Bewertung: 3.5 / 5
Im Nachlass seiner soeben beerdigten Frau findet der aristokratische Bernard (François Berléand) Briefe, die in bunter, krakeliger Kinderschrift geschrieben und an ihn adressiert sind. "Wann kommst Du mich besuchen?", fragt Absenderin Chloé. Für einen kurzen Moment verliert Bernard seinen stoischen Gleichmut und beginnt zu begreifen: Das kleine Mädchen, inzwischen wohl erwachsen, ist seine uneheliche Tochter, von der er bis dato nichts wusste. Also macht er sich in der leichtfüßigen französischen Komödie Väter und andere Katastrophen auf den Weg, die unbekannte junge Frau zu suchen. Was er allerdings zuerst findet, ist ein zweiter Vater - in Gestalt des forschen, trinkfreudigen Kochs Gustave (Gérard Jugnot).
Gustave zog das Mädchen groß, ohne jemals an seiner Vaterschaft zu zweifeln. Daher kommt ihm nicht einmal ansatzweise in den Sinn, dass Bernard nicht wegen seines zu verkaufenden alten Autos vorstellig wird, sondern weil er Chloé (Olivia Ruiz) sucht, zu der Gustave wegen eines Streits seit Jahren keinen Kontakt mehr hat.
Aufgrund aller möglicher skurriler Missverständnisse und Zwischenfälle kommt es schließlich so weit, dass sich die beiden ungleichen Herren auf einem Roadtrip in Richtung Bordeaux wiederfinden. Dort wohnt Chloé inzwischen - und castet fleißig Schauspieler, von denen einer sie als Vater zum Traualtar führen soll: Die Hochzeit mit dem steinreichen Ex-Tennisprofi Stephen (Jamie Bamber) steht kurz bevor.
Bernard gelingt es durch einen Trick, die Rolle des Brautvaters zu ergattern. Gustave, der Chloé beflissen aus dem Weg geht, heftet sich an seine Fersen - immer noch nicht ahnend, dass sein Gefährte sich Chloé als ihr leiblicher Vater präsentieren will. Im Gegensatz zu ihren beiden schrulligen Papas, die sich in unterhaltsamen, verbalen Rangeleien und kleinen Revierkämpfen ergehen, wirkt die junge Frau alles andere als sympathisch. Sie baute ihr ganzes Leben auf einer Lüge auf, da sie sich vor ihrem Zukünftigen für ihre Herkunft schämt. Man selbst schämt sich indes für Chloé, die oberflächlich und berechnend anmutet und glaubt, das Glück hänge von einer perfekten Fassade ab.
Würde sich das Drehbuch zu sehr auf ihr Lügengebäude konzentrieren, wäre der Film womöglich schnell ins unerträglich Klischeehafte abgeglitten. Doch die Autoren Martin Valente - der auch Regie führte - und Gianguido Spinelli verstanden sich darauf, das dynamische Duo Jugnot-Berléand charmant in den Mittelpunkt zu rücken. Mit viel Situationskomik und Bauernschläue mogeln sich die beiden Best Ager durch ihr Vorhaben. Natürlich ist das Ende der Geschichte vorhersehbar, und natürlich ist das alles nicht neu - aber die temporeiche Erzählweise und die liebevolle Machart des Films lassen über derlei Schwächen hinwegsehen.
Väter und andere Katastrophen bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)