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The Witch

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The Witch Kritik

The Witch Kritik

The Witch Kritik
0 Kommentare - 26.05.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Witch" ist.
The Witch

Bewertung: 3.5 / 5

Die Familie um die Eltern William (Ralph Ineson) und Katherine (Kate Dickie) führen ein religiöses Leben mit ihren fünf Kindern. Nahe dem Wald, an welchem sie leben, soll es eine sagenumwobene Hexe geben, die die Menschen immer wieder heimsucht. Daraufhin passieren plötzlich merkwürdige Dinge und als noch eines der Kinder verschwindet und ein anderes besessen zu sein scheint, werden die Zwillinge Jonas (Lucas Dawson) und Mercy (Ellie Grainger) der Schwester Thomasin (Anya Taylor-Joy) vor, eine Hexe zu sein.

Das Horrorgenre steckt in einer Krise, sagen die Einen. Viel zu abgestumpft und viel zu handzahm im direkten Bezug wirken die Probleme unserer Zeit, die auch im Hinblick darauf, daß sie durch etwaige Schocker beeindrucken wollen, immer weiter und neugedacht werden. Doch irgendwann, so scheint es, kann man nur noch damit beeindrucken, daß man Altbekanntes persifliert, wie es die Scream-Filme immer wieder taten. Dann wiederum gibt es die Werke, die sich aus ästhetischem Horror oder einer vermeintlich gewagten Antithese zum Grundsatz der Klischees zusammensetzen und darauß ihre Daseinsberechtigung begründen. Und dann gibt es jene Filme, die Hyperrealismus, mit Mythen paaren, um so über den Umstand der eigens schwach geschriebenen Geschichte hinwegzutäuschen. Und wie ein solches Werk wirkt The Witch. Es geht um die Familie, es geht um Pflichten, es geht um Instabilität der Gemeinschaft, es geht um Zwänge und all diese Laster, die durch ein Kollektiv des Blutes hervorgerufen werden. Dann gibt es ein Phänomen, daß irgendwie mystisch ist und die Hälfte der Zeit versuchen alle Beteiligten mit einer reinen Glaubensfrage zwischen irrationalem und Realität zu wählen. Doch die eigentliche Geschichte, die hier erzählt wird, ist nicht besonders innovativ, oder weltbewegend. Sie spielt mit klassischen Klischees und bedient diese zu Weilen auch selber.

Trailer zu The Witch

Eine wirklich bemerkenswerte Stärke ist, daß der Film vor allem seine Spannung aus reinen Bildern generiert. Da gibt es den Schlamm, den Dreck, die dunklen Wälder, die triste Herbstlandschaft und all das vermischt Robert Eggers zu einem Phänomen, weil er die Wirkung einzelner Horrorszenen in der Realität verankert, während seine Geschichte es nicht ist. Es ist ein starker Kontrast, der da entsteht, selbst wenn die Geschichte hier auch dem gleichen Ritus folgen könnte. Eine Hierarchie wird da gezeichnet und es sind die Figuren, die davon leben, all ihre Gefühle nur doch Bilder sprechen zu lassen. Klar folgen dem auch Worte, doch das eigentlich drastische an diesem Phänomen ist, daß was uns wie ein Gemälde in die Netzhaut gebrannt wird. Keine schönen Farben, dennoch aber ehrliche, die den Zustand jener Zeit widerspiegeln und von Menschen erzählen, die ab einem gewissen Punkt, nicht mehr zwischen Wahrheit und Schein unterscheiden können. Die Charaktere überkommt ihr Verlangen nach einer übergeordneten Macht viel eher, als es die Realität jemals könnte. Da steckt eine Faszination hinter, ähnlich wie sie auf den Zuschauer übertragen wird, der sich danach sehnt, von den Bildern in eine tiefe Sinnkrise geworfen zu werden. Doch Eggers ist nicht plakativ und so könnte man hier das Motto „Viel Lärm um Nichts“ übertragen, dennoch ist da nicht nichts. Es findet nur auf anderen Ebenen statt.

Denn neben den Aufgaben, die die Familie der Hauptfigur auferlegt, ist es vor allem die Emanzipation der Frau, die hier die Geschichte bündelt. Es ist oft so leicht gesagt und viel mehr noch als ein wirklich ehrliches Anliegen der Kunst wäre, wirkt es in der heutigen Zeit wie ein Werbegag. Doch interessant ist, daß es hier einen starken Konflikt zwischen patriarchaler Mission und nicht erfüllten Wünschen der Hauptfigur gibt. Die Lehren der Kirche, nach welcher auch das Wohl anderer schwerer wiegt, als das eigene, werden hier mit dem Verstecken der eigenen Wünsche gepaart. Dabei nimmt quasi der Teufel, oder das Böse die Position ein, die es schon immer eingenommen hat. Es ist verführend, weil es die Sehnsüchte besser beantworten und ausfüllen kann, als es die Familie jemals vermag. Die Emanzipation wird hier besonders deutlich, durch das Auftreten der Fruchtbarkeit der Hauptfigur, oder besser gesagt der Regelblutung ausgedrückt. Das mag zunächst keine besondere Szene sein und so versteckt Eggers gekonnt die Reife, während aus dem gesamten Drumherum ein Anstieg der Macht der Hauptfigur und der sagenumwobenen Hexe entsteht. Dann wiederum buhlt auch die Hauptfigur um Verständnis, um einen Platz in der Familie und sieht auch in den eigenen Geschwistern eine Plage. Dabei drückt sich im weiteren Verlauf der Geschichte dann aber auch die korrumpierende Macht aus, die die Figur so entwickelt.

Das wirkt alles so ein bisschen albern und das scheint Robert Eggers auch zu wissen, indem er Volkssagen als Zeitphänomen karikiert. Die Inszenierung einzelner Szenen wirken dabei so bewusst überstilisiert, oder auch komplett in Ruhe gehalten, daß Eggers hier vermutlich verdeutlichen möchte, daß diese Geschichten nun eben auch nicht mehr sind als Geschichten. Gleichsam gibt der Film seinen Schauspeilern aber auch den nötigen Raum, in ihren Rollen zu wachsen und lässt das Ganze nicht zu einer rein ironischen Frace verkommen. Dann wiederum verlieren sich die Szenen aber auch nie in ihrer über stilisierten Ernsthaftigkeit, oder besser gesagt, Eggers spart sie komplett aus. Besonders eindrucksvoll ist das vor allem an dem Umgang der Familie mit Thomansin zu sehen. Diese wird hier als Hexe gebrandmarkt, während sie eigentlich doch nur eine Frau ist. Dabei scheinen die Figuren auch nicht unbedingt zu den gebildetsten Menschen zu gehören, weil sie sich auch recht schnell in ihrer Idee verlieren. Ob das nun ein bewusster Kommentar, oder ein Seitenhieb in modernes Politikverständnis ist, bleibt unklar. Klar ist aber, daß die Zeichnung der Figuren vielleicht gar nicht so albern ist, wie sie zunächst erscheint. Auch die Dekonstruktion der Familie hat etwas sehr gewagtes in diesem Kontext. Denn schließlich ist konservativen Menschen nichts so heilig, wie die Familie. Darum ist das Werk gleichsam auch entlarvend gegenüber alten Strukturen, die heute noch andauern.

Um The Witch zu mögen, muss man ihn anschauen, um ihn zu verstehen, muss man zwischen den Zeilen lesen. Gekonnt vermischt Robert Eggers in seinem Regiedebüt eine alte Zeit mit aktuellen Problemen, die entlarven, wie wenig Entwicklung dazwischen zu stecken scheint. Schauspielerisch ist das ebenso großartig, während die Inszenierung durch ihre Dichte und Subtilität besticht.

The Witch Bewertung
Bewertung des Films
710

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