Bewertung: 4.5 / 5
Charlestown, ein Stadtteil von Boston der nicht wenige Kriminelle hervorgebracht haben soll. Von den Bewohnern als The Town bezeichnet, ist man gefangen in einem Milieu und waren die Eltern kriminell, geben sie das "Geschäft" üblicherweise an die Kinder weiter. Aus dieser Welt auszubrechen ist schwer bis gar nicht möglich. Das ist der Hintergrund für Ben Afflecks zweiten Kinofilm. Er selbst spielt Doug McRay, der mit seiner Gang regelmäßig Überfälle durchzieht. Die letzte Aktion war ein Banküberfall bei der Claire (Rebecca Hall) als Geisel genommen wird. Zwar wird sie unverletzt freigelassen, doch die Nachwirkungen bleiben und auch sonst hat der Überfall folgen. Das FBI ist hinter McRays Bande her. Während McRay weitere Überfälle plant und durchführt, will es der Zufall das er eine Beziehung mit Claire eingeht. Anfangs nur um sie auszuhorchen, was sie dem FBI erzählt hat, wird daraus bald Liebe. Doch das FBI ist unerbittlich hinter McRay her, vor allem der leitende Ermittler Adam Frawley (Jon Hamm). Die Schlinge zieht sich immer weiter zu, doch McRay will nicht mehr, er will aussteigen doch sein Auftraggeber lässt ihn nicht und so soll er ein letztes großes Ding drehen.
Man traut es Ben Affleck auf den ersten Blick gar nicht zu, solch einen Film zu drehen. Affleck, der sicher nicht für seine schauspielerischen Leistungen bekannt ist, zeigt mit The Town aber, wo seine echten Stärken liegen. Affleck hat ein erstaunliches Auge für Details und setzt sowohl mit vielen Dialogszenen als auch mit den Actionszenen Akzente. Dabei wird auch ersichtlich, dass er als sein eigener Boss sogar recht gut schauspielern kann, er muss nur die Chance dazu bekommen. Sicherlich ist das kein DiCaprio-Niveau, aber Affleck trägt den Film zusammen mit weiteren wirklich gut agierenden Darstellern. Sowohl Jon Hamm überzeugt auf ganzer Linie, als auch Rebecca Hall und auch Jeremy Renner weiß in seiner Art zu gefallen. Als Gesamtwerk kann man bei The Town soweit gehen und behaupten, es ist ein wenig wie ein inoffizieller Nachfolger vom Klassiker Heat. Besonders die Schusswechsel am Ende des Films erinnern extrem stark an diesen Film. Statt wie wild mit der Kamera rumzufuchteln, stellt Affleck die Szenen actionreich aber ruhig dar. Man merkt regelrecht, welche Macht die Schusswaffen haben und welche Folgen ein Treffer hätte. The Town hat dadurch einen besonders hohen Realismusfaktor. Mir hat das sehr gut gefallen, vor allem da Gewalt nie glorifiziert wird.
Wirkliche Kritik an The Town zu üben fällt schwer. Schade das die Langfassung nicht synchronisiert in Deutsch erhältlich ist, dort soll vor allem die Beziehung zwischen Doug und Claire noch besser ausgewarbeitet worden sein. Doch auch die Kinoversion ist schon sehr gut und mit 2 Stunden weder zu lang noch zu kurz. Das Tempo ist ruhig aber nicht langsam, Action gibt es genug und die Figuren kommen nicht zu kurz. Sicherlich ist die Story jetzt nicht wirklich neu, aber sie ist sehr gut umgesetzt und darauf kommt es an. Wenn man kritisieren will, dann höchstens, dass die Figuren alle sehr stark in ihren Rollen festhängen und so manch Klischee bedient wird. Das arme Opfer, der gute Anführer, das unkalkulierbare Risiko in der Bande... Wenn das noch gemacht worden wäre, dann hätte The Town die Höchstpunktzahl, so bleiben aber tolle 4,5 von 5 Hüten übrig.