
Bewertung: 4 / 5
(Spoiler) Es ist gar nicht so leicht zu sagen, ob die Ausgangsposition für die Last of Us Serie nun eine leichte, oder eine schwere war. Einerseits vielleicht leicht, eben weil die Vorlage so gut war und man das Rad nicht neu erfinden müsste, um es auf die Leinwand zu bringen. Andererseits...eben weil die Vorlage so gut war, sind die Erwartungen auch entsprechend hoch.
Aus meiner Sicht ist die Serie ausgezeichnet gestartet. Die erste Folge bringt beispielsweise den Dialog-Stil des Spiels sehr gut rüber, der letztlich auch die Figuren so bereichert. Hinzu kamen ein paar Kamera-Fahrten, bei denen man sich am "Medium Videospiel" orientiert hat (z.B. im Auto). Zusätzlich fand ich persönlich das ganze Ausbruchs-Szenario einfach wahnsinnig spannend. Und natürlich allen voran der Prolog mit John Hannah und Josh Brener in der Retro-Talkshow, in der in jahrzehntelanger Voraussicht solch ein Zombie-Szenario bereits angekündigt wurde.
(Ich hätte mir gewünscht, dass bei jeder Folge so eine kurze Sequenz als Goodie am Anfang ist. Leider hört es damit recht schnell wieder auf...)
Generell bin ich ziemlich begeistert von der Durchdachtheit des Cordyceps-Ausbruchs. Hierfür hat die Serie leichte Abwandlungen vorgenommen. Einerseits, indem kleinere Szenen hinzugefügt wurden. Andererseits, in dem man sich von der Idee der frei umherfliegenden Sporen getrennt hat. Der Hinweis im Prolog mit "Was, wenn sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten drastisch ändert und sich der Pilz anpassen muss?" ist eine drückende Brücke zur Situation des Klimawandels, in der wir uns nun mal ganz real befinden. Hinzu kommt, dass man geschaut hat, wie sich die Pilze überhaupt verbreiten konnten - durch globalisiertes, kontaminiertes Getreide/Mehl, so wie sich Pilze auch in echt ausbreiten könnten. Und zu guter Letzt sind es am Ende die Fasern des Pilzes, welche die Körperfunktionen übernehmen, und daher erklären, wie jemand "untot" umherlaufen kann. Klar bleibt das alles Fantasie. Aber eine, wo man doch irgendwie das Gefühl hat "Fuck...das könnte echt passieren". Vielleicht ein bisschen, wie beim originalen Jurassic Park, wo man auf Bernstein-Mücken und Frosch-DNA kam - seit dem glaubt vermutlich jeder, dass man aus Mücken einen Elefa...äh, Dino machen könnte.
Im weiteren Verlauf der Serie versucht sie, ihren Platz im Spannungsfeld des Vergleichs zur Videospiel-Vorlage zu finden. Für mich war es teilweise paradox, weil es Abschnitte gab, wo ich mehr von Joel und Ellie sehen wollte, weil die beiden das Spiel nun mal auszeichnen. Aber dann waren diese Abschnitte wiederum so nah am Spiel, dass ich wiederum das Gefühl hatte...naja, da kann ich auch das Spiel spielen.
Auf der anderen Seite sind vielleicht wirklich die Abschnitte am stärksten, wo die Serie eigene Wege geht. Das können kleinere Details wie die legendäre Kuss-Szene in Folge 2 sein. Oder aber größere Ausflüge, wie Folge 3, welche sich komplett auf 2 eigentlich absolut nebensächliche Figuren konzentriert und daraus ein progressives, tragisch-romantisches Kammerspiel macht, welches für Furore sorgte.
ABER! Dann gab es auch innerhalb dieser "Eigenen Wege" Momente, wo weder Cordyceps, noch Joel und Ellie eine große Rolle gespielt haben und wo ich das Gefühl hatte, dass es auch (peak) The Walking Dead sein könnte. Man könnte es also vielleicht fast abfällig ein wenig generisch nennen.
Zum Cast:
Pedro Pascal als Joel macht seine Sache meiner Meinung nach wirklich super. Vielleicht auch, weil die Figur...etwas leichter zu treffen ist? Also vor allem äußerlich.
Mit Bella Ramsey bin ich persönlich leider nicht sooo warm geworden. Die Art und Weise, wie sie Ellie spielt, finde ich dabei auch sehr gut getroffen! Sowohl im Spiel, aus auch in der Serie, ist sie als Charakter einfach gut geschrieben, weil es keine Mary Sue ist, sondern jemand mit ganz vielen Ecken und Kanten. Dieses "Rotznäsige" fängt Ramsey sehr gut ein. An der Stelle muss ich nur leider oberflächlich werden und sagen, dass ich Ramseys Gesicht sehr markant finde und sich das meiner Meinung nach ziemlich von der Videospiel-Ellie wegbewegt. Dabei kann ich auch durchaus die Perspektive sehen, bewusst jemanden zu nehmen, die nicht 1:1 das Spiel imitiert.
Und das wäre insgesamt auch der große Knackpunkt für mich, an der gesamten Serie:
Das größte Problem ist die Existenz des Videospiels.
Anders als z.B. bei Romanen wie Harry Potter, wo es bestenfalls eine sehr Comic-hafte Illustration auf dem Cover gab, war das Spiel (nicht nur) visuell absolut präzise - und mir persönlich fällt es nicht leicht, mich davon zu lösen.
Im Gegenzug denke ich, dass Leute, welche die Spiele eben NICHT gespielt haben, eben jenes Problem nicht haben werden. Ein Stück weit beneide ich sie, dass sie vollkommen unbefangen an die Sache herangehen können. Für sie ist dann alles neu, sowohl die tatsächlich neuen Szenen, als auch alles, was vom Spiel "kopiert" wurde.
Und dieses "persönliche Problem" soll den Eindruck auch gar nicht schmälern. Ich erkenne trotzdem die Leistung der Schauspieler, der Set-Designer und der Schreiberlinge an. Das alles ist durchgehend Top!
Trailer zu The Last of Us
