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Tod auf dem Nil

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Tod auf dem Nil Kritik

Tod auf dem Nil Kritik

Tod auf dem Nil Kritik
0 Kommentare - 13.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Tod auf dem Nil" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Die Millionenerbin Linnet Ridgeway (Lois Chiles) lässt eine Bombe platzen. Sie wird den Mittellosen, armen Schlucker Simon Doyle (Simon MacCorkindale) heiraten und schockiert damit die Aristokraten. Um ihre Hochzeit zu feiern, versammelt das frische Paar die Familie und Freunde auf einem Luxusdampfer, der über den Nil fährt. Eines Tages wird der leblose Körper von Linnet gefunden und sie wurde ermordet. Zufällig befindet sich der berühmte Detektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov) an Bord, der nun die komplizierte Aufgabe hat, den Fall aufzuklären.

Es ist verwunderlich, daß gerade Tod auf dem Nil zu jenen Agatha Christie-Adaptionen gehört, die einen unglaublich hohen Bekanntheitsgrad zu sich haben. Denn eigentlich, daß muss man sagen, scheint gerade dieser Vorlage doch im Vergleich mit dem bis ins Mark erschütternden Mord im Orient-Express eher zu den seichteren Werken Christies zu gehören. Mal ehrlich, daß war auch im Remake ein Problem, daß was zum Mord führt und wie alle Beteiligten nacheinander klarmachen, warum sie ein Motiv hätten jene Frau zu ermorden, wirkt auch in diesem Film doch recht konstruiert und forciert. Man hat einfach das Problem, daß diese Vorlage nicht sonderlich viel hergibt. Gut, zugegeben, daß lässt sich leicht aus einer Warte heraus sagen, wenn man eben den Plot schon kennt. Und ehrlich gesagt ist das Remake dahingehend sogar noch Spoilerlastiger, als es diese 1970er-Jahre-Version ist, wodurch es natürlich umso schwerer wird darüber zu reden, weil man ja nicht einfach bestehende Erinnerungen löschen kann. Wir alle hätten diese Gabe wohl hin und wieder mal ganz gerne, aber ja, es funktioniert nicht so einfach. Und dann täuscht ein solcher Film eben auch gekonnt darüber hinweg, daß er eigentlich wenig zu berichten hat. Und wodurch macht er das? Nun, er macht das dadurch, daß er einen unglaublich großen Cast auf die Beine stellt und hier wahllos mit Namen wie David Niven, Mia Farrow, Maggie Smith, Angela Lansbury oder Bette Davis umherwerfen kann.

Erstaunlich ist hier natürlich, daß Tod auf dem Nil vor allem als Fortsetzung zu Mord im Orient-Expreß (1974) konzipiert wurde und damit auch relativ nahtlos an diese Geschichte anknüpft. Immer wieder lässt der Film dabei Verweise auf jenes Werk zu und offenbart doch auf der anderen Seite auch eine große Veränderung vor der Kamera. Vorbei ist es mit Albert Finney, der eben nicht mehr wollte und dann kam eben Peter Ustinov, der gleich auch klarmacht, daß seine Inkarnation von Poirot nicht mit der von Finney zu vergleichen ist. Wirkte Finney noch wie ein relativ in sich gekehrter, stellenweise autistischer Mann, ist dieser Poirot, relativ direkt, relativ von sich überzeugt und hin und wieder sehr schnippisch und sarkastisch unterwegs. Und das gefällt. Während ein Kenneth Branagh vor allem einen sehr skurrilen Mann mimt, der in den richtigen Momenten einen unglaublichen Ernst beweist, kann man wohl sagen, daß Ustinov hier die perfekte Balance aus Humor, Ironie und eben jenem Gespür für Verbrechen, aber auch einer gewissen Arroganz trifft. Und das trifft sich vor allem in diesen Kreisen, in denen Poirot für gewöhnlich verkehrt, ja sehr gut. Gerade weil es eben um Menschen geht, die einen gewissen gesellschaftlichen Stand und auch eine gewisse Hochmütigkeit und Arroganz besitzen. Klar hat er auch die Aura eines Gentlemans, die sowieso nicht gespielt sein kann, sondern die gewisse Männer einfach hatten. Es ist zu Teilen also auch kaum durch das Spiel, sondern mehr durch die Sozialisation des Schauspielers zu erklären. Seltsamer Anspruch, aber so ist es.

Ja, und dann hat das Werk natürlich auch die offenkundigen Vorteile im direkten Vergleich zum Branagh-Werk. Im Prinzip ist die Geschichte natürlich die gleiche und einige Namen und Rollen wurden eben ausgetauscht und dann von anderen übernommen. Doch die klare Stärke und der Grund, warum jenes Werk so authentisch wirkt, ist eben die Echtheit. Man kann das greifen, man kann diese Figuren, die Orte, im besonderen auch das Schiff, auf dem sie sich befinden, immer greifen. Da ist eben alles echt und das erfordert eben einen Haufen Arbeit, hunderte bis tausende Komparsen an ein echtes Set zu bewegen, Sets teilweise zu bauen, oder an echten Orten zu drehen. Das sind alles Dinge, die die Kunst zur Kunst machen, weil es eben durch echte Arbeit, durch Handwerk passiert. Und für solche Werke hat man im modernen Kino wohl sicherlich einfach keinen Platz mehr. Ja, es sind auch nur Oberflächlichkeiten, über die man dann im Falle dieser Version von Tod auf dem Nil spricht. Ob nun die Geschichte als solche soviel hergibt, daß darf einfach bezweifelt werden. Es gibt natürlich einige Dinge, die auffallen, nach welchen man allerdings der Vorlage von Christie durchaus auch einen gewissen Klassizismus unterstellen könnte. Denn was sieht man hier vor allem? Richtig. Die High Society, Menschen, die einfach intellektuellen Standes sind und vor allem aber monetär gute Anlagen hatten.

Und dann kommt eben dieser mittellose Doyle in das Leben von Linnet Ridgeway. Ein Mann, der weder denselben kulturellen, noch intellektuellen Stand hat, wie seine Frau, besser gesagt Verlobte. Und in diese Kreise kommt man dann also nur rein, wenn man sich anpasst, oder besser gesagt lügt und betrügt. Klar, auch da, man könnte Tod auf dem Nil sicherlich so gesehen auch als Kritik an herrschenden Verhältnissen sehen. Allerdings bleiben diese Figuren dafür schlicht und ergreifend zu klar in ihrer Motivation, die eben auf einer Herzensangelegenheit beruht. Nun muss man sagen, daß das Werk aber dennoch wieder mal im direkten Vergleich zum Remake schon darauf achtet, daß die Figuren eine gewisse Tiefe erhalten. Man befasst sich sehr mit diesen Charakteren. Und es ist auch wichtig zu verstehen, wo sie herkommen, weil dieses Verständnis essentiell für die Deutung der Geschichte dient. Nicht unbedingt nur, um die Motive und Bedürfnisse einzelner Figuren nachzuvollziehen. Und daher kann es auch sein, damit revidiere ich meine Aussage zu Beginn zumindest ein wenig, daß es eben ein schwer verfilmbarer Stoff ist, der vor allem auf Klassen und eben einem gewissen Lebensgefühl von Personen fußt.

Ein im Sinne des Monumentalfilms inszenierter Thriller ist Tod auf dem Nil. Ein Film, der eben Klassenfragen anspricht, diese aber wohl nicht weit genug denkt und sich letzten Endes durch sein großartiges Ensemble und die tollen Bilder legitimiert. Es macht Spaß sich das anzusehen, wenngleich die eigentliche Geschichte nicht unbedingt so viel herzugeben scheint, können die Schauspieler über diesen Makel hinwegtrösten.

Tod auf dem Nil Bewertung
Bewertung des Films
710

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