Bewertung: 2.5 / 5
Es gibt Spruchweisheiten, die bewahrheiten sich immer wieder: Etwa jene, dass man kein Herz hat, wenn man als junger Mensch kein Revolutionär sein möchte. Das Hirn, die Einsicht und vermutlich auch die etwas überzeugenderen Filme können ja später folgen. Konstantin Ferstls verschrobene Anti-Establishment-Komödie Trans Bavaria wirkt nicht nur deswegen distanzlos, weil ein Ich-Erzähler aus dem Off die verschlungene Älterwerden-Geschichte, in der sich Lausbuben-, Sinnkrisen- und Road-Movie-Elemente mischen, über die Filmbilder stülpt und alles Gezeigte permanent erklärt. Das Gefühl, etwas sehr Persönlichem ausgeliefert zu sein, verstärkt sich auch deswegen, weil der gerade mal 28-jährige Autor, Regisseur und Produzent in Personalunion keinen Zweifel daran lässt, dass er in seinem überlangen Heimatfilm eigene Lebenserfahrung verarbeitet.
Der 19-jährige Quirin (Marcel Despas) hadert mit sich und der Welt: Aufgewachsen im zutiefst konservativen Niederbayern quält ihn die Vorahnung, dass sein Leben in die falsche Richtung laufen könnte. Aufrichten kann er sich nur an fixen Ideen - etwa an jener von der zweiten Chance der Weltrevolution. Nach einem eher missglückten Bürgerschreck-Streich, als er die Abiturzeugnisverleihung sprengt, stürzt er sich in Aktionismus: Zusammen mit seinen beiden besten Freunden, dem stoischen Metzgerssohn Wursti (Johannes Damjantschitsch) und dem schnöseligen Zigarrenraucher Joker (Lukas Schätzl), macht sich der Kuba-Fan aus der Provinz auf zu einer abenteuerlichen Reise.
Quirins Ziel: Wie einst den ähnlich spätpubertär verwirrten Weltverbesserer Mathias Rust zieht es ihn an den berühmten Roten Platz nach Moskau. Dort möchte er dem greisen Staatsgast Fidel Castro zujubeln, der als vermeintlich letzter noch lebender Revolutionär in der russischen Hauptstadt eine Rede halten soll. Seine beiden Freunde wirken vom Reisegrund zwar nicht wirklich überzeugt, zum Aufbrechen lassen sie sich aber trotzdem überreden. Und so geht es im entwendeten roten (!) Fleischtransporter eben in den mythischen Osten.
Herauskommt, wie man schnell ahnen kann, ein in die Länge gezogenes skurriles Road-Movie, das den Gedanken der Selbstfindung auf der Straße auf Dauer arg strapaziert. Keine wirkliche Überraschung, dass das Ziel rasch immer unwichtiger wird - und das mit jedem Fahrkilometer das innere Niederbayern doch wieder näher rückt. Am Schluss darf Quirin sich von einem weisen alten Freak (großartig: Eisi Gulp) einen Merksatz ins Poesiealbum diktieren lassen. "Wenn du glaubst, dass Heimat dort ist, wo du dich gerade wohlfühlst", sagt er, "dann bleibst du ein ewiger Tourist".
Alles in allem ist dies keine unsympathische Erkenntnis, die sicher auch dem so draufgängerischen bayerischen Filmemacher Markus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot) gefallen hätte. Sein Geist schwebt allzu deutlich über diesem Film, der in vielen Mini-Passagen überraschend originell ist, auf der Gesamtstrecke aber blass bleibt. Vielleicht ist auch das ein Charakteristikum der Jugend, dass sie gleichzeitig naiv und altklug wirken kann. Aber wenigstens geht sie eines Tages vorüber.
Trans Bavaria bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Rupert Sommer)