Bewertung: 1.5 / 5
Mit ein wenig Verzögerung und ohne allzu große Erwartungen gabs heute abend dann doch noch spontan Venom - Let there be Carnage und ja...was soll ich sagen - ich fand ihn, gelinde gesagt, echt bescheiden. Ich werde in dieser Review bewusst NICHT auf Spoiler verzichten und es wird vermutlich ohnehin eher ein kleiner Rant werden, denn der Film war einfach riesen Grütze.
Also nochmal: Wer den Film nicht kennt und auf Spoiler verzichten will, der möge diese Review NICHT LESEN!
Trailer zu Venom - Let There Be Carnage
Inhalt:
Venom und Eddie streiten dauernd, wie ein altes Ehepaar, haha, witzig. Dann soll Eddie Cletus Kasady interviewen, der im Knast sitzt, weil er Leute umgebracht hat - irgendwann, offscreen. Weil...ja warum eigentlich Eddie? Weil Baum oder so. Das wissende Grinsen, wer Kasady ist und was es mit ihm auf sich hat, das man nach dem Ende des letzten Films hatte, das kommt eh nur daher, dass man als Comicfan mit der Figur was anfangen kann. Und ja, als Eddie dann im Nachgang herausfindet, wo Cletus versteckte Leichen rumliegen, wird der dann halt doch zum Tode verurteilt. Nicht jedoch, ohne Eddie einzuladen, ihn zur Hinrichtung doch nochmal zu besuchen. Gesagt, getan - aber ups Cletus beißt Eddie - schwupps, bisschen Blut, bisschen Venom, bisschen Carnage. Wow, spannend konstruierter Käse.
Danach trennen Venom und Eddie sich, weil in zweiten Teilen Helden ja schließlich gerne mal ihre Kräfte verlieren. Nur um dann, in besseren Filmen, später nen moralischen Effekt zu erzielen. Oder um, hier, halt am Ende zusammen gegen Carnage kämpfen zu können. Der Rest passiert dann halt...irgendwie. Um in der Mid-Credits-Szene das einzige zu zeigen, was irgendwie Wert besitzt - nämlich dass, weil irgendwas mit Mutliverse und so, Venom jetzt im Holland-Spiderverse gelandet ist, oder so...
Kritik:
Scheiß die Wand an, war das langweilige und uninspirierte Grütze. Mal ehrlich - Carnage braucht - und das sage ich jetzt nicht, weil ich ein Gorehound bin, sondern weil es verdammt nochmal einfach so ist und dieser Figur zutiefst innewohnt - BLUT und ein R-Rating. Die Figur ist das personifizierte Chaos - ein blutrünstiger Massenmörder eingepackt in einen noch blutrünstigeren Energievampir-Symbionten, der Papa Venom wie nen lieben Schoßhund aussehen lässt.
Und ja, Serkis holt das Maximum aus dem (peinlichen) PG-13 heraus, aber ein paar Leute durch Türen und Offscreen zu werfen oder mal von nem implizierten Kopf-Abbeißen wegzublenden ist einfach nicht dasselbe, wie Carnage in Action zu sehen. Ich habe über die Jahre einige Carnage-Comics gelesen und insbesondere Maximum Carnage, Carnage U.S.A. oder Absolute Carnage sind einfach solche Klassiker - die von den teils grotesk brutalen Szenarien leben, dass es lachhaft wirkt, eine solche Figur in einen - sorry - Teeniefilm hineinzupressen.
Zumal dem Film leider auch zu keinem Zeitpunkt eine Hingabe zum Ausgangsmaterial anzumerken ist. Die Figur wird in den Film hineingespuckt und am Ende einfach wie jeder One-Off-Schurke wieder von ihm aufgefressen. Erbärmlich, lachhaft und ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan dieses einzigartig bestialischen Schurken.
Dass der Film nicht vollends im absoluten Abgrund der Unerträglichkeit landet, liegt dann erneut an der Chemie zwischen Eddie und Venom, auch wenn Hardy hier eine ganze Ecke lustloser spielt als im direkten Vorgänger. Das Geplänkel der beiden sorgt für die wenigen Lacher, die der Film zu bieten hat und kann ihn so grade davor retten, völlig abzusaufen.
Die Effekte und der Score sind dabei solide, wenn man denn von den Dingen Onscreen was sehen und erkennen kann. Das 3D ist überflüssig wie eh und je, verdunkelt das Bild unnötig und insbesondere in den Actionszenen wird fleißig gewackelt und geschnitten, wodurch nicht nur Übersicht flöten geht, sondern auch das bisschen Gewalt, das im Film geblieben ist, weiter verschleiert wird. Sorry Andy, aber mit diesem Film hast du dir keinen Gefallen getan, selbst wenn er wohl am Box Office erneut zu nem gewissen Erfolg geworden ist.
Das was der Film an "Handlung" präsentiert, ist dabei ein wüster Mix aus wahllos aneinandergereihten Szenen, minimalem Setup für Cletus, sowie unnötiger Trennung und Wiedervereinigung von Venom und Eddie, die exakt die gleiche Lektion wie im ersten nochmal lernen dürfen - "Oh wow, zusammen sind wir stärker." Während Michelle Williams und ihr Doktor Dan Verlobter als leidlich notwenidge Nebenfiguren genau wie Cletus Flamme "Shriek" - deren Kräfte mit dem Rumgeschreie für dezentes Konfliktmaterial zwischen Cletus und Neu-Mitbewohner Carnage, der gerne lange schläft, sorgen - mal mehr und mal weniger nutzlos durch den Film wandern und hier und da Sachen tun, um auf den Konflikt zuzusteuern.
Keine der Figuren ist groß sympathisch, keine der Figuren läd zum Mitfiebern ein und nichts und niemand in diesem Film scheint irgendeine Art von Vision oder Idee davon gehabt zu haben, was man hier eigentlich erzählen will abseits von "Joar, wäre das nicht voll töfte, wenn sich Venom schon wieder mit nem Symbionten kloppen würde, der in etwas das gleiche kann wie er - ABER: jetzt wirds gut - dieser Symbiont CARNAGE wäre?". Und wenn Venom dann gegen Ende Angst bekommt, weil Carnage ja "ein Roter" ist, hat das genausoviel Gewicht und Bedeutsamkeit wie wenn er gesagt hätte "Kämpfen wäre jetzt doof, ich muss grad mal groß". Ohne Kontext oder Setup bleibt das alles so beliebig und schwach, dass es einfach nur traurig ist.
Fazit:
Venom - Let there be Carnage ist Schrott. Ich sage es nicht gerne und ich verwende dieses Wort selten, um Filme zu beschreiben. Aber abgesehen von ein paar (erwartbar) okayen Effekten und solidem Score hat der Film außer der Chemie zwischen Eddie und Venom NICHTS zu bieten, was es wert wäre gesehen zu werden. Carnage als Onscreen-Präsenz wird vom PG-13 unnötig verharmlost und ausgebremst und die 90 Minuten Laufzeit lassen die ohnehin unsinnige Handlung zusätzlich noch unangenehm gehetzt wirken. Zu sagen, dass der Film nichts zu sagen hatte, was irgendwie von Belang ist, wäre noch untertrieben.
Ganz ehrlich Sony, wenn ihr nichts zu sagen habt, dann haltet doch einfach euer M**l und lasst verdammt nochmal die Finger von Figuren, mit denen ihr nichts anfangen könnt. Ist ja toll, dass ihr was vom Kuchen abhaben wollt - aber lernt doch erstmal wie man nen konsistenten Film macht, bevor ihr meint ihr müsst Setups für eure ach so tollen Sequels in solche Schundstreifen reinkotzen.
Wer Carnage als Figur mag oder Venom liebt, darf sich natürlich gerne trotzdem ein eigenes Bild machen. Meiner Freundin gefiel er ganz gut, weil sie keinen Bezug zu den Figuren hat und der Film für sich genommen als Außenstehender sicherlich recht kurzweilig daherkommt. Aber als langjähriger Fan von Spider-Man, Venom und Carnage kann ich nur sagen: Macht einen Bogen um diesen Schrott. Das hat Carnage einfach nicht verdient... Und - Sorry, Woody, aber dein Cletus hat leider lediglich die affigen Frisuren als Erinnerungsmerkmal, der Rest war nichts.
3/10 Punkte bzw. 1,5/5 Hüte für die Chemie zwischen Eddie und Venom. Und jetzt lasst mich...ich will diesen Mist so schnell wie möglich verdrängen.