Professor seine Frau nicht gänzlich
vernichten und so fällt diese Aufgabe letztlich auch Ash zu, der im
übertragenen Sinne den Erlöser gibt.
[b]Die Effekte:[/b]
[b] [/b]
Im Vergleich zum Original haben sich die Effekte aufgrund
des höheren Budgets zum Teil sehr verbessert. Die Make-Up-Effekte sind
weiterhin auf höchstem Niveau und funktionieren perfekt. Mit sehr viel
Einfallsreichtum und Liebe zum Detail wurden hier alle Arten von Verletzungen
und ähnlichem dem Genre angemessen hergestellt.
Die Splatter-Effekte sind auch weiterhin im Grunde dem
Genrestandard zuzuordnen. Sie wurden hervorragend umgesetzt und wirken sehr
professionell gemacht. Auch hier gibt es nichts zu meckern.
Im zweiten Evil Dead wird sehr viel stärker mit Masken
gearbeitet. Die Untoten bekommen jetzt unheimliche und doch komische
verunstaltete Fratzen, welche mit Latexmasken humorvoll und genial umgesetzt
wurden. Heute wirken diese Effekte vielleicht eher befremdlich, doch durch die
detailverliebte und sorgfältige Umsetzung passen die Masken absolut in den
Kontext des Filmes und fügen sich in die Darstellung gut ein.
Ein Novum des zweiten Evil Dead sind die zum Teil recht
ausgefeilten Stop-Motion-Effekte, die an verschiedenen Stellen eingesetzt
werden. Wenn die besessene kopflose Leiche Lindas durch den Wald tanzt, dann
hat das etwas befremdlich Faszinierendes. Dieser morbide Tanz der Toten,
effektvoll mit der tollen Stop-Motion-Technik eingefangen überzeugt und schafft
zugleich ebenfalls eine Komik von schwärzestem Humor.
___
Die Kameraführung des Filmes ist erneut einfallsreich und
überaus effektvoll. Raimi gelingt es erneut eine Inszenierung zu schaffen, die
perfekt die Stimmungen des Filmes vermittelt. Durch die immer wieder genutzten
Aufnahmen in beschleunigtem Tempo oder die bizarren Kamerawinkel wird die
düster-komische Atmosphäre wunderbar eingefangen und grandios mit Bildern
versehen. Dieser Art von bildlicher Darstellung ist ein Großteil des enormen
Charmes zuzuschreiben, den der Film versprüht und sie beweist erneut Ramis
großes Talent als Regisseur sowie sein Gespür für gelungene Einstellungen.
Der Film ist auf vielerlei Weise natürlich weit plakativer
als das Original und arbeitet mit dem bereits damals entstandenen Kultfaktor
des ersten Filmes. Aber genau deshalb funktioniert der Film als Fortsetzung
ebenso gut wie sein Vorgänger. Ash wird nach und nach zum großen Helden des
Filmes stilisiert, da er das Böse bereits kennt und weiß wie man sich
verteidigt. Die Entwicklungen des ersten Filmes sind an dieser Figur nicht
vorübergegangen, sondern sie haben ihn zu dem gemacht, was er im zweiten Film
ist. Durch das gekonnte Nutzen des Kultpotenzials wurden so ikonische Szenen
wie der bereits Auftritt Ashs mit Kettensägenhand und Schrotflinte überhaupt
erst möglich und der Ideenreichtum Raimis überrascht hier erneut.
Die Story ist zwar erneut praktisch nicht vorhanden, jedoch
steht auch hier weniger die Geschichte als vielmehr die tolle Art der
bildlichen Umsetzung im Vordergrund. Wenn der Film mit grandiosen Einfällen um
sich wirft, dann braucht der Zuschauer die sonderbare Hintergrundhandlung um
das Necronomicon und seine Effekte eigentlich nur als Alibi für den folgenden
Splatter-Spaß.
[b][u]Fazit:[/u][/b]
Evil Dead II bietet vieles von dem aus dem ersten Film
gewohnten und noch sehr viel mehr. Er bietet stärker überzeichneten Splatter,
sehr viel direkteren Humor und vor allem mehr Ash. Die überzeugenden und
einfallsreichen Effekte und Ideen machen den Film zu einem Fest für jeden
Fun-Splatter oder Horror-Fan. Grandiose Inszenierung ist hier gepaart mit
hervorragenden Einfällen und geschickter Nutzung von unterschiedlichsten
Techniken der filmischen Darstellung.
Ramis zweiter Streich bekommt von mir dementsprechend
[b][u]10/10 Hüt(t)en,[/u][/b]
weil er dem Zuschauer all das
bietet, was er sich von einem Evil Dead erwartet und darüber hinaus noch sehr
viel mehr, was er eben nicht erwarten würde.
Tanz der Teufel 2 Bewertung