Bewertung: 2.5 / 5
Terminator ist eines dieser Franchises, die mir besonders am Herzen liegen, da ich mit Terminator quasi aufgewachsen bin, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich durfte als Kind natürlich nie T1 und T2 schauen, habe aber heimlich zugeschaut, ohne das Wissen meiner Brüder. Das Ende vom Lied waren Alpträume vom Terminator über Jahre hinweg. Irgendwann war ich alt genug und schaute ihn mir wieder an, da waren dann die Alpträume weg, mehr noch: Seitdem liebe ich Alpträume und genieße sie wie einen Film auf der Leinwand. Insofern hat Terminator mich im wahrsten Sinne des Wortes geprägt und gegen den Schrecken von Alpträumen immunisiert. Terminator 2 ist seit jeher einer meiner absoluten Lieblingsfilme, insofern ist mein Anspruch ein einen Terminator-Film auch entsprechend hoch, erst recht, wenn Cameron sich zurückmeldet und Terminator 3 rebootet, wenn auch nur als Produzent. Sein und Millers Ziel: Nichts Geringeres als die beste und würdigste Fortsetzung zu Terminator 1 & 2 zu produzieren und die Teile 3 bis 5 zu ignorieren. Ob hinter den Worten Wahrheit steckt, darauf gehe ich in meiner folgenden Review nun ein.
ACHTUNG: SPOILER! SPOILER! SPOILER!
Trailer zu Terminator - Dark Fate
Story (MASSIVE SPOILER)
Dark Fate beginnt ziemlich flott und setzt direkt nach den Ereignissen von Terminator 2 an. Der Anfang, also die kurze Darstellung des Zukunftskrieges mit den Maschinen, beginnt ziemlich gut und atmosphärisch. Dann kommt direkt die Überleitung zu Sarah und John Conner und direkt ein großer Schock: John Connor wird von einem weiteren durch die Zeit geschickten T-800 getötet. Einfach so. Für mich stellte sich hier gleich die Frage: Wozu haben wir Zuschauer uns dann eigentlich mit Spannung durch die beiden Vorgänger geschwitzt, wenn alles am Ende doch vergeblich war? Da jedoch der Krieg mit Skynet abgewendet wurde, indem Cyberdyne in T2 zerstört wurde, ist John’s Leben anscheinend nicht mehr wichtig. Das ist für mich der erste große Bruch mit den beiden unglaublichen T1 & T2 und für mich ein No-Go. An dieser Stelle musste ich mir noch mehr die Frage stellen: Steht da wirklich James Cameron als Produzent dahinter? Da wird mal kurzerhand auf seine beiden alten Filme und John Connor geschissen. Und sogleich folgt der Schwenk in die Zukunft, nach Mexiko. Neue Roboter kommen aus der Zukunft, ein Supermensch als Beschützer (Kyle Reese gepaart mit Neo = Superheldin?) und ein neuartiger böser Roboter, der eine Mexikanerin töten will. Den Grund erfahren wir erst später, nur soviel: Es ist sehr vorhersehbar. Ab hier fühlt sich Dark Fate wie eine totale Wiederholung von T1 und T2 an, nur in viel schlechterer Qualität. Ab da will ich nicht mehr groß auf die Story eingehen, nur soviel, dass Dark Fate zwar eine Fortsetzung ist, aber eigentlich mehr ein Reboot von T 1 & 2 ist. Zum einen, weil die böse KI der Zukunft nicht mehr Skynet, sondern Legion heißt und weil die Anführerin der Zukunft nicht mehr John Connor sondern Dani Ramos heißt. Aus alt macht neu. Skynet ist tot, lang lebe Legion. Und DAS war es, was Cameron uns anstatt des mehr als guten Terminator 3 aus 2003 geben wollte? Einen Reboot? Dann doch viel lieber eine Fortsetzung wie Terminator 3 aus 2003, der zwar kopiert hat, aber die Geschichte trotzdem fortgesetzt hat, ohne sie über den Haufen zu werfen, um neue Protagonisten mit dem Holzhammer einzuführen.
Kurzer Zeitsprung: Terminator 3 (2003)
Terminator 3 hat natürlich niemals die hohe Qualität eines T1 und T2 erreicht, aber er ist in meinen Augen in vielerlei Hinsicht ein toller Actionfilm und eine dennoch tolle Terminator-Fortsetzung. Die Gründe dafür sind für mich:
1. T3 bringt eine Menge handgemachter Actionszenen mit sich, die hochwertig wirken, ganz im Gegensatz zu Dark Fate, wo man klar die CGI-Herkunft fast aller Szenen sofort sehen kann. Im alten T3 wirkt einfach alles noch sehr viel wertiger und weniger austauschbar.
2. T3 versucht nicht, T1 und T2 zu rebooten, sondern führt die Story um John Connor fort. Klar, er läuft ziemlich ähnlich ab wie T2, aber er bringt auch viel neues mit sich, z. B. das konsequente Ende mit dem Beginn des Nuklearkriegs, der letztendlich doch nur verzögert statt aufgehalten wurde. Und weiterhin versucht er nicht, alte Sprüche wie „Ich komme wieder“ zu melken, sondern hat tatsächlich einige neue tolle Sprüche mitgebracht, wie z. B. „Sprich zu der Hand“ oder „Entspann dich!“ und noch einige mehr, über die ich heute noch lachen kann.
3. Der TX, verkörpert von Kristanna Loken, hat sich einfach gefährlicher und bedrohlicher angefühlt alst der neue Gabriel Luna-Terminator, der total austauschbar wirkt, obwohl er so viel fortschrittlicher ist.
4. Es gab sogar in Terminator 3 wieder ein paar spannende Thriller- und Horrormomente, vor allem ab dem Moment, wo Skynet eingeschaltet wird und wo John und Kate durch den Partikelbeschleuniger fliehen. Da bekomme ich immer wieder ein wenig Bammel, wie der TX ihnen auf den Fersen ist. Dark Fate schaffte es zu keinem Zeitpunkt, mir Angst einzuflößen. Der ist nur noch auf reine Actionballerei aus.
Um die Story von Dark Fate in wenigen Sätzen zu beschreiben: T 1 & T2 und sogar T3 hatten noch gute Geschichten zu erzählen, doch Dark Fate will keine richtige Geschichte erzählen, denn er hetzt praktisch von einer Actionszene in die nächste und nimmt sich kaum Zeit für die neuen Charaktere. Gute Dialoge sind ebenso schwer auzumachen, ganz im Gegensatz zu Terminator 2, wo man einfach alle Figuren, von John über Sarah über den T-800 und sogar Miles Dyson und seine Familie, obowohl nur Randfiguren, ins Herz schließt und am Ende sogar Tränen vergießt, als der T-800 sich selbst mit Sarahs Hilfe terminiert. Emotionen sind bei Dark Fate leider nicht vorhanden. Ich will mit den Charakteren mitfühlen, ich will sie ins Herz schließen, aber ohne gute und emotionale Dialoge und entsprechende Tiefe bei der Darstellung geht das einfach nicht.
Auch auf Arnolds neuen T-800 möchte ich noch kurz eingehen: Sein T-800 war ja mehr als lächerlich. Damals in T2 / T3 wurde erläutert, ein Terminator würde sich abschalten, wenn er seine Mission erfüllt hätte. Logisch eigentlich für eine programmierte KI im Rahmen ihrer Parameter ohne echte Gefühle. Der „neue“ T-800 wurde niemals umprogrammiert und die CPU wurde auch niemals entfernt, sodass die Selbstlern-Algorithmen niemals aktiviert wurden, wie noch beim guten T-800 aus T2. Wie also soll eine Killermaschine plötzlich das „Bedürfnis“ entwicklen, menschlicher zu werden und eine Familie zu gründen / zu beschützen, ohne Auftrag oder Programmierung? Dazu wirkte der neue T-800 mir einfach zu menschlich. Man stelle sich den T-800 aus T1 vor, wie er nach der Tötung von Sarah versuchen würde, Gutes zu tun und anfängt, den Menschen zu helfen. Wozu war der Lernchip in T2 beim T-800 noch mal da und wozu musste er erst mühselig eingeschaltet werden? Also nee, nicht wirklich gut.
Wo wir gerade bei der zu starken „Menschlichkeit“ beim T-800 sind: Der neue böse Terminator, dessen Bezeichnung mir sogar schon entfallen ist, war mir auch viel zu menschlich und fühlte sich trotz seiner Fortschrittlichkeit niemals auch nur annähernd so bedrohlich, tödlich und kaltherzig an wie der T-800 aus T1 oder der T-1000 aus T2. Es mag aus der Sicht von Skynet... pardon... Legion, logisch sein, einen Terminator möglichst menschlich zu machen, um ihn effektiver werden zu lassen, aber aus der Sicht des Zuschauers ist das dennoch die falsche Entwicklung, da dadurch auch die Unbarmherzigkeit und kalte Berechenbarkeit einer Maschine ohne Gefühle kaum mehr zur Geltung kommt, wodurch auch der Horroranteil und die Angst flöten geht, die ich noch bei T1, T2 und sogar T3 und T4 empfunden habe. Bei T3 bekomme ich auch heute immer noch etwas Bammel, wenn der TX ab dem Partikelbeschleuniger hinter John und Kate her ist. Beängstigend. Ganz zu schweigen vom T-1000 oder dem T-800 in T1, wenn Sarah und Kyle am Ende vor der nackten Maschine fliehen. Der neue Terminator von Dark Fate wirkt da einfach sehr generisch und austauschbar und kommtmir vor wie jeder x-beliebige Gegner eines anderen Actionstreifens, nur mit mehr Power.
Auch der Humor in Dark Fate wurde leider nur von T2 abgekupfert. Immer derselbe Witz zieht am Ende auch irgendwann nicht mehr. „Ich komme wieder“, nur dieses Mal ausgesprochen von Sarah Connor, dann von Arnie „Ich komme NICHT wieder“. Oh bitte... Peinlich... Auch hier muss ich Terminator 3 von 2003 nochmals loben, denn dieser hat wenigsten NEUE Witze erschaffen, und das ist sogar gelungen mit „Sprich zu der Hand“ oder „Entspann dich!“ oder einigen anderen Witzen.
Kommen wir nun zu einem weiteren wichtigen Aspekt: Actionszenen:
Diese sind in Dark Fate leider oftmals unübersichtlich und hektisch, ganz im Gegensatz zu den toll geschnittenen Actionszenen aus Terminator 2 und 3. Auch wurde es zum Ende hin massiv übertrieben mit dem Flugzeug, dem Fahrzeug im freien Fall, dem Fallschirm und dem Kampf am Hoover-Staudamm. Extrem viel 08/15-CGI-Effekte, schnelle Schnitte und unübersichtliche Aufnahmen. Auch hier wurde viel Potential verschenkt. Auch hier hat der 2003er Terminator 3 mit seinen übersichtlichen Actionszenen eindeutig die Nase vorn, die zudem auch zu großen Teilen noch handgemacht sind, was man definitiv merkt. Dark Fate’s Actionszenen wirken austauschbar und generisch, eben typisch CGI over the top und Tage später nicht mehr der Rede wert.
Nutzen wir das Stichwort doch mal zur Überleitung: Die CGI-Effekte wirkten allesamt solide, aber niemals so gut, dass ich das Gefühl gehabt hätte, dass das, was sich da auf der Leinwand abspielt, tatsächlich echt sein könnte.
Kommen wir nun noch zu einem weiteren sehr weichtigen Element: Musik:
Bei Dark Fate wurde überwiegend Orchestermusik eingesetzt. Wie schön Orchestermusik auch sein mag und kann, bei Terminator ist diese einfach fehl am Platze. Terminator 1 und vor allem Terminator 2 haben vorgemacht, welche Art musik die perfekte für einen Terminator-Film ist. Elektronik-Musik und Alternativ-Musik (Stichwort Stahlwerk am Ende von T2, wo die Musik aus echten Geräuschen besteht, gepaart mit minimalistischen Musikinstrument-Einlagen oder eben Elektronik). Die Musik von T2 kommt viel minimalistischer daher, trifft aber immer den Kern der Szenen und Emotionen und erzeugt die perfekte Atmosphäre und rundet jede einzelne der bereits grandiosen Szenen noch weiter ab. Dark Fate setzt mit Orchester-Musik meiner Meinung nach auf das falsche Pferd. Das wirkt immer so gewollt episch und oftmals auch austauschbar und generisch. Schade, aber hier hat Dark Fate leider ebenfalls für mich versagt.
Und damit möchte ich an dieser Stelle auch mein Fazit ziehen:
Am Ende bleibt Dark Fate ein guter Action-Sci-Fi-Film, der durchaus eine Menge Spaß macht, wenn man ihn als beliebigen Sci-Fi-Actionfilm betrachtet. Als Teil des Terminator-Franchises und als direkte und neue Fortsetzung zu Terminator 2 ist er jedoch maximal solide und definitiv nicht besser, ja sogar um einiges schlechter als die bereits existierende Fortsetzung „T3: Rebellion der Maschinen“ aus 2003, den ich auch heute noch als die beste Fortsetzung nach T1 & T2 ansehe. Als Actionfilm würde ich Dark Fate sogar noch 8/10 Punkte für den hohen Spaßfaktor und die Rasanz geben, die er an den Tag legt. Aber am Ende ist es ist nunmal ein Terminator-Film, der sich zudem das Ziel gesetzt hat, in bester Manier an T2 anzuknüpfen, und an genau der Stelle versagt er für mich fast auf ganzer Linie. Aktuell habe ich jedenfalls nichtmal das Bedürfnis, ihn nochmal zu schauen, was echt schade ist.
Von mir gibt es daher für Dark Fate nur mittelmäßige
5/10 Punkte – Geringer Wiederschauwert